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Mein lieber Carnap!
Ich habe Deinen Entwurf noch von niemandem zurück.
Mein Rat wäre, nicht mit Abgrenzung „LOGIK“ zu beginnen und zu sagen, was man darunter verstehen mag, sondern gewissermaßen die unzerlegte Masse LOGIK und MATHEMATIK (was doch wohl der Situation entspricht) an die Spitze zu setzen, zu berichten, was es für Probleme gibt, wohin die führen, wie sie sich verzweigen und verbinden, um dann am SCHLUSS, sagen wir Kapitel 4 zu sagen: EINTEILUNG DER PROBLEMGRUPPEN: „Das Wort ‚Logik‘ wird in verschiedener Bedeutung gebraucht…“ Die Kapitel 1 bis 3 (ich sag nur irgend welche Ziffern) würden die noch unzerlegte Masse behandeln, Frege-Russell und Hilbert kommen so besser zu ihrem Recht.
Das ist nur im groben gemeint. Was ist Deine Meinung?
Ich will einmal van Dantzig den Entwurf zeigen, der hat mit Schouten über GEOMETRIE-Definition etwas publiziert.
Über ZEITSCHRIFTENTITEL an Euch beide.
Kurt Gr[elling] möchte, wie ich schon andeutete, irgendwie die ZEITSCHRIFT als ein Sprungbrett verwenden (er möchte die Meiner-Sache eventuell finanzieren), falls er hinausgeht, was er sehr erwägt. Ich möchte ihm dabei helfen
Er war einmal schon mit mir in Kontakt und wollte mit MEINER reden. Ich habe nichts weiter davon gehört. So mußte ich – um nicht unseren Zeitschriftenplan zu gefährden – abschließen, ohne daß MEINER (wie ich es im ursprünglichen Entwurf getan hatte) im Vertrag selbst vorkommt. Wohl aber habe ich, sowohl aus Loyalität gegen MEINER (was die Verleger gut eingesehen haben) als auch im Interesse von Kurt Gr[ellling], einen Brief der Verleger an mich schreiben lassen, in dem sie ausdrücklich erklären, daß die Verhandlungen mit MEINER vorgesehen sind. Die beiden Herrn hatten dezidiert erklärt: wir können keinen Vertrag schließen, innerhalb dessen eine offene Möglichkeit ist. Da einer im Juni nach LEIPZIG fahren wollte, hätte das eine Verzögerung bedeutet – keine Propaganda mehr für den Kongreß.
Dazu kam, was ich ja schrieb, daß eine Zeitschrift, die uns hier freundlich behandelt, sich erweitern will – in unserer Richtung, wie es scheint. Da ists auch besser, unter Dach und Fach zu sein. Ich zögere immer ein wenig, weil ich mir denke, daß Reichenbach z. B. – obgleich ich wahrlich bemüht bin, alles offen zu lassen und Euren Entscheidungen nicht vorzugreifen – es ungern sieht, wenn ich mich in diesen Dingen zu sehr bemühe. Aber, was tun? Er hat doch nur das vage Angebot der CAMBRIDGE PRESS, einen Kommissionsverlag auf unser Risiko zu machen, MORRIS hatte vorgeschlagen, daß wir Geld zusammenschmeißen oder mindestens garantieren usw. usw. Ich nehme an, daß Du mir, wenn man sich wieder über mich ärgert, ein Wohlverhaltenszeugnis
Mit guten Grüßen
Otto Neurath
Brief, msl., 2 Seiten, RC 110-02-21 (Dsl. ON 221); Briefkopf: gedr. International Institute for the Unity of Science mit näheren Angaben, msl. 16.V.38.