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Lieber Carnap:
Ich rate zwei Dinge. I. Nochmals mit Morris zu versuchen, ob die PRESS nicht eine Zeitschrift, Format und Ausstattung wie die Enzyklopädie, machen will, zunächst in kleinem Umfang. Wir würden alles tun, um viele Subskribenten zu bekommen. Das Bedürfnis nach so einer Zeitschrift besteht. Wir würden in kurzer Zeit, wenn die PRESS wieder die Propaganda macht, etwa 400 Abonnements haben. 2. Wenn das wirklich nicht geht – was ich nicht verstehe, weil Zeitschrift und Enzyklopädie einander tragen – Malisoff klar folgendes vorzuschlagen, daß wir, wie das in vielen Zeitschriften der Fall ist, eine ABTEILUNG haben wollen von bestimmtem Umfang, über den Rest verfügt die sonstige Redaktion, wie immer.
Es muß immer beim alten Plan bleiben, daß drei Abteilungen garantiert sind, eine für vorwiegend Logik, eine für vorwiegend Unity of Science, Enzyklopädie – unser Institut – und eine für allgemeine Fragen. Was sagst Du zu Reichenbachs Antwort auf Nagel? Mich würde das sehr interessieren. Wie erklärst Du Dir eigentlich, daß Russell jetzt so freundlich sich über Reichenbach äußerte? Er war doch sonst kritischer. Nicht, als ob ich nicht verstünde, daß man sich über Reichenbach gut äußern kann, er hat doch seine Meriten. Ich hörte nun auch von Ayer, daß Russell uns in Oxford kritisierte. Bat um nähere Nachricht.
Bin sehr überlastet mit Arbeit. Mein Buch für Knopf, eine größere Sache für New York usw. Soll mich beratend zu einem Tuberkulosefilm äußern usw., und der Tag hat nur 24 Stunden und verdienen tut man sehr knapp. Die Zeiten sind trübe, alles hängt voll dunkler Wolken und vieles ist überdies grauslich. Wenn Du mit Morris einen Weg fändest, wie ich mit Institut drüben wo unterkommen könnte, wäre es herrlich. Aber wie viele wollen das.
Ich schicke Morris den Biologie-Artikel von Mainx. Bitte sieh ihn Dir genau an und schreibe darüber.
Mit guten Grüßen an Ina und an Dich, auch von MR
Dein
Otto Neurath
Brief, Dsl., 1 Seite, ON 221; Briefkopf: msl. 8.III.38; ohne Signatur. Obwohl nicht mit Sicherheit entscheidbar, legen die inhaltlichen Überschneidungen mit den beiden Folgebriefen nahe, dass dieser Brief nicht abgeschickt wurde.