Otto Neurath an Rudolf Carnap und Charles W. Morris, 22. Februar 1938 Februar 1938

Anbei mein Brief an Rougier zur Kenntnisnahme. Ich sende an Morris den Entwurf von Rougier, mit der Bitte, ihn dann Carnap zu geben. Die Bemerkungen, die für Rougier bestimmt sind, bitte mir in je zwei Exemplaren zusenden, eins bleibt dann bei mir, eins geht an Rougier weiter. Ich organisiere jetzt Schritt für Schritt den Enzyklopädieapparat. Nach einiger Zeit wird das hier automatisch laufen.

Ohne pedantisch sein zu wollen, bitte ich Euch beide, keine direkten Informationen an Mitarbeiter ergehen zu lassen. Ich habe z. B., als mir Morris mitteilte, daß wir die Wortzahl etwas verringern sollen, die Grenze noch ein klein wenig niedriger aus folgender Erwägung angesetzt (und allen Mitarbeitern mitgeteilt): wir wollen manche Hefte größer machen, z. B. wahrscheinlich Heft I, wir wollen den Index beifügen, ohne Heft 20 stark einzuschränken usw. Da schien es mir zweckmäßig, eher ein wenig den Umfang prinzipiell zu drücken (Ihr habt ja das Rundschreiben auch bekommen, ich glaube eine so kleine Sache müssen wir nicht vorher durchsprechen, zumal wir ja jedem einzelnen Mitarbeiter ein we🕮 nig mehr Raum fallweise zubilligen können). Nagel und Lenzen haben jetzt eine andere Information von Morris, eine andere von mir bekommen über den Umfang der Hefte.

Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr die PRESS veranlassen wolltet, mir wirklich sofort Druckproben der Titel und der Seiten zu senden. Es ist zweite Hälfte Februar und wir wollen doch wenigstens Ende März mit Heft I und II herauskommen. Spätestens Anfang April. Es würde mich übrigens sehr interessieren zu erfahren, was der Grund der Verzögerung ist, weil ich so meinen Erfahrungsschatz betreffend Verleger und Drucker vermehre, was sehr wichtig ist, da ich ja verschiedene Dinge in USA zu erledigen habe. Ich habe auch noch keine Papierproben bekommen, weder vom Druckpapier, noch von den Umschlägen, kein Muster von der Leinwand für den Einband.

Hier ist ein wachsendes Interesse für unsere Bewegung, insbesondere bei Vertretern von Spezialwissenschaften. Ich hielt vorgestern ein Referat im Signifischen Kreis, der fast nur aus Wissenschaftern besteht. Der Biologe war sehr interessiert (Jordan), auch Clay usw.

Die Zeitschrift SYNTHESE ist bereit, ständig über unsere Bewegung zu berichten. Von Malisoff habe ich lange nichts gehört, auch keine Korrekturabzüge bekommen. Komisch.

Mit besten Grüßen