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Lieber Neurath‚
Besten Dank für verschiedene Briefe und Rundbriefe. Soeben hat Morris Dein Kabel über Bohr bekommen – sehr erfreulich.
Ich will nun zu den verschiedenen Punkten meine Bemerkungen machen.
1. Enzyklopädie.
Deinen Plan des Pictorial Thesaurus halte ich für sehr schön und lohnend. Ich glaube auch, daß man ihn am besten mit der Enzyklopädie verbindet. Aber ich denke wie Morris, daß man an die Press am besten erst herantritt, wenn die beiden Fragen der Enzyklopädie und der Zeitschrift endgültig geregelt sind. Das Erscheinen der Enzyklopädie können wir ja nun praktisch als gesichert ansehen.
Ich glaube, daß Meyer Schapiro der richtige Mann ist für einen Band über Kunst. Ich hatte einen guten Eindruck von Gesprächen mit ihm.
Ich bin gerade damit beschäftigt, meinen Beitrag für das erste Heft zu schreiben. Entsprechend Deinem neuen Plan und besonders mit Rücksicht auf den angekündigten, wenn auch vermutlich kurzen Beitrag von Bohr, werde ich versuchen‚
Ob Zilsel oder Kraft vorzuziehen ist, ist mir nicht ganz klar. Bei Zilsel ist die praktische Frage der Anpassung an andere wohl etwas schwierig, dafür steht er aber entschiedener auf dem empirischen Standpunkt. Und ist er nicht auch besser beschlagen in der Geschichte der Wissenschaften? Von Kraft habe ich soeben sein Buch „Die Grundlagen der wissenschaftlichen Wertlehre“geschickt bekommen, das in der Frank-Schlick-Sammlung erschienen ist. Vielleicht können wir daraus einen Eindruck von seinem Standpunkt und seiner Eignung für die Mitarbeit bekommen; er kommt wohl einerseits für das Heft über Empirismus, andererseits jetzt oder später für einen Beitrag über empiristische Wertlehre in Betracht.
2. Kongreß Cambridge.
Es ist sehr
3. Die neue Zeitschrift.
Wie Morris Dir geschrieben hat, habe ich an Weaver und Eaton geschrieben. Die Chancen sind aber nicht sehr groß. Ich hoffe, wir werden Meiner noch dazu kriegen, von seiner übermäßig hohen Forderung abzugehen. Der zuständige Mann in der Press ist augenblicklich verreist. Ich werde ihn aber in den nächsten Tagen sehen und dann die Sache weiter betreiben.
4. Verschiedenes.
Die in Deinem Brief vom 13.XII. erwähnte Notiz über Löhrich habe ich nicht bekommen, wohl aber das Manuskript. Da Löhrich ein begabter junger Mann ist, der sich gegenwärtig in sehr schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen befindet, so möchte ich ihm helfen, seine Aufsätze zu veröffentlichen. Darum habe ich ihn an Petzäll empfohlen. Ich selbst habe aber keine Zeit und Lust, auf seine Aufsätze zu erwidern. Willst Du nicht vielleicht in der „Theoria“eine gekürzte Nettodiskussion mit ihm führen?
Ich vermute, daß Emil Walter Dir auch sein Buch „Unser naturwissenschaftliches Weltbild, sein Werden vom Altertum bis zur Gegenwart“ zugeschickt hat. Der Verleger hat mir geschrieben, ich möchte mich nach der Möglichkeit einer englischen Übersetzung umsehen. Glaubst Du, daß das Buch das wert ist? Ich habe es noch nicht richtig gelesen, nur etwas hineingeschaut. Es macht ja auf allerhand Dinge aufmerksam, die man gewöhnlich in einer geschichtlichen Darstellung nicht findet. Aber ist es nicht andererseits an manchen Punkten etwas oberflächlich, zum Teil natürlich einfach infolge Raummangels?
Mit Hempels und Helmers haben wir es hier jetzt sehr nett. Auch unser gemeinsames Research-Seminar ist gut gelungen und macht Freude. Schade, daß Du nicht dabei warst, als wir die Semantik ausführlich entwickelt haben. Wir haben dabei auch Deine Bedenken besprochen, soweit sie uns klar waren. Augenblicklich ist Hempel zu einer Philosophen-Tagung nach Princeton gefahren und Helmer zu einer Mathematiker- und Logiker-Tagung nach Indianapolis.
Dir und Mieze herzliche Grüße von Ina und mir und die besten Wünsche zum neuen Jahre für erfolgreiche Weiterentwicklung all der zahlreichen Pläne,
Dein
Carnap
Brief, msl., 2 Seiten, ON 221 (Dsl. RC 102-51-02); Briefkopf: gedr. Rudolf Carnap\,/\,Department of Philosophy\,/\,University of Chicago und Chicago, Illinois, msl. ergänzt durch 29. Dezember 1937; msl. Herrn\,/\,Otto Neurath\,/\,Schuytstraat 201\,/\,Den Haag\,/\,Holland.