\brief{Otto Neurath an Rudolf Carnap, 4. Oktober 1937}{Oktober 1937} \anrede{Lieber Carnap!} \haupttext{ Ich habe heute von Morris Nachricht bekommen. Ich werde am 13. in Chicago sein -- fahre die Nacht und will am 16.\fnAmargin{Ksl. (zu \original{16.}) \original{\textsp{abends}}.} wieder abfahren, so daß ich am 17. morgens hier bin. Ich werde den 14. hauptsächlich für eigene Besprechungen verwenden, da Morris am 14. weg ist. Wichtig scheint mir, daß Du Dir einmal die Einleitung von \uline{WIRTH} zu Mannheim ansiehst, damit wir wissen, wie wir ihn dazu bestimmen, seine Neigung von \glqq innerer\grqq\ und \glqq äußerer\grqq\ Erfahrung zu sprechen und erstere in den Sozialwissenschaften zu propagieren, nicht in seinem Pamphlet über Soziologie der Wissenschaften zu manifestieren. Er ist, wie mir scheint, an sich ganz empiristisch eingestellt und er wird sicherlich ganz gute Dinge sagen. Nun meinen wir ja, daß man all das, was wertvoll ist an der sogenannten \glqq Introspektion\grqq{} einwandfrei formulieren kann. Vielleicht kann da Brunswik helfen. Ich möchte nur, daß Du das ein wenig ansiehst, vielleicht auch mit Morris drüber sprichst. Heute kam endlich eine Nachricht von REICHENBACH. Also CAMBRIDGEPRESSE will nur Commissionsverlag machen -- da können wir jetzt intensiv die UNIVERSITY OF CHICAGO PRESS ins Auge fassen. Mir schien die Zuendeführung dieses Jahrgangs der \uline{ERKENNTNIS} im Interesse der Kontinuität wichtig und dann auch, weil ja MEINER sehr daran gelegen ist. REICHENBACH interessiert letzterer Punkt nicht: \glqq Im übrigen braucht uns diese Frage nicht so ernst zu bekümmern, das ist ja schließlich eine Angelegenheit von Meiner. Wir dürfen auf keinen Fall die Verhandlungen mit der Chicago Press davon abhängig machen.\grqq\ Letzteres würde ich auch nicht tun. Aber ich meine, man sollte um der Sache und um Meiners willen die Zuendeführung dieses Jahrgangs (der ja bereits abonniert ist, also den neuen Verleger an sich nichts kostet) anstreben, vielleicht schon mit dem neuen Untertitel, so daß die neue Zeitschrift dann ruhig weiter an die alten Abonnenten außerhalb Deusch\neueseite{} lands als Fortsetzung geliefert werden könnte. Besonders Bibliotheken legen auf vollständige Serien wert. Bitte besprich das mit MORRIS. Es ist gut, daß wir in PARIS alles besprochen haben, so daß wir nun eine Zeitschrift der UNITY OF SCIENCE movement (REICHENBACH schlägt Journal of Scientific Empiricism oder Logistic Empiricism vor -- letzteres wäre durchaus irreführend, höchstens logical empiricism, aber auch das ist zu eng. UNITY OF SCIENCE, wie Morris anregte, scheint mir sehr gut -- was meinst Du? Es ist so eirenisch und umfaßt so viel). Wichtig ist, was ja auch Morris der PRESS schon schrieb, daß die Mitglieder des Organisationskomitees unserer Kongresse als Herausgeber fungieren und daß die besprochenen drei Sektionen eingehalten werden: \noindent CARNAP, STEBBING \noindent FRANK, MORRIS, NEURATH \noindent JØRGENSEN, REICHENBACH, ROUGIER. Aber vor allem müssen wir die Sache wirklich ins reine bringen. Über die Enzyklopädie haben wir eine Menge zu reden -- ich bringe Entwürfe zu einzelnen Heften mit. Ich freue mich sehr, Euch alle zu sehn. Gruß } \grussformel{Dein\\ON} \fnAmargin{Ksl. \original{\textsp{Umzug; mein Seminar (Syntax und Semantik) Mi. 3:30--5:30. Geld an Bank!}}.} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/846192}{RC 102-51-08 (Dsl. ON 221)}; Briefkopf: msl. \original{4.~Oktober 1937\,/\,George Washington Hotel room 503\,/\,Lexington Avenue/23\textsuperscript{rd} street}.}