Rudolf Carnap an Otto Neurath, 16. Juli 1937 Juli 1937

Lieber Neurath!

Eben war mein Brief an Dich weg, da kam einer von Meiner, dessen Abschrift ich Dir beilege. Die Sache liegt also anders, als ich Reichenbachs Brief entnahm. Was rätst Du nun? Soll man die Zeitschrift in Deutschland halten oder ins Ausland nehmen? Für beides sprechen starke Motive. Du bist doch z. B. dafür, nicht unnötig Brücken hinter sich zu verbrennen. Auch wäre es wünschenswert, Meiner, der die Zeitschrift durch schwierige Zeiten so anständig durchgehalten hat, beizustehen, solange keine Autorenbeschränkung gemacht wird. Andrerseits hat Reichenbach auf Grund des Originalkontraktes das Recht, sich gegen eine Fortführung einer Zeitschrift unter dem Namen „Erkenntnis“ohne ihn zu wendenaHsl. Ersetzung von empören.. Morris sagte mir, daß Meiner schon vor zwei Jahren mit ihm ganz unverbindlich besprochen habe, falls der Weiterbestand der „Erkenntnis“in Deutschland unmöglich sei, das Ganze an die Chicago Press zu übertragen, d. h. ihr die Abonnentenliste zu verkaufen.

Was ist Deine Meinung???

Mit herzlichen Grüßen

Dein
R. Carnap

Lieber Herr Neurath!

1. In welchem Hotel werden Sie und Frank in Brüssel absteigen? 2. Der praktisch weitaus günstigste Zug, der uns am 28. nach Paris bringen kann, ist ein Autorail (ab Brüssel 9 Uhr 20, an P[aris] 1220), der nur 1. und 2. Klasse führt und beschränkte Platzzahl hat. Carnap und wir möchten diesen Zug nehmen; ist auch Ihnen beiden das recht? Dann geben Sie noch vorher Nachricht, damit ich am 27. in Brüssel die nötige Anzahl von Plätzen reservieren lassen kann. Eiligst herzlichst

Ihre
Eva H[empel]

Brief, msl., 1 Seite, ON 221 (Dsl. RC 102-51-33); Briefkopf: gedr. Rudolf Carnap\,/\,Department of Philosophy\,/\,University of Chicago und Chicago, Illinois, msl. Daverdisse, 16. Juli 1937.
Der zweite Briefteil (von Eva Hempel) ist nachträglich msl. eingefügt und fehlt dementsprechend im Dsl.; Signatur msl.


Processed with \(\mathsf{valep\TeX}\), Version 0.1, May 2024.