\brief{W.V.O. Quine an Rudolf Carnap, 26. November 1935}{November 1935} %91 Washington Avenue %Cambridge, Mass. %d. 26. Nov. 1935 \anrede{Lieber Herr Carnap!} \haupttext{Es freut uns sehr, daß Sie in Dezember nach Cambridge kommen können. Um 10 Uhr vormittags gibt es einen Zug ab N.Y., der um 3 Uhr nachmittags an Boston kommt. Sie werden also bequem den 22.\,Dez. in N.Y. verbringen können, wie Sie wollten, und diesen Zug um 10 Uhr den 23.\,Dez. nehmen. Auch gibt es einen Zug ab N.Y. um Mittag, an Boston um 5 Uhr 5. Dieser würde auch ausreichende Zeit lassen, um an die Society of Fellows um 6:30 zu gelangen.\fnC{Hsl. \original{Dort trägt man einfach Geschäftskleider.}} Der Zug um 10 Uhr bietet den Vorteil, mindere Eile zu fordern; der Zug um Mittag bietet aber den Vorteil, den Vormittag des 23. für einen Besuch beim International Institute of Education\II{\iie} in N.Y. offen zu halten. Bitte schreiben Sie mir mit Eilpost (Special Delivery), welchen dieser Züge Sie nehmen werden. Das können Sie während der Seereise; Postschachtel gibt es an Bord. Der Brief wird mich den 22. oder den Vormittag des 23. erreichen. Dann werde ich Ihnen am Bahnhof in Boston treffen. Steigen Sie an South Station aus, welche der letzte und wichtigste der Bostoner Bahnhöfe ist. Ich werde auf dem Bahnsteig sein, um Sie eben beim Aussteigen zu finden. Der Zug fahrt von dem Grand Central Terminal in N.Y. ab. Sie werden erfahren, daß die amerikanischen Züge die besten der Welt sind; wohl aber die teuersten, im Sinne, daß es keine dritte Klasse gibt. (Deswegen habe ich die europäischen Züge lieber.) In amerikanischen Zügen hat man zwei Klassen worunter zu wählen; sie heißen aber nicht erste und zweite Klasse, sondern ,,Pullman`` and ,,Day Coach``. (,,Pullman`` heißt nicht nur Schlafwagen; tags auch bleibt die dadurch bezeichnete Klasseneinteilung vorhanden.) Nehmen Sie jedenfalls die billigere dieser zwei, d.\,h. Day Coach. Die neuen Day Coaches auf dieser Strecke sind prachtvoll: behagliche Sessel und gewaschene Luft. Passen Sie auf, daß Sie in einem diesen neuen Day Coaches sitzen, denn es bleiben auch einige der älteren Art innerhalb derselben Züge ohne Kostenunterschied. Für unsere Reise nach Baltimore ist alles in Ordnung. Ein gewisser Goodman\IN{\goodman}, der sich mit Ihrer Schrift 7\IC{\konstitutionstheorie} beschäftigt hat, wird uns in seinem großen Auto nehmen. Prall\IN{\prall} wird mitgehen, auch ein gewisser Leonard\IN{\leonard}, Dozent in Philosophie mit logischen Interessen. Diese drei bilden ein Teil einer Gruppe, die seit einen Monat zur Besprechung Ihrer 28\IC{\logischesyntax} bei mir wochentlich zusammengekommen ist. Wir werden den 28.\,Dez. abfahren, um an Baltimore den 29. um Mittag zu kommen. Der Kongreß\II{\kongressbaltimore} wird von Mittag den 29. bis Mittag den 31. dauern. Dann werden Sie direkt von Baltimore nach Chicago reisen können. Naomi\IN{\quinefrau} hofft, Ina\IN{\ina} bei Ihr in Cambridge während unserer Reise nach Baltimore zu haben. Ina\IN{\ina} wird dann mit Ihnen in Chicago zusammenkommen können. Ich möchte betonen, daß es uns eine Enttäuschung sein wird, wenn Sie für die fünf Tage in Cambridge ein Hotelzimmer nehmen. Wir haben wirklich ausreichenden Raum, Ihnen zwei Bette und Platz zur ungestörten Arbeit bieten zu können, ohne uns zu belästigen. Auch wäre es für Naomi\IN{\quinefrau} keine Bürde, weil Sie seit dem Geburt des Kindes\IN{\quinekind} täglichen Hausdienst mietet. Außer dem Abendessen bei der Society of Fellows\II{\sof} hat es für Sie vorteilhaft geschienen, die zwei folgenden Ereignisse zu planen: (1) 26.\,Dez., 4:00-6:00, Tee. Vermutlich anzusein: Sheffer\IN{\sheffer}, Perry\IN{}, Huntington\IN{\huntington} und Frau, Hocking\IN{\hocking} (Vorsitzender der philosophischen Fakultät) und Frau\IN{\hockingfrau}, Birkhoff\IN{\birkhoffvater} (Mathematiker und Dekan) und Frau, Prall\IN{\prall} und Schwester, und Frau Langer\IN{\langersusanne}. \neueseite{} (2) 26.\,Dez., 8:00, Besuch bei den Whitehead\IN{\whitehead}. Andere Sachen, die für Sie minder wichtig sind, und die sich kürzer vorausplanen lassen, haben wir Ihrer Neigung gelassen. Wir haben folgende betrachtet: (3) ein Abend zur Besprechung mit jüngeren Interessierten; (4) mit Sheffer\IN{\sheffer} zu Mittagessen; (5) Umschau der Bostoner Sehenswürdigkeiten. Ich habe das Gelt von Tarski\IN{\tarski} bekommen und behalte es für Sie. Vielen Dank für die Sonderdrücke von Neurath\IN{\neurath}, die mir sehr gefallen haben. ,,Physicalisme`` hatten Sie mir schon früher gegeben; diesen zweiten Exemplar werde ich also entweder Ihnen zurückgeben oder jemandem anderen geben können. Betreffs Ihr 29-34F weiß ich nicht, was ,29', welches in dem in Ihrem Briefe des 5.\,Mai enthaltenen Register nicht vorkommt, bezeichnet. Falls ich 29 nicht besitze, möchte ich 29-34F sehr gern haben; diesenfalls könnte ich Ihnen 34\IC{\vortragvorkonferenz} zurückgeben. Dem Wiedersehen am 23.\,Dez. sehen wir mit großer Freude entgegen. Gute Reise!} \grussformel{Ihr\\ W. V. Quine} \briefanhang{\textkritik{Ihre vorgeschlagene Vorträge klingen sehr gut; auch ihre Titel.}\fnE{Hsl.}} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/854856}{WQ}; Briefkopf: msl. \original{91 Washington Avenue \,/\, Cambridge, Mass. \,/\, d. 26.\,Nov. 1935}.}