\brief{Rudolf Carnap an Otto Neurath, 26. November 1935\labelcn{1935-11-26-Carnap-an-Neurath}}{November 1935} \anrede{Lieber Neurath!} \haupttext{ Besten Dank für Deine ausführlichen Bemerkungen zu meinen MSen\IC{\vortragkongresspariseins}\IC{\vortragkongresspariszwei}\IC{\vortragkongressparisdrei}. Ich schreibe Dir demnächst darüber. Roh\IN{\rohfranz} schreibt, daß er nach Weihnachten nach Paris u. London fährt u. über Haag kommt. Er will wissen, ob Du Ende Dez. dort bist. Bitte schreibs mir gleich. Kelsens\IN{\kelsen} Sachen kenne ich nicht. Auf Veranlassung von Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} schickte ich ihm kürzlich einiges.\fnE{Vgl. Felix Kaufmann an Rudolf Carnap, 16.~Oktober 1935, FK 008218-008219.} Darauf schrieb er, daß er seine Bestrebungen den unseren verwandt empfindet und bald auch darüber schreiben wolle. Ich möchte Petzälls\IN{\petzaell} Schrift\IW{} nicht besprechen. Ich finde in diesem Aufsatz\IW{} seine Angriffe ganz besonders verfehlt. Wenn Du aber für eine Besprechung bist, dann am ehesten Hempel\IN{\hempel}; wenn Du ihn dazu bringst, will ichs annehmen. Woodger\IN{\woodger}. Interessant und wichtig als Versuch log\editor{ischer} Klärung verschie\-d\editor{ener} Begriffe. Praktische Bedeutung wohl noch nicht so bald.\fnE{Siehe dazu oben, Brief Nr.~\refcn{1935-11-08-Neurath-an-Carnap}, Anm.~\ref*{1935-11-08-Neurath-an-Carnap-Woodger}.} Ich war nicht in Basel. Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} erzählte mir von Eurem Plan: 2 kurze Aufsätze mit Schlußwort von Dir; zusammen etwa 2 Bogen, meinte er. Bin gerne einverstanden.\fnE{Siehe dazu auch oben, Brief Nr.~\refcn{1935-10-26-Neurath-an-Carnap}.} Radio. Schlimm. Aber ich möchte noch nicht resignieren. Könntest Du vielleicht (aber sehr bald, also wohl nur durch mündliche Vorsprache möglich) feststellen: 1) ob dieser Zoll auch gilt, wenn nicht geliehen, sondern geschenkt (ich fürchte: ja); 2) wie der Wert berechnet wird, von dem 25 \% Zoll erhoben werden. Der Apparat ist ein Eswe 33 L Kombination (3 Röhren, Zweikreisempfänger), deutsches Fabrikat der Sachsenwerke Niedersedlitz SA. Der Preis war hier 3500 K\v{c} = etwa 360 Mark; infolge hohen hiesigen Zolls; der deutsche Preis etwa 250 M; da gebraucht und altes Modell (von 1932), jetziger Wert etwa 100--120 M. Wenn die 25\% Zoll hiervon gerechnet würden, also 20--25 M, wäre es ja nicht ganz so schlimm. In dem Fall, daß ich später den Empfänger zurücknehmen würde, würde ich Dir den ausgelegten Zoll zurückerstatten. Du hast infolgedessen einfach zu überlegen, ob Dir die Sache den Zoll wert ist für den Fall dauernden Behaltens. (Ich setze hierbei voraus, daß die obige Berechnung ungefähr stimmt). Jetzt habe ich endlich meinen Urlaubsbescheid. Das Ministerium will für das eine Semester keinen Vertreter bestellen. Die Vertretungsfrage wird also erst aktuell ab Okt. 1936 für den Fall, daß ich länger drüben bleibe. Sobald ich das weiß, schreibe ich Dir und Frank\IN{\frankphilipp} und werde mit Frank\IN{\frankphilipp} Dich hier vorschlagen. Ich meine auch, daß gewisse Leute in der Enzykl\editor{opädie}\II{\enzyklopaedie} bei allen Gruppen mitredigieren müssen, damit Einheitlichkeit erzielt wird. Zum selben Zweck müssen allgemeine Richtlinien für alle Autoren, die mitwirken, einheitlich aufgestellt werden. Frank\IN{\frankphilipp} hat mir Rougierbrief\IN{\rougier} noch nicht gezeigt, also darüber später. Bitte Adresse von Ayer\IN{\ayer} (Oxford). Die Rez\editor{ension}\IW{\neiderrez} Deiner Soziologie\IW{\neurathneuesbuch} von Neider\IN{\neider} („Rieden“) hab ich zum Druck an Meiner\II{\meinerverlag} geschickt.\fnE{Rieden, ,,[Rezension von:] Neurath: Empirische Soziologie``.} Ich veranlasse, daß Dir (u. Hempel\IN{\hempel}) später die Korrektur des Aufsatzes\IW{\kokoschinskawahrheitsbegriff} von Lutman\IN{\lutman} über den absol\editor{uten} Wahrheitsbegriff geschickt wird;\fnE{Kokoszyńska, ,,Syntax, Semantik und Wissenschatslogik``.} vielleicht willst Du ihr dazu noch Vorschläge machen? Herzliche Grüße} \grussformel{Dein\\R. Carnap} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/846145}{ON 220 (Dsl. RC 102-50-08)}; Briefkopf: gedr. \original{Prof. Dr. Rudolf Carnap\,/\,Prag XVII.\,/\,Pod Homolkou 146}, msl. \original{Prag, den 26.~Nov. 1935}.}