besten Dank für Ihren Brief und die Bemerkungen zu meinem MS „Testability“B1936@„Testability and Meaning“, Philosophy of Science 3 (4), 1936, 419–471 und 4 (1), 1937, 1–40. Ich würde sehr gern einmal mündlich mit Ihnen über diese Fragen sprechen. Ich habe den Eindruck, daß unsre Auffassungen nicht so sehr verschieden sind, und daß wir uns vielleicht auch in den hier berührten Punkten würden einigen können. Zu (1) meine ich, daß es doch wichtig ist, den konventionellen Charakter zu betonen, gerade weil er meistens nicht hinreichend beachtet wird. Natürlich stehen diese Sachzusammenhänge dahinter. Aber die Konventionen sind keineswegs so selbstverständlich und von allen Wissenschaftlern übereinstimmend schon vorgenommen, wie es Ihnen scheint. Besonders bei der Frage der Wahrsch[einlichkeit] von Hypothesen kann man nicht mit der (gewiß selbstverständlichen) Konvention auskommen, dasselbe mit demselben Namen zu bezeichnen. Dies sind ja nicht Dinge, sondern log[ische] Zusammenhänge; und ob zwei solche als „dasselbe“ anzusehen sind, ist nicht ebenso wie bei Dingen eine Tatsachenfrage. Sind z. B. die natürl[ichen] Zahlen „dasselbe“ wie die positiven ganzen rationalen Zahlen? Die frühere Arithm[etik] behandelte sie als dasselbe; FregePFrege, Gottlob, 1848–1925, dt. Mathematiker und Philosoph und RussellPRussell, Bertrand, 1872–1970, brit. Philosoph, in zweiter Ehe verh. mit Dora Russell, ab 1936 verh. mit Patricia Russell fanden übereinstimmend, daß es (wir würden heute sagen:) zweckmäßiger ist, sie nicht als dasselbe, sondern als nur zugeordnete Gebilde zu behandeln.
Zu (2). Mein Einwand richtet sich nicht gegen Ihr Ind[uktions]-Pr[inzips] als solches, sondern nur gegen die Behauptung, es sei hinreichend. Mein Einwand trifft meine eigene Theorie gar nicht, weil diese sich ja eine weit bescheidenere Aufgabe stellt, als die Ihre; meine Überlegungen beziehen sich nur auf die Abgrenzung der Sprache, nach alter Sprechweise: des Sinnvollen, dagegen liegt die Aufgabe des Aufsuchens eines Kriteriums der wissensch[aftlich] anzuerkennenden Sätzen – innerhalb der von der Sprache (als „sinnvoll“) zugelassenen – nicht im Rahmen meines AufsatzesB1936@„Testability and Meaning“, Philosophy of Science 3 (4), 1936, 419–471 und 4 (1), 1937, 1–40. Es ist das eine ganz neue Aufgabe; und da bin ich eben der Meinung, daß sie (vielleicht, ich will es nicht mit aller Sicherheit behaupten) nicht durch ein einfürallemalRechtschreibung? festzulegendes Prinzip überhaupt gelöst werden kann. Zu (3). Driesch hat gar keine nachprüfbaren Gesetze formuliert, in denen der Begriff „Entechie“ auftritt. Das ist gegenwärtig zur Ablehnung zu sagen. Würde er eines Tages welche aufstellen, so wird man vermutlich nachweisen können, daß deren Hinzufügung zu Gesetzen, die diesen Begriff nicht erfordern, die Menge der prüfbaren Konsequenzen nicht bereichern würde.
Besten Dank für Bestellung Ihres BuchesBReichenbach, Hans!1935@Wahrscheinlichkeitslehre. Eine Untersuchung über die logischen und mathematischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, Leiden, 1935 für mein Seminar. Es ist schon eingetroffen. Ich habe nun 21 schw[eizer] Fr[anken] Ihrem Züricher Konto überweisen lassen. Ich möchte Sie bitten, mir beiliegende Quittung unterschrieben zurückzuschicken; möglichst bald, da ich sie jetzt für meine Abrechnung hier brauche. 🕮
Das japan[ische] MSB scheint mir doch in dem Grade unbrauchbar für uns, daß wir es ablehnen müssen, obwohl auch ich im Hinblick auf möglichste Internationalität die Aufnahme eines japan[ischen] Aufsatzes sehr begrüßen würde. Ich schicke es also an MeinerPMeiner, Felix, 1883–1965, dt. Verleger zurück und schreibe ihm darüber.
NeiderPNeider, Heinrich, 1907–1990, öst. Verleger hat (unter dem Pseudonym „Rieden“) eine RezensionB über NeurathsPNeurath, Otto, 1882–1945, öst. Philosoph und Sozialwiss., heiratete 1912 Olga Neurath und 1941 Marie Neurath BuchBNeurath, Otto!1931@Empirische Soziologie. Der wissenschaftliche Gehalt der Geschichte und Nationalökonomie, Wien, 1931 für Erk[enntnis]IErkenntnis, Zeitschrift geschrieben; ich habe das MSB an MeinerIVerlag Meiner geschickt.
Ein MS „Über Extremalaxiome“B1936@(gemeinsam mit Friedrich Bachmann) „Über Extremalaxiome“, Erkenntnis 6, 1936, 166–188, das BachmannP auf Grund von alten Ideen von mir, die ich einmal in Prag mit ihm durchgesprochen habe, ausgearbeitet hat, und das ich unter unser beider Namen veröffentlichen möchte, werde ich in einigen Tagen an MeinerIVerlag Meiner schicken. Es hat etwa 12-14 Druckseiten. Leider benötigt der Aufsatz einige Figuren; da sie aber sehr einfach sind (wie die Pfeilfiguren in meiner „Logistik“B1929@Abriß der Logistik. Mit besonderer Berücksichtigung der Relationstheorie und ihrer Anwendungen, Wien, 1929), nehme ich an, daß MeinerPMeiner, Felix, 1883–1965, dt. Verleger keine Bedenken wegen der Kosten haben wird.
Mit herzlichen Grüßen