Neurath an Carnap, Den Haag, 15. November 1935 Otto Neurath an Rudolf Carnap, 15. November 1935 November 1935

Lieber Carnap!

Die drei ManuskripteB1936@„Von der Erkenntnistheorie zur Wissenschaftslogik“, Actes du Congrès international de philosophie scientifique, Sorbonne, Paris 1935 1, Paris, 1936, 36–41B1936@„Wahrheit und Bewährung“, Actes du Congrès international de philosophie scientifique, Sorbonne, Paris 1935 IV, Paris, 1936, 18–23B1936@„Über die Einheitssprache der Wissenschaft. Logische Bemerkungen zum Projekt einer Enzyklopädie“, Actes du Congrès international de philosophie scientifique, Sorbonne, Paris 1935 II, Paris, 1936, 60–70 gingen an HempelPHempel, Carl Gustav, 1905–1997, dt.-am. Philosoph, verh. mit Eva Hempel. Zu der Wahrheit habe ich ausführlicher geschrieben.2Ein Manuskript Neuraths im Umfang von 7 Seiten mit Bemerkungen zur ersten Fassung von Carnap, „Wahrheit und Bewährung“, findet sich unter (RC 110-02-01). Daneben überliefert sind auch noch jeweils einseitige Manuskripte zu Carnap, „Über die Einheitssprache der Wissenschaft“ (RC 110-02-02) und „Von der Erkenntnistheorie zur Wissenschaftslogik“ (RC 110-02-05). Alle diese Manuskripte gingen via Hempel an Carnap, vgl. Carl Gustav Hempel an Rudolf Carnap, 17. November 1935‚RC 102-14-38.1Ein Manuskript Neuraths im Umfang von 7 Seiten mit Bemerkungen zur ersten Fassung von Carnap, „Wahrheit und Bewährung“, findet sich unter RC 110-02-01. Daneben überliefert sind auch noch jeweils einseitige Manuskripte zu Carnap, „Über die Einheitssprache der Wissenschaft“ und „Von der Erkenntnistheorie zur Wissenschaftslogik“ (RC 110-02-02 bzw. RC 110-02-05). Ich glaube, daß es nicht gut ist, wenn Du eine Frage so anschneidest, daß ich später einmal darauf zurückkommen muß. Ich führe ausführlich in meinen Bemerkungen aus, daß Du den Leser nicht ahnen läßt, wie eigentlich die Debatte begann und wo sie jetzt steht. Du mußt nur sehn, was SCHLICKPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick in seiner HermannbrochureBSchlick, Moritz!Sur le fondement de la connaissance sagt und was er im Zirkel weiter über Konstatierungen usw. ausführt. Wenn ich recht sehe, liegt gegen mich keine konstante Kritik vor, das heißt eine, die weiter gilt – und da sie für die Vergangenheit nur sehr bedingt gilt, glaube ich nicht‚aKsl. (also vielleicht streichen?). daß viel mit der Auseinandersetzung gewonnen ist. Aber das ist ja Deine Sache. Du selbst sagst an einer Stelle, daß von der Welt zu sprechen, von der Wirklichkeit usw., eben von der Sprache schon abhängt, so daß die Eindeutigkeit, die SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick will, wegfällt usw. usw. Darstellungen, wie SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick und ich sie im groben gegeben haben, oder Du selbst in manchen Fällen, erhalten ihre Tragweite durch die zentrale Grundhaltung. Die kommt gar nicht hervor. 🕮

Mit guten Grüßen von Haus zu Haus

Dein
Otto Neurath

Brief, msl., 2 Seiten, RC 102-50-09 (Dsl. ON 220); Briefkopf: gedr. Mundaneum Institute The Hague mit näheren Angaben, msl. Prof. R. Rudolf Carnap\,/\,Prag und 15. Nov. 1935.


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