Otto Neurath an Rudolf Carnap, 12. August 1935 August 1935

Lieber Carnap!

Ich schlage vor, wenn wir bloß ein Normalheft dem KongreßIKongressfuerEinheit@1. Kongreß für Einheit der Wissenschaft/Congrès International de Philosophie Scientifique, Paris, 16.-21.IX.1935 widmen, es folgendermaßen aufzuteilen:

Es werde jeder „Gruppe“ ein gewisser Raum gewidmet, jeder Redner soll mindestens genannt sein, wenn auch nur in Bausch und Bogen.

Soviel ich sehe gibt es mindestens:

Diese Abschnitte sind von verschiedener Wichtigkeit, es entfallen pro Abschnitt etwa 5 bis 10 Referate. 5 bis höchstens 7 im Durchschnitt, wenn es mehr als 100 Referate werden.

Ich meine, daß man über den KongreßIKongressfuerEinheit@1. Kongreß für Einheit der Wissenschaft/Congrès International de Philosophie Scientifique, Paris, 16.-21.IX.1935 im ganzen einiges sagen muß, daß man die Ergänzungs–Biblio-Biographie bringt zu der Vorkonferenz, dann die diversen Zusammenstellungen, z. B. Länder-Gruppen und dgl., worüber ich schrieb. Das ergibt im groben folgende Aufmachung für ein Normalheft von 4 Bogen:

Ich bin sehr dafür, daß die ErkenntnisIErkenntnis, Zeitschrift ein Heft zum KongreßIKongressfuerEinheit@1. Kongreß für Einheit der Wissenschaft/Congrès International de Philosophie Scientifique, Paris, 16.-21.IX.1935 herausbringt, also zum 15. September, und das nächste Anfang November, das wäre das 6. Heft.1Heft 5 von Erkenntnis 5, 1935, mit kurzer Beschreibung und genauer Zeiteinteilung des Kongresses, erschien schließlich am 7. September; das ganz dem Kongreß gewidmete Heft 6 – nur grob dem obigen Vorschlag entsprechend gestaltet – dann erst am 11. Februar 1936. Ich höre, daß ein Plan ging, das nächste Heft im Oktober mit Kongreßbericht zu bringen. Das ist unmöglich. Das würde ein ärmlicher Bericht sein. Vor 1. Okt. kann man nicht daran gehen, ernsthaft den Bericht zu redigieren, der gut organisiert werden muß, so bis 15. Okt. kann man fertig sein. Das ist knapp gerechnet. HollitscherPHollitscher, Walter, 1911–1986, öst.-dt. Philosoph arbeitet jedenfalls mit, HempelPHempel, Carl Gustav, 1905–1997, dt.-am. Philosoph, verh. mit Eva Hempel, ab 1947 mit Diane Hempel hat leider keine Zeit, aber ich hoffe, es wird sich alles machen lassen. 🕮

Jetzt suche ich die Referate auf die 3 Säle sinnvoll aufzuteilen, so daß jedem Saal ein Gegenstand zugewiesen wird. Es ginge z. B. Einheitswissenschaft, Wissenschaftslogik, Pseudoprobleme, Wahrscheinlichkeit, Mehrwertige Logik, Mathematisches und Logisches, Schlußreferate im ersten Saal, der übrigens DESCARTES heißt, RougierPRougier, Louis, 1889–1982, fr. Philosoph hatte sich geirrt. Im zweiten Saal wäre dann Induktion, Wahrheit und Bewährung, Protokollsätze und was damit zusammenhängt, Vereinheitlichung der Symbolik usw., Geschichte der Logik, aVereinheitlichung der Symbolik‚ Enzyklopädie. Im dritten Saal wäre Psychologie, Raum und Zeit, Wissenschaft[s]soziologie, zur Geschichte des Empirismus und der Antimetaphysik. Und Diverses. Der erste Saal ist dann die ganze Woche belegt, der zweite Saal beginnt am 2. Tag, der dritte Saal am 3. Tag. So wäre es bis jetzt. Dies Puzzlespiel ermöglicht eine Kombination, daß fast nichts an den bisherigen Einteilungen geändert werden muß, was Tage anlagt. Denn jede größere Änderung ärgert irgendwen.

Ich hoffe bald den AntiBNeurath, Otto!„Pseudorationalismus der Falsifikation“-PopperPPopper, Karl Raimund, 1902–1994, öst.-brit. Philosoph, verh. mit Josefine Popper zurückzubekommen. Bin übrigens sehr gespannt, was Du sagen wirst. FrankPFrank, Philipp, 1884–1966, öst.-am. Physiker und Philosoph, verh. mit Hania Frank, Bruder von Josef Frank kommt Anfang Sept. vielleicht hier durch.

Sonst geht’s vorwiegend mies.

Mit guten Grüßen an alle

Dein
ON

Brief, msl., 2 Seiten, RC 029-09-12 (Dsl. ON 220); Briefkopf: gedr. Mundaneum Institute The Hague mit näheren Angaben, msl. Prof. Rudolf Carnap\,/\,Tirol und 12. August 1935.


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