\brief{Rudolf Carnap an Felix Kaufmann, 26. Juni 1935}{Juni 1935} \anrede{Lieber Herr Kaufmann!} \haupttext{heute morgen haben wir beschlossen, wegen der abnormen Hitze die Reise zu verschieben. Wir vermuten, daß sie auch in Wien herrscht. Und die Zeitung sagt für die nächsten Tage Anhalten der Hitze voraus. Da ich Hitze schlecht vertrage und leicht Kopfschmerzen davon bekomme, möchte ich in diesen Tagen lieber nicht in Wien sein, ich würde doch nicht munter und leistungsfähig sein, zumal ich sicher schlecht schlafen würde. Ich habe Ihnen nun telegraphiert ,,Reise verschoben. Benachrichtiget Schlick\IN{\schlick}, Gödel\IN{\goedel}, Tarski\IN{\tarski}, Popper\IN{\popper}, Rand\IN{\rand}, Unionhotel. Carnap.`` Hoffentlich ist das Telegramm unverstümmelt angekommen, obwohl es von hier nach Prag vom Postbeamten telephoniert wurde. Ich bitte Sie um Verzeihung, daß ich Ihnen so viel Mühe mit der Benachrichtigung der andern mache. Aber Sie schienen mir der Zuverlässigste. Und so ists ja immer: wers am besten macht, dem halst man am meisten auf. Beim Hotel Union hatte ich zwar kein Zimmer bestellt, aber verschiedene Leute veranlasst, mich dort anzurufen; darum wollte ich es gern benachrichtigt haben. Der Heilfond\II{\heilfond} (staatl[iche] Krankenkasse) hat mir wegen Schulter-Rheumatismus 3 Wochen Kur in Pistyan bewilligt. Falls wir nicht vorher noch nach Wien kommen (was noch unbestimmt ist), hoffe ich, daß Sie und Ihre Frau\IN{\kaufmannfrau} uns mal in P[ystian] aufsuchen. Nach der Harvardeinladung\II{\harvard}, von der ich Ihnen schrieb, habe ich auch noch eine Einladung zur Abhaltung von Sommerkursen an derselben Universität\II{\harvard} bekommen, für Juli - Aug. 1936. Ich bin sehr froh darüber. Das Honorar ermöglicht es uns, zusammen hinüberzufahren und einige Monate zu bleiben. Meine Bemerkungen zum MS\IW{} separat, da ich Durchschläge an Neurath\IN{\neurath} u. Hempel\IN{\hempel} schicken will. Einstweilen hoffe ich noch, in einigen Tagen doch noch nach Wien zu kommen. Hält aber die Hitze länger an, so müßte ich gleich nach P[istyan]. Ihnen beiden herzliche Grüße, auch von meiner Frau\IN{\ina},} \grussformel{Ihr\\ R. Carnap} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, FK 008214; Briefkopf: gestempelt \original{Prof. Dr. Rudolf Carnap \,/\, Prag XVII. \,/\, Pod Homolkou 146}, msl. \original{Prag, den 26.\,Juni 1935}.}