Ich bin gerade damit beschäftigt, Ihr BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 zum zweiten Mal, und diesmal ganz gründlich, durchzulesen, und dabei die RezensionB1935@„Rezension von Karl Popper, Logik der Forschung“, Erkenntnis 5, 1935, 290–294 für „Erk[enntnis]“IErkenntnis, Zeitschrift zu schreiben, und zwar eine ungewöhnlich ausführliche Rezension. Daß ich mich im Brief nicht ausführlich äußerte, dürfen Sie nicht als Mangel an Interesse deuten. Ich liebe es nicht, brieflich zu diskutieren, es nimmt mir zu viel Zeit, da ich schriftlich sehr langsam formuliere. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß briefliche Bemerkungen doch immer zu kurz sind und notwendig mißverstanden werden. Ich warte daher lieber auf die Gelegenheit, mal mündlich mit Ihnen zu sprechen. Ihr BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 interessiert mich lebhaft, und ich halte es für eine der wichtigsten erktheor.Ergänzung Veröffentlichungen der Gegenwart; das werde ich auch in einigen Punkten Bedenken äußern, aber nirgends scharfe Ablehnung. Eine Rez. braucht auch gar nicht durchweg positiv zu sein, um das Interesse der Leser zu erwecken. Im Gegenteil, wenn einer sieht, daß da noch diskutiert wird, erscheint ihm das Buch umso interessanter.
Ihre Enttäuschung darüber, daß Sie wenig Briefe über Ihr BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 bekommen, kann ich nach meinen eigenen Erfahrungen nach Veröffentlichung meines ersten BuchesB1922@Der Raum. Ein Beitrag zur Wissenschaftslehre, Berlin, 1922 gut nachempfinden. Auch ich hatte damals die Illusion, nun würden viele Äußerungen kommen, und es hätte mir nicht viel ausgemacht, ob zustimmend oder kritisch, wenn sie nur gekommen wären. Aber es kamen natürlich im Laufe vieler Monate nur ganz spärliche Äußerungen. Jetzt bei der „Syntax“B1934@Logische Syntax der Sprache, Wien, 1934 hab ich schon gar nichts anderes mehr erwartet. Ich weiß jetzt, daß das gar nicht ein Zeichen für mangelnde Beachtung ist, zumal ich ja von mir selbst weiß, wie selten ich auf ein neues Buch hin einen Brief schreibe. Daher muß ich etwas lächeln, wenn Sie schreiben, Sie hätten das Gefühl, daß niemand Ihr BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 liest. Nein, darüber können Sie ganz beruhigt sein: Ihr Buch wird viel gelesen, und mit starker Beachtung, und auch diskutiert; auch ich habe das schon von manchen Seiten gehört. Und wenn erst mal einige Rezensionen erschienen sind, und dann auch das BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 in andern Aufsätzen und Büchern genannt werden wird, wird das noch ganz erheblich zunehmen. Daran besteht gar kein Zweifel. Aber das erfordert natürlich zunächst einige Zeit.
Ich bekam Korr[ektur]-Bogen von ReichenbachsPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach EntgegnungB auf Ihr BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935. Ich habe MeinerPMeiner, Felix, 1883–1965, dt. Verleger daraufhin veranlaßt, auch Ihnen noch solche zu schicken, falls noch vorhanden. Sie müssen sich keinen Kummer über R[eichenbach]sPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach scharfe Kritik machen. R[eichenbach]PReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach ist bekannt dafür, daß er auf seinem privat-gepachteten Gebiet (Wahrscheinl[ichkeit]) niemand andern gelten lassen will; davon weiß auch HempelPHempel, Carl Gustav, 1905–1997, dt.-am. Philosoph, verh. mit Eva Hempel, ab 1947 mit Diane Hempel ein Lied zu singen. Für Ihr BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 wird R[eichenbach]sPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach AufsatzB nur nützlich sein; schlimm ist nur, wenn eine Veröffentl[ichung] totgeschwiegen wird. Ich weise zwei der ärgsten Mißverständnisse von R[eichenbach]PReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach schon in meiner Rez.B1935@„Rezension von Karl Popper, Logik der Forschung“, Erkenntnis 5, 1935, 290–294 deutlich zurück; sobald Korr[ekturen] vorliegen, lasse ich Ihnen sie zuschicken. Ich vermute, daß R[eichenbach]sPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach AufsatzB und meine Rez.B1935@„Rezension von Karl Popper, Logik der Forschung“, Erkenntnis 5, 1935, 290–294 in Heft 4 erscheint. Wenn Sie jetzt einen Aufsatz schreiben, würde ich R[eichenbach]PReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach (der über die Verteilung auf die Hefte verfügt) drängen, ihn in Heft 5 zu bringen. Ich möchte Ihnen vorschlagen, hauptsächlich eine 🕮 positive Darstellung Ihrer Hauptgedanken zu geben, und nur nebenher auf R[eichenbach]PReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach zu erwidern; das ist weit wirksamer. Wenn dann die Leser unsre drei Sachen gelesen haben werden, wird die Aufmerksamkeit sehr stark auf Ihr BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 hingelenkt sein.
Ist es Ihnen vielleicht möglich, im Sept. nach Paris zum KongreßIKongressfuerEinheit@1. Kongreß für Einheit der Wissenschaft/Congrès International de Philosophie Scientifique, Paris, 16.-21.IX.1935 zu kommen? Sie könnten dort einen Vortrag über Ihre Auffassungen halten; das würde für deren Bekanntwerden sehr nützlich sein, zumal die Vorträge nachher gesammelt veröffentlicht werden. Außerdem könnten Sie dort mit ausländischer Philosophen persönlich bekannt werden, was auch wertvoll für Sie sein könnte. Ich würde Sie z. B. mit den Engländern, die ich kenne, bekannt machen.
Ob ich im Sommer mal nach Wien komme, ist noch ganz ungewiß. In welcher Zeit sind Sie dort?
Ihnen und Ihrer FrauPPopper, Josefine, 1906–1985, verh. mit Karl Popper herzliche Grüße, auch von InaPCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap‚