\brief{Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 16. April 1935}{April 1935} %Dubrovnik, Jugoslawien %Hotel Belvedere16.4.35. \anrede{Lieber Carnap,} \haupttext{vielen Dank für Deinen Brief. Ich freue mich ganz besonders, daß Du die Einladung nach Amerika erhalten hast und gratuliere dir herzlich dazu. Ich glaube bestimmt, daß es Dir dort leicht werden wird, auch mit andern Universitäten Fühlung zu nehmen. Es freut mich auch, daß Du mit meinen beiden MSS\IW{} \IW{} im wesentlichen einverstanden bist; ich habe das natürlich auch angenommen. Allerdings glaube ich, daß der Inhalt zu dem, was ich in dem ,,Fund.``\IW{\schlickfundament} sagen wollte, keineswegs in Widerspruch steht. Ich muß mich in den Fund.\IW{\schlickfundament} wohl sehr unklar ausgedrückt haben, sodaß nicht deutlich wurde, daß mein Thema dem Sinne nach wesentlich psychologisch war. Ich habe bisher auch keinen Grund gefunden, meine Meinung zu ändern. Man muß bedenken, daß ich das MS\IW{} auf einem Balkon in Amalfi schrieb, wie es mir gerade in den Sinn kam, daß ich auf strenge Formulierungen kein Gewicht legte, und daß mein persönliches Motiv \neueseite{} die Reaktion gegen einen höchst versteckten Rationalismus war, von dem, wie ich auch heut noch glaube, die Protokollsatz-Diskussion angekränkelt ist. Ich habe die erste Niederschrift, ohne die geringste Änderung, in den Druck gegeben. Daß Du Neuraths\IN{\neurath} Gegenargumente nur ,,unklar`` nennst, finde ich sehr milde. Ich bitte Dich, ihm unter \uline{keinen} Umständen mein MS über die psychophysische Frage\IW{} -- oder sonst irgendetwas von mir Geschriebenes -- zu senden; es genügt vollständig, wenn er die Sachen sieht, nachdem sie gedruckt sind. Eine kleine sachliche Differenz zwischen Dir und mir scheint sich trotz allem hinter den Diskussionen zu verbergen; ich werde sie gelegentlich zu formulieren versuchen, wenn ich sehr viel Zeit habe. Es ist etwas kompliziert. Hier in diesem Paradiese schreibe ich nur Kulturphilosophie, die mir augenblicklich ziemlich wichtig vorkommt. Ich schreibe diese Zeilen auf einem Felsen hoch über dem Meere in der köstlichsten Morgenfrische -- es ist unsagbar schön. Ich bitte Dich, H. Scholz\IN{\scholzheinrich} \uline{sehr} herzlich von mir zu grüßen, wenn Du ihn besuchst. Auch Herrn Hempel\IN{\hempel} grüße bitte vielmals, und ich lasse ihn nochmals bitten, die humorist[ische] Form meines Artikels\IW{} in ,,Analysis``\II{\analysis} nicht übel zu nehmen. Ich konnte wirklich nicht anders. Viele herzliche Wünsche und Grüße für Dich und Deine Gattin\IN{\ina}} \grussformel{Dein\\ M. Schlick} \ebericht{Brief, hsl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/871829}{RC 102-70-14}; Briefkopf: hsl. \original{Dubrovnik, Jugoslavien \,/\, Hotel Belvedere} und \original{16.\,4.\,35}.}