zunächst möchte ich Ihnen für Ihren sehr lieben Brief vom 29. Jänner danken. Ich möchte Ihnen aber auch aufrichtig sagen, daß mich Ihr Brief, so sehr ich mich über Ihre lieben Worte gefreut habe, in einer Hinsicht doch enttäuscht hat: Sie schreiben mir zu meinem Bedauern eigentlich fast nichts sachliches über mein BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935. Ja, Ihre einzige in diese Richtung gehende Bemerkung („Im Allgemeinen … betont hätten.“) hat mich sogar besonders enttäuscht, denn ich glaube aus ihr zu sehen, daß Ihnen mein BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 wenig oder nichts Neues sagen konnte, und daß das, was mir neu erschien, Ihnen nur als Betonung von terminologischen Differenzen erscheint!
Ich kann dazu nur versichern, daß ich, wo Differenzen von geringerer Bedeutung vorliegen, über diese sehr oft einfach hinweggegangen bin und daß ich mich bemüht habe, die Gegensätze, die mir als sachlich belangvoll erschienen, niemals aufzubauschen. Ich bin mir nicht bewußt, terminologische Differenzen jemals betont zu haben. –
Aber ich hoffe doch noch, näheres von Ihnen über das BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 zu hören; umso mehr, als, wie mir KaufmannPKaufmann, Felix, 1895–1949, öst.-am. Philosoph, verh. mit Else Kaufmann dieser Tage schrieb, Sie die BesprechungB1935@„Rezension von Karl Popper, Logik der Forschung“, Erkenntnis 5, 1935, 290–294 in der ErkenntnisIErkenntnis, Zeitschrift übernommen haben. Ich habe mich darüber sehr gefreut, da mir Ihr Urteil (sei es nun günstig oder ungünstig) unter allen Umständen höchst kompetent und interessant ist und ich auf diese Weise doch jedenfalls eine ausführliche Beurteilung von Ihnen zu hören bekommen werde! (Wenn ich Sie daher um etwas bitten darf, so wäre es allein: eine gewiße Ausführlichkeit).
ReichenbachsPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach WahrscheinlichkeitslehreBReichenbach, Hans!1935@Wahrscheinlichkeitslehre. Eine Untersuchung über die logischen und mathematischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, Leiden, 1935 würde ich sehr gerne bespre🕮chenB, aber ich weiß nicht, wie ich zu einer Besprechung kommen soll, da MengerPMenger, Karl, 1902–1985, öst.-am. Mathematiker, verh. mit Hilda Menger mir sagte, daß er mit der Redaktion der MonatshefteIMonatshefte für Mathematik und Physik, Zeitschrift gar nichts zu tun habe.
Außer von KaufmannPKaufmann, Felix, 1895–1949, öst.-am. Philosoph, verh. mit Else Kaufmann, dem, wie er Ihnen wohl geschrieben hat, mein BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 sehr gefiel und der in der rührendsten Weise Propaganda für das BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 macht, habe ich nur eine sehr erfreulich-temperamentvolle, wenn auch ablehnende Bemerkung NeurathsPNeurath, Otto, 1882–1945, öst. Philosoph und Sozialwiss., heiratete 1912 Olga Neurath und 1941 Marie Neurath über meinen „Basissatzstandpunkt“; ferner hielt ich in Mengers KolloquiumIMathematisches Kolloquium von Karl Menger ein ReferatB über den mathematischen Teil der Wahrscheinlichkeitstheorie (mit einigen Ergänzungen, die über das im BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 dargestellte hinausgehen) und MengerPMenger, Karl, 1902–1985, öst.-am. Mathematiker, verh. mit Hilda Menger, der übrigens nur diesen Teil des BuchesBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 gelesen hat, äußerte ein sehr weitgehendes Lob. Das ist aber auch so ziemlich alles, was ich bisher in dieser Richtung berichten kann. Ich habe das Gefühl, daß niemand das BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 liest (es sei denn, daß er von KaufmannPKaufmann, Felix, 1895–1949, öst.-am. Philosoph, verh. mit Else Kaufmann in freundschaftlicher Weise dazu gepresst wird!) schließlich und begreiflicherweise hat die Welt heute ganz andere Sorgen!
Was nun diese betrifft, so dürften wohl auch Sie deren genug haben, und auch uns geht es entsprechend; und die Verhältnisse im Beruf spitzen sich eben, wie alles, immer mehr zu. – Ihre zweite angekündigte ArbeitB aus den MonatsheftenIMonatshefte für Mathematik und Physik, Zeitschrift habe ich bisher nicht erhalten.
Kommen Sie in absehbarer Zeit nach Wien? HenniPPopper, Josefine, 1906–1985, verh. mit Karl Popper und ich grüßen Sie und Ihre FrauPCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap herzlichst!