\brief{Abraham Fraenkel an Rudolf Carnap, 24. März 1935}{März 1935} %Jerusalem, 24.3.35 \anrede{Lieber Herr Carnap,} \haupttext{ich hatte, glaube ich, für Ihren Brief vom November noch nicht gedankt, und nun kam der vom 13.2. Ich war im vergangenen Semester sehr belastet, da ich in Tel Aviv Volkshochschulvorträge gehalten hatte. Was Ihre Frage betr. Auswahlaxiom betrifft, so liegt -- wenn \uline{ich} Sie richtig verstehe -- ein Mißverständnis Ihrerseits vor, begründet wohl dadurch, daß ich in \textsection{}\,16 nur andeute, was ich in \textsection{}\,17 ausführe. Dort nämlich, auf S.\,315, führe ich (im Anschluß an Zermelos\IN{\zermelo} 2. Aufsatz in Math. Ann. 65\IW{}) die Auffassung D\textsubscript{2} ein, abgeleitet aus D\textsubscript{1}, und darauf beziehe ich die Bemerkung von S.\,289 u. 299. (Die Ausfüh\neueseite{}rung auf S.\,315 hätte allerdings präziser sein dürfen!)\fnC{Vgl. auch Math. Zeitschr. \uline{22}, p.\,264 unten (1925)} Ich ziehe nach wie vor D\textsubscript{1} vor, u. zwar aus 2 Gründen: 1) (Das ist der Hauptgrund) ist die Aussage D\textsubscript{1} enger, weniger weitgehend, und dennoch die umfassendere Aussage D\textsubscript{2} aus ihr herleitbar, was einen Vorzug vom allgemein-axiomat[ischen] Standpunkt bedeutet. 2) Ist die Formulierung von D\textsubscript{1} mittels der Grundbegr[iffe] der Axiomatik einfach, während die Formulier[ung] von D\textsubscript{2} vorbereitende Definitionen oder eine umständlichere Ausdrucksweise erfordert. Natürlich ist es mir, nicht zum \blockade{??} zum Zweck einer kritischen Überprüfung, sehr willkommen, daß Sie dieses Semester über Mengenlehre u. ihre log[ischen] Probleme lesen. Leider ist die Aussicht, daß \neueseite{} ich zu dem (mich an sich sehr interessierenden) Kongreß in Paris\II{\pariserkongress} kommen kann, sehr gering, aus dem einfachen Grund, weil es wahrscheinlich an den Reisekosten hapern wird (die Größe meiner Familie zwingt uns sehr zu rechnen); das Datum würde, wenn es nicht später als \uline{Mitte} September ist, wohl passen. Wegen der großen Unwahrscheinlichkeit unseres Zusammentreffens, und um Ihnen anderers[eits] nicht viel Schreibmühe zu machen, möchte ich Sie daher bitten, mir doch möglichst kurz die Änderungsvorschläge \uline{selbst}, ev[entuell] in Stichworten, wenn auch ohne Begründung, mitzuteilen, vielleicht werde ich mir selbst einen \neueseite{} \blockade{?} darauf machen können. Im übrigen \blockade{?\,/\,Eselsohr od. abgeschnitten} die Frage der englischen Ausgabe meiner ML\IW{\fraenkelmengen} immer noch, da sich die -- nicht von mir selbst geführten -- Verhandlungen mit der Oxford University Press\II{\oxfordpress}, die sich interessiert, über Erwarten hinziehen. Meine enthusiast[ische] Beurteilung Ihrer Syntax\IC{\logischesyntax} kennen Sie ja, u. ich werde sie jetzt für die Scripta Math[ematica]\II{} rezensieren\IW{}, über deren Redaktionsführung ich allerdings neuerdings sehr skeptisch urteile (sodaß ich mich viell[eicht] zurückziehe). Noch eine literar. Frage: In den Actualit\'{e}s Scient.\II{\aktualitaet} erschien Ihr Heft: L\textasciiacute{}ancienne et la nouvelle logique\IC{}. \uline{Wovon} ist das die Übersetzung, oder ist es extra geschrieben~? Mit herzlichen Grüßen und Dank für den S.A.} \grussformel{Ihr\\ A. Fraenkel.} \ebericht{Brief, hsl., 4 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/871683}{RC 102-41-10}; Briefkopf: \blockade{fac simile} hsl. \original{24.3.35}.}