Ach für Paul WeissPWeiss, Paul, 1901–2002, am. Philosoph interessiere ich mich deshalb etwas mehr, weil ReichenbachPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph sich so für ihn interessiert und ich den Eindruck habe, daß er im ganzen stark metaphysische Neigungen hat. Ernsthaft „metaphysische“.
Ad Protokollsätze. Ich weiß nicht recht, ob Du folgende Haltung ablehnst: Wenn eine These aufgestellt wird, wie: Auf dem Tisch liegt eine rote Kugel. Wenn man bestimmte Speisen ißt, bekommt man Bauchgrimmen usw. usw., so würde ich fragen: woher weißt Du das? Und im Bereich des Empirismus damit rechnen, daß die Antwort lautet: Das habe ich gesehn, das hast Du gesehn, das hat jemand gesehn, das habe ich gespürt, das hat jemand gespürt usw. (X war im Zustand des Spürens usw.).
Müsse zurückgehen sage ich nicht: muß zurückgehen können. Bei PopperPPopper, Karl Raimund, 1902–1994, öst.-brit. Philosoph, verh. mit Josefine Popper kommt der Terminus „makroskopisch“ an der entscheidenden Stelle vor‚ was eigentlich heißt: Wahrnehmung durch einen Menschen – was denn sonst?
Nein, mein lieber ., so steht es nicht mit SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick.aKsl. Schlick Seine AusführungenBSchlick, Moritz!„Philosophie und Naturwissenschaft“ in der ErkenntnisIErkenntnis, Zeitschrift sind nicht nur „nicht schön“, soweit Geschichte in Frage kommt, sondern unmittelbar metaphysisches Zeug stützend.3Schlick, „Philosophie und Naturwissenschaft“. Ich hoffe, Du hast RickertPRickert, Heinrich, 1863–1936, dt. Philosoph mal angeblättert und kennst dies Zeug über den „Wert“ – wo er übrigens anderes sagt als SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick, nämlich in gewissem Sinne besseres. Er lehnt jene emotionelle Auswahl der Geschichte ab, sondern will logisch die Geschichte absondern, die übrigens … aber wozu da weiter reden. Es ist für uns blamabel, daß jemand so weit weg von der tatsächlichen Wissenschaft etwas sagt, seine Autorität in der Weise mißbrauchend, wie wir dies sonst von Philosophen gewohnt sind. Man kann manchmal mit Zurückhaltung sich zu etwas äußern, das einem ferner liegt, aber dann muß man wenigstens die Literatur der letzten 20 Jahre angekucktaangekukt haben, aber von Geschichte offenbar nichts wissen, als RankePRanke, Leopold von, 1795–1886, dt. Historiker usw., BucklePBuckle, Henry Thomas, 1821–1862, brit. Historiker usw., das geht eben nicht. Und wenn ich denke, wie streng Du manchmal sein kannst …
Mit Bedenken sehe ich, daß Du irgendeine Abwehr dagegen hast, die Sätze durch Beobachtungssätze zu überprüfen. Mir scheint, daß dies für den Empirismus wesentlich ist. Wenn auch alle formale Abgrenzung nichts nützt – so ist doch die Abwehr der Beobachtungssätze besonders bedenklich. Aber das muß man wirklich einmal eingehend besprechen.
SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick schreibt, daß zwar die Naturwissenschaften, nicht aber die Geschichte eine Entwicklung aufweisen, eigentlich könne man heute auch nichts besseres machen als ThukydidesPThukydides, um 460 bis nach 400 v. d. z., gr. Historiker, zumal ja RankePRanke, Leopold von, 1795–1886, dt. Historiker (das ist der, bei dem sich Gottes Finger in der Weltgeschichte zeigt) sagt, man müsse erzählen, wie alles wirklich gewesen ist. Auch die Geologie usw. tun das, die Astronomie, und andere Wissenschaften. Es kommt alles darauf an, was man wegläßt und was man bringt, und die Geschichtsauffassung hat tiefgehendere Wandlungen als die Physik. Und wenn SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick meint, jeder könne Geschichte lesen, aber nicht jeder Physik‚ so ist er der beste Beweis, wie falsch das ist. Er vermag es kaum, zumal ja dazu auch Nationalökonomie usw. gehört. Jedenfalls tat er es offenbar nie.
Das Wort Metaphysik wende ich gerne an, wenn ich eine Anschauung vor mir sehe, die durch die Tendenz, UNKONTROLLIERBARES zu formulieren, getragen ist. Die präzise Scheidung, die Du liebst, ist ja doch nie ganz möglich, da man ja die Verwendung beurteilen muß. Das drängt Dich eher zur Toleranz, weil Du gern ganz präzisierte KalkülebKalkule analysierst, Widersprüche feststellst usw., ich dagegen weiß gern, wie ich mit jemandem dran bin, was für Nüsse der noch zu knacken geben wird, und werde daher die Kennzeichnung gern verwenden, wenn der Gesamthabitus der Argumentation in metaphysischer Richtung geht … Z. B. wenn Verdoppelungen anspruchsvoll auftreten, an die man nur denkt, wenn man sie zu versteckten Zwecken braucht. Ich sehe z. B., wie spät Du gegen WittgensteinsPWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph Metaphysik Dich gewendet hast. Und ich sehe, wie gut es gewesen wäre, das früher zu tun. Oder bist Du anderer Meinung? Deine Meinung über die tatsächliche Stellungnahme SchlicksPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick zu WindelbandPWindelband, Wilhelm, 1848–1915, dt. Philosoph, RickertPRickert, Heinrich, 1863–1936, dt. Philosoph interessiert mich. Gute Grüße auch an InenPCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap, wie immer