besten Dank für Deine Briefe vom 28. Jan. und 11. Febr.1Auch auf Neuraths Brief vom 9. Februar (oben, Nr. ) wird im Folgenden eingegangen.
Zu Deiner Frage: Der AufsatzBWeiss, Paul!„Two-Valued Logic – another Approach“, Erkenntnis 1931 von Paul WeissPWeiss, Paul, 1901–2002, am. Philosoph seinerzeit war zwar richtig, aber nicht so bedeutungsvoll, wie er glaubte. Warum interessierst Du Dich für ihn?
Zu PopperPPopper, Karl Raimund, 1902–1994, öst.-brit. Philosoph, verh. mit Josefine Popper. Seinen Vorwurf des Psychologismus hast Du wohl mißverstanden. Du verteidigst Deine Protokollsätze als einwandfrei physikalistisch. Aber das bestreitet er ja nicht. Er wendet sich nur gegen Deine Forderung dieser Form; und da, glaube ich, hat er recht. Unter Psychologismus versteht er die Auffassung, die Nachprüfung einer Hypothese müsse auf Erlebnis- oder Wahrnehmungssätze zurückgehn. Dabei bleibt seine Auffassung doch empiristisch durch die Forderung der Beobachtbarkeit.HempelPHempel, Carl Gustav, 1905–1997, dt.-am. Philosoph, verh. mit Eva Hempel schreibt mir, daß Du Syntax S. 244 als Zustimmung zu Deiner Protokollsatzform deutest; das ist aber nicht zutreffend; wenn ich sage, daß Protokollsätze Beobachtungsbefunde ausdrücken, so sind bei dieser Formulierung (die absichtlich unbestimmt gehalten ist, um an dieser Stelle die Frage der genaueren Form nicht aufzurollen) Sätze wie „Auf dem Tisch liegt eine rote Kugel“2Carnap, Logische Syntax der Sprache, S. 244: „Es werden syntaktische Bestimmungen darüber aufzustellen sein, welche Formen die Protokollsätze, durch die die Beobachtungsbefunde ausgedrückt werden, haben können.“ Zur Frage der Form der Protokollsätze vgl. auch Carnap, „Über Protokollsätze“. mit einbegriffen. – Die dritte Satzart bei PopperPPopper, Karl Raimund, 1902–1994, öst.-brit. Philosoph, verh. mit Josefine Popper ist allerdings bedenklich; aber in dieser Frage nach dem logischen Charakter der „methodologischen“ Sätze ist er sich offenbar noch nicht ganz klar.3Vgl. Popper, Logik der Forschung, erster Teil, Kap. II.
Zu SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick. Seine Darstellung über Geschichte ist gewiß nicht schön.4Schlick, „Philosophie und Naturwissenschaft“. Da wir aber doch immer schon wußten, daß er in diesem Punkt nicht mit an der Spitze marschiert, bin ich nicht so entsetzt wie Du. 🕮
Herzlichen Dank für die ausführlichen Bemerkungen zum MSB1935@„Les Concepts psychologiques et les concepts physiques sont-ils foncièrement différent?“ Trad. par Robert Bouvier, Revue de synthèse 10 (1), 1935, 43–53.6Carnap, „Sind psychologische und physikalische Begriffe grundsätzlich verschieden?“(ON 380/R.14-1), publiziert als „Les concepts psychologiques et les concepts physiques sont-ils foncièrement différents?“(vgl. oben, Brief Nr. , Anm. ). Mehreres habe ich noch verwendet. Ausführlicher und gründlicher will ich mal die Sache in einem Aufsatz in der „Erkenntnis“IErkenntnis, Zeitschrift darstellen. Dann werde ich auch genauer auf einige Punkte eingehen, die Du berührt hast.
HempelPHempel, Carl Gustav, 1905–1997, dt.-am. Philosoph, verh. mit Eva Hempel schreibt, daß sein AufsatzBHempel, Carl Gustav!1935@„On the Logical Positivists’ Theory of Truth“, Analysis 2, 1935, 49–59 praktisch ungekürzt in „Analysis“IAnalysis, Zeitschrift erscheint.7Hempel, „On the Logical Positivist’s Theory of Truth“. Da gibt es wohl kaum eine Möglichkeit, ihn auch auf Deutsch herauszubringen.
Ich werde FrankPFrank, Philipp, 1884–1966, öst.-am. Physiker und Philosoph, verh. mit Hania Frank, Bruder von Josef Frank fragen, ob es ihm recht ist, wenn Du auch Deine weiteren Zahlungen für ihn an mein Londoner Konto richtest, und ich es ihm hier gebe. Für mich ist es eine große Annehmlichkeit.
Herzliche Grüße Euch allen, auch von InaPCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap!
Noch etwas zu Deinen Bemerkungen zu meinem MSB1935@„Les Concepts psychologiques et les concepts physiques sont-ils foncièrement différent?“ Trad. par Robert Bouvier, Revue de synthèse 10 (1), 1935, 43–53. Nach meiner Meinung sind zu einer empirischen Nachprüfung zwar unbedingt Wahrnehmungen (im weitesten Sinn, innere und äußere) erforderlich, aber nicht unbedingt Wahr"-nehmungs"-sätze. Ich habe absichtlich nicht geschrieben „Ich sehe: hier liegt ein Schlüssel“, sondern „Hier liegt ein Schlüssel“.8Carnap „Sind psychologische und physikalische Begriffe grundsätzlich verschieden?“(ON 380/R.14-1), 2. Ich sehe nicht, wieso das die Metaphysik auch nur indirekt fördern kann.
Ich nenne die Nachprüfung eines Satzes direkt, wenn er selbst als Kontrollsatz dient, indirekt, wenn andere aus ihm abgeleitete Sätze als Kontrollsätze dienen.9Ebd., 5. Welches Bedenken hast Du gegen diese Unterscheidung?
Auf welche Stelle von SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick bezieht sich Deine Bemerkung von der „Geschichtsschreibung, die nichts lernen kann“?
Wir sollten uns mal über die Verwendung des Wortes „Metaphysik“ einigen. Ich bin mehr geneigt, es nur in dem engern Sinn des jenseits der empirischen Nachprüfbarkeit Liegenden zu gebrauchen; Du dagegen wendest es, wenn ich recht sehe, auch auf solche Behauptungen an, die nicht sinnlos, sondern falsch sind, bei denen wir aber vermuten, daß bei ihrem Autor eine Metaphysik (im engern Sinn) dahinter steckt, die ihn zu diesem Irrtum verleitet hat. Zuweilen sogar wendest Du jenes Schimpfwort auch dann an, wenn nicht einmal falsche Behauptungen, sondern nur höchst unzweckmäßige Vorschläge für die Sprachform gemacht werden, z. B. unnötige Verdopplungen, falls der psychologische Ursprung in einer Metaphysik vermutet werden kann; oder SchlicksPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick unwiderrufliche Protokoll-SätzedHsl. Einschub..