Besten Dank für Ihren Brief vom 3. 1. und für Ihr Buch „Wahrscheinlichkeitslehre“BReichenbach, Hans!1935@Wahrscheinlichkeitslehre. Eine Untersuchung über die logischen und mathematischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, Leiden, 1935. Ich habe die wichtigsten Kapitel schon mit großem Interesse gelesen. Diese zusammenfassende, systematische Darstellung der Ergebnisse Ihrer gründlichen Untersuchungen läßt jetzt deutlich sehen, welche Bedeutung jede Einzelheit hat. Das BuchBReichenbach, Hans!1935@Wahrscheinlichkeitslehre. Eine Untersuchung über die logischen und mathematischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, Leiden, 1935 stellt sicherlich einen wesentlichen Fortschritt in der Diskussion des Wahrscheinlichkeitsbegriffes dar. Ich begrüße es besonders, daß in Ihren Arbeiten tatsächliche Systemvorschläge gemacht werden, und nicht philosophische Erörterungen, die nach meiner Ansicht auch in manchen Arbeiten unseres Kreises noch einen viel zu großen Raum einnehmen (z. B. bei WittgensteinPWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph, und in SchlicksPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick letztem AufsatzB). Was die Einzelheiten der symbolischen Technik betrifft, so habe ich bei verschiedenen Punkten ernsthafte Bedenken, besonders in bezug auf die Technik der Abkürzungen. Darüber können wir ja im Sommer mal mündlich sprechen.
Das BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 von PopperPPopper, Karl Raimund, 1902–1994, öst.-brit. Philosoph, verh. mit Josefine Popper habe ich gelesen, und hatte auch selbst die Absicht, es für die „Erkenntnis“IErkenntnis, Zeitschrift zu besprechenB1935@„Rezension von Karl Popper, Logik der Forschung“, Erkenntnis 5, 1935, 290–294. Dabei wollte ich jedoch auf den Abschnitt über die Wahrscheinlichkeit, der Sie vermutlich hauptsächlich interessiert, weniger eingehen. Wenn Ihnen in der Hauptsache nur an der Auseinandersetzung über das Wahrscheinlichkeitsproblem liegt, könnten Sie da nicht vielleicht eine Note oder einen ganz kurzen Aufsatz schreiben, und mir die eigentliche Rezension des BuchesBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 überlassen?
NeurathsPNeurath, Otto, 1882–1945, öst. Philosoph und Sozialwiss., heiratete 1912 Olga Neurath und 1941 Marie Neurath Vorschlag, Heft 2/3 als Doppelheft zu machen, möchte ich befürworten. Die Hefte mit den Konferenz-VorträgenB werden sicher Interesse und guten Absatz finden. Dabei brauchten die folgenden Hefte zeitlich nicht verzögert zu werden.
Werden in Heft 2 (bezw. 2/3) auch Rezension aufgenommen (die dann beim Zusammenbinden mit Heft 1 zum KonferenzberichtB ausgeschieden würden)? Wenn ja, würde ich jetzt mehrere Rezensionen schreiben.
Die RezensionB KailaPKaila, Eino, 1890–1958, finn. Philosoph über BühlerPBühler, Karl, 1879–1963, dt.-am. Psychologe, verh. mit Charlotte Bühler erscheint mir reichlich lang. Ich selbst wollte ihm das nicht gern schreiben, schicke Ihnen aber das MSB und überlasse Ihnen die Frage.
JuhosPJuhos, Béla, 1901–1971, ung.-öst. Philosoph fragt eben, ob wir ihm wenigstens die spätere Annahme seines jetzigen MSB versprechen können. Ich werde ihm schreiben, daß das nicht möglich ist.
Ich habe das MSB von Jonas CohnPCohn, Jonas, 1869–1947, dt.-brit. Philosoph gelesen und bin ich doch gegen die Annahme. Der erste Teil, Kritik der „Elementarerlebnisse“ ist überholt. Die Diskussion des Hauptteils gegen den Physikalismus ist für unsere Leser gänzlich unbrauchbar. In Juhos’PJuhos, Béla, 1901–1971, ung.-öst. Philosoph Angriffen sind zwar auch verschiedene Mißverständnisse, aber er diskutiert doch wenigstens mit erkenntnistheoretischen Argumenten, CohnPCohn, Jonas, 1869–1947, dt.-brit. Philosoph dagegen mit zumindest halb-metaphysischen. Und dann das Kapitel III über Biologie ist ganz philosophisch und unklar (mit dem Scheinbegriff „eigenständig“). 🕮 Was er mit Kapitel IV will, ist gar nicht recht klar; es verfehlt völlig unsere Kritik der Scheinfragen. Ich bin also für Ablehnung. Wenn Sie wünschen, kann ich ihm selbst schreiben. Das MSB behalte ich zunächst noch hier.
Mit Ihrem Vorschlag über HosteletPHostelet, Georges, 1875-1960, fr. Soziologe bin ich einverstanden (Autor-Referat in petit).
HolzapfelP hat mir inzwischen geschrieben, daß er aus Deutschland weg will. Ich möchte ihm gern helfen; wenn es ginge, auch durch Annahme einer Veröffentlichung in der „Erkenntnis“IErkenntnis, Zeitschrift. Aber meine Bedenken gegen das vorliegende MSB sind doch zu stark. Durch bloße Kürzung wäre da nichts gewonnen. Wenn Sie ihm Kürzung vorschlagen, so sind wir gebunden, das Ergebnis anzunehmen. Das geht also doch wohl nicht gut. Schade, daß man nicht mal mündlich mit ihm sprechen und ihn auf seine Mißverständnisse aufmerksam machen kann. Aber nach dem, was Sie über Ihre früheren Erfahrungen mit ihm berichten, würde ja selbst dabei wenig Hoffnung bestehen.
Von den Büchern, die Sie nennen, möchte ich gern QuinePQuine, Willard Van Orman, 1908–2000, am. Philosoph, verh. mit Naomi Quine (1932–1947) und Marjorie Boynton Quine (1948–1998)B und DubislavPDubislav, Walter, 1895–1937, dt. PhilosophB (Naturphilosophie) besprechenB1935@„Rezension von Walter Dubislav, Naturphilosophie“, Erkenntnis 5, 1935, 287–288B. Schicken Sie mir die Exemplare?
Ich möchte Sie nochmals an die Liste der zu rezensierenden Bücher erinnern! 1) Die, die schon ein Rezensent übernommen hat, 2) die noch nicht übernommenen, mit Angabe, wo das Exemplar sich befindet.
Mit besten Grüßen