Rudolf Carnap an Karl Popper, 29. Jänner 1935 Jänner 1935

Lieber Herr Popper

ksl. Randnotiz neben 1. Absatz

besten Dank für die Zusendung Ihres BuchesBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935. Ich habe es mit sehr großem Interesse gelesen und halte es wirklich für eine bemerkenswerte Leistung. Ich bin überzeugt, daß es auch bei andern Echo finden wird, Dr. NagelPNagel, Ernest, 1901–1985, am. Philosoph, verh. mit Edith Nagel schrieb mir schon begeistert davon. Ich bin sehr froh, daß es veröffentlicht worden ist, und möchte Sie fragen, ob Sie nicht die erkenntnistheoretischen Hauptgedanken kurz für die „Erkenntnis“IErkenntnis, Zeitschrift-Leser darstellen möchten. Das würde sicher viele auf das BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 aufmerksam machen. ReichenbachPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach hat mir geschrieben, daß er das BuchBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 für sich zur Besprechung in der „E[erkenntnis]IErkenntnis, Zeitschrift“ angefordert hat. Ich werde noch mit ihm darüber korrespondieren, glaube aber kaum, daß er sich das entgehen lassen wird.aKsl. Wenn er sich die Besprechung für die „E[erkenntnis]IErkenntnis, Zeitschrift“ vorbehält, werde ich es vielleicht in einer andern Zeitschrift besprechen. Über einzelne Punkte Ihres BuchesBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 hoffe ich gelegentlich mündlich mit Ihnen diskutieren zu können. Im Allgemeinen sind wir ja wohl einig, wenn ich auch glaube, daß Ihr Standpunkt noch klarer hervorgetreten wäre, wenn Sie die Differenzen (die zum Teil ja doch nur terminologische Differenzen sind) weniger betont hätten.

Vor einigen Tagen erschien ReichenbachsPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach neues BuchBReichenbach, Hans!1935@Wahrscheinlichkeitslehre. Eine Untersuchung über die logischen und mathematischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, Leiden, 1935 („Wahrscheinlichkeitslehre“, A. W. Sijthoff’s Uitgeversmij, N.V. – Leiden.) Leider ist es sehr groß und dementsprechend teuer. Vielleicht könnte Ihnen Prof. MengerPMenger, Karl, 1902–1985, öst.-am. Mathematiker, verh. mit Hilda Menger die RezensionB für die „Monatshefte“IMonatshefte für Mathematik und Physik, Zeitschrift vermitteln, wenn Sie Lust hätten, das BuchBReichenbach, Hans!1935@Wahrscheinlichkeitslehre. Eine Untersuchung über die logischen und mathematischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, Leiden, 1935 vom Standpunkt Ihrer Wahrscheinlichkeitsdefinition zu besprechen?

Im nächsten Heft der „Monatshefte“IMonatshefte für Mathematik und Physik, Zeitschrift erscheint eine weitere ArbeitBB von mir, von der Ihnen Sonderdruck zugehn wird. Es handelt sich da um ein weiteres StückB aus der „Syntax“B1934@Logische Syntax der Sprache, Wien, 1934. Sie haben Recht, daß es schade ist, daß ich diese Stücke herausnehmen mußte; alle Mathematiker klagen darüber. Aber ich hatte keinen andern Ausweg, eine durchgehende Kürzung des BuchesB1934@Logische Syntax der Sprache, Wien, 1934 hätte mir zu viel Arbeit gemacht.

Hoffentlich hatten Sie eine gute Weihnachtserholung. Die Geburt und eigentlich noch mehr das Hin und Her, das mit der Annahme und Fertigstellung eines Buches verbunden ist, erfordert doch ein gutes Stück Nervenkraft.

InaPCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap ist noch immer nicht ganz in Ordnung mit Ihrem Knöchel, aber doch schon so weit, daß sie im Januar skilaufen konnte. Ähnliches ist ihr auch schon in früheren Jahren passiert. Sie waren diesmal der höchst unschuldige Anlaß. Übrigens läßt sie Sie und Ihre FrauPPopper, Josefine, 1906–1985, verh. mit Karl Popper herzlich grüßen.

Auch von mir Ihnen und Ihrer FrauPPopper, Josefine, 1906–1985, verh. mit Karl Popper alles Gute und die besten Wünsche, daß Sie an Ihrem „Baby“BPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 viel Freude haben mögen!

ksl.

Brief, msl. 1 Seite, RC 102-59-45; Briefkopf: msl. den 29. Januar 1935.


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