\brief{Otto Neurath an Moritz Schlick, Kopie an Carnap, 23. Januar 1935}{Januar 1935} RC 029-09-90; Typoskript Herrn Prof. Moritz Schlick Wien 23. Jan.1935 Sehr geehrter Herr Schlick! Darf ich Sie für den Bericht über die Prager Konferenz, derjetzt in der Erkenntnis erscheint, um ein paar Daten bitten: 1. Geboren, wo wann, studiert, wo, wann, was, habilitiert, wo, wann, wofür. Professor geworden, wo, wann, wofür. 2. Angabe der wichtigsten Schriften und Aufsätze mit kurze Inhaltsangabe. So etwas 10. Der Zweck ist Orientierungeifriger Besucher des Pariser Kongresses. Also wichtig, daß einige Sachen in nichtdeutschen Sprachen aufscheinen. Ich muß jetzt öfter über die Entwicklung und den Stand unserer Bewegung schreiben. Wichtig ist mir möglichst die Differenzen beiseite zu schieben. Nun wüßte ich gern, was Ihr jetziger Standpunkt ist, und wie \colorbox[HTML]{FFFF00}{XYX} ich Ihn aus Ihrem Aufsatz richtig entnommen habe. Nun teilt mir Carnap auf Anfrage mit, daß Sie kein Schlußwort beabsichtigen. Darf ich Sie daher bitten mir privat mitzuteilen, wie weit Sie mit meinen Ausführungen übereinstimmen, wie weit Sie Mißverständnisse vermuten. Ich habe mich auf den Wortlaut Ihres Aufsatzes gestützt und nicht Ihre älteren Arbeiten zitiert, weil ich nicht weiß, wie weit Sie sie noch decken. Diese schmale Basis ist natürlich immer mißlich. Dazu kam noch, daß Sie meine Ausführungen an keiner einzigen Stelle wörtlich wiedergegeben haben, so daß ich nicht sicher bin, ob ich auch nur Ihre Polemik in allen Punkten präzise gedeutet habe, wenn auch das Ganze in sich zusammenzuhängen scheint. Die etwas energische Art mit der Sie in dem Aufsatz gegen mich und Carnap auftraten mag mit verschuldet haben, daß Sie vielleicht manches anders pointierten, als wir es verstanden haben. Aber Aussprache dient ja der Wahrheitsfindung. In der Hoffnung von Ihnen einige Informationen in der angedeuteten Richtung zu erhalten verbleibe ich bestens grüßend hochachtungsvoll