\brief{Felix Kaufmann an Rudolf Carnap, 5. Dezember 1934}{Dezember 1934} %Dr. Felix Kaufmann, %Wien, XIX., %\uline{Döblinger Hauptstr.90.} %Wien, 5. Dezember 1934. %Herrn %Professor Dr.Rudolf Carnap, %\textit{\uline{Prag}}. \anrede{Lieber Herr Carnap!} \haupttext{Ich habe mich sehr gefreut, von Ihnen zu hören, daß Ihr Aufenthalt in England im großen und ganzen wunschgemäß verlaufen ist, wenn Sie auch leider (ebenso wie ich) vor lauter Besprechungen nicht recht zum Genuß der Stadt kamen. Übrigens hat mir inzwischen ein sonst recht kritischer Ohrenzeuge erzählt, daß er bei einem Ihrer Vorträge\IC{\londonervortraege} war und daß Sie ein für einen Ausländer sehr gutes Englisch gesprochen haben. Hoffentlich waren Sie und Ihre Frau\IN{\ina} nach der Heimkehr nicht ebenso kaputt wie es bei mir im Vorjahre der Fall war. Ich nehme an, daß Sie öfters mit Professor Nagel\IN{\nagel} zusammenkommen und zweifle nicht daran, daß Sie von den Unterredungen mit ihm viel Freude haben werden, denn mir hat er ganz besonders gut gefallen. Da ich mir nicht recht klar über seine Adresse bin, so möchte ich Sie bitten, ihm bei Gelegenheit das beiliegende Briefchen zu übergeben.-- Nun habe ich noch folgende Bitte, die aber nur bedingt für den Fall gilt, als Sie für die nächsten sechs Wochen nicht allzu sehr mit Arbeit belastet oder allzu sehr ruhebedürftig sind. Ich habe den allgemeinen wissenschaftstheoretischen Teil meines Buches\IW{\kaufmannmethodensoz} in den letzten Wochen vollkommen umgearbeitet und es würde mich sehr interessieren, Ihr Urteil darüber zu hören. Im Laufe der nächsten Woche dürfte er fertig getippt sein und ich möchte Ihnen dann ein Exemplar zur Lektüre senden. -- \neueseite{} Es hätte Zeit, wenn ich das Exemplar in der dritten Jännerwoche zurückbekäme, da ich am zweiten Teil noch so viel zu arbeiten habe, daß mit einer Drucklegung vor Feber nicht gerechnet werden kann. Ich bin schon wieder recht urlaubsreif und wir wollen von Weihnachten bis Neujahr nach Mittersill skilaufen fahren. Unser Kind\IN{\kaufmannkind} soll während der Zeit bei den Großeltern in Mährisch-Schönberg sein. Noch eine Frage fällt mir gerade ein: Ich habe seinerzeit gehört, daß die ordentlichen Teilnehmer am Prager Philosophenkongreß\II{\kongressphilosophieprag} ein gebundenes Exemplar der gesamten Kongreßvorträge\IW{} zugeschickt bekommen sollen. Bisher habe ich aber nichts dergleichen erhalten. Ist die Zusendung noch zu erwarten oder wurde indessen anders beschlossen? Bitte schreiben Sie mir gelegentlich ein paar Zeilen, wie es Ihnen und Ihrer Frau\IN{\ina} geht und mit welchen Arbeiten Sie derzeit befaßt sind. Viele herzliche Grüße von uns beiden,} \grussformel{Ihr\\ Felix Kaufmann} \briefanhang{1 Beilage} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/870016}{RC 028-21-04 (Dsl. FK 008203-008204)}; Briefkopf: msl. \original{Dr. Felix Kaufmann \,/\, Wien, XIX. \,/\, Döblinger Hauptstr. 90 \,/\, Wien, 5.\,Dezember 1934 \,/\, Herrn \,/\, Professor Dr. Rudolf Carnap \,/\, Prag}.}