\brief[Neurath an Carnap, Den Haag, 14.~November 1934]% {Otto Neurath an Rudolf Carnap, 14. November 1934}{November 1934}\labelcn{N-C-1934-11-14} \anrede{Lieber Carnap!} \haupttext{Ich habe wirklich vor, einen Rundbericht über Skandinavien von mir zu geben. Aber ich habe scheußlich viel zu tun und unerwartet eine greuliche Geldschwierigkeit im Büro.\fnEE{Der im Frühjahr 1934 gekündigte Vertrag über Neuraths bildstatistische Arbeit im Izostat-Institut in Moskau war per 1.~November ausgelaufen, in der Folge verweigerte die sowjetische Seite die Auszahlung einer recht hohen Summe, die im Falle der Kündigung vertraglich als eine Art Abfindung vorgesehen war; vgl. Köstenberger, ,,Otto Neuraths ,Wiener Methode` im Dienste der sowjetischen Propaganda``, 281f.} Also verdoppelte Arbeitsintensität, um genug Geld hereinzukriegen. Oft bis 9 Uhr abends im Büro. Wenn Du mal von einem Mann hörst, der uns fördern kann, pack ihn beim Schlafittchen! Nicht vergessen. Ich habe heute, so gut es schon geht meiner Phantasie betreffend, dem\fnA{\original{den}} Vorkonferenzbericht\IW{\vorkonfbericht} Ausdruck zu verleihen gesucht. Siehe Beilage. Ich glaube, Du bedenkst die Situation nicht ganz. \gesperrt{Es kann der Tag, der uns die breitere von uns organisierte Publikationsmöglichkeit nimmt, sehr nahe sein!} Natürlich ist der Boll\IN{\boll}-Brief unerhört.\fnE{Siehe oben, Brief Nr.~\refcn{1934-10-06-Neurath-an-Carnap}, Anm.~\refcn{1934-10-06-Neurath-an-Carnap-Boll}.} Ja, diese Primadonnen! Wieso sprichst Du nur von den Schüler\gesperrt{innen} der St\ekl{ebbing}\IN{\stebbing}? Ja, Stebbing\IN{\stebbing} macht auch in den Briefen guten Eindruck. Natürlich ist bei Ogden\IN{\ogden} ,,Geschäft`` im Spiel -- aber ich weiß nicht, ob mehr als bei uns. Wenn man nicht regierungsmäßig abgestempelt ist, \gesperrt{gibts keine andere Einnahme als aus Geschäften.} Wie soll man gute Honorare zahlen, wenn man kein Geld einnimmt. Wir haben jetzt mit Ogden\IN{\ogden} zwei Verträge\IW{\neurathbildunterricht}\IW{\neurathbasicisotype}.\fnEE{In der von Ogden herausgegebenen Reihe \textit{Psyche Miniatures} erschien 1936 Neurath, \textit{International Picture Language}, ein Jahr später Neurath, \textit{Basic by Isotpye}; ebenfalls dort auch Carnap, \textit{Unity of Science} (1934), und Carnap, \textit{Philosophy and Logical Syntax} (1935).} Es war nicht leicht, sich über den Geldpunkt zu einigen, obgleich ich eher den Eindruck hatte, daß er entgegenkommend war, da ihm ja an seinen Basicsachen liegt, und ich mache zwei Basicbücher\IW{\neurathbildunterricht}\IW{\neurathbasicisotype} für ihn. Übrigens kann er ja überdies irgendwie knausern. So schlimm wie \gesperrt{Deine} Erkenntnis\II{\erkenntnis} kann er nicht sein, die keine Honorare mehr zahlt. Daß Meiner\IN{\meinerfelix} für die 2 Hefte ein bescheidenes Honorar für Bearbeitung und Mitknechte zugestanden hat,\fnE{Gemeint sind Heft 1 und Doppelheft 2/3 von \textit{Erkenntnis} 1935, die den Bericht der Prager \textit{Vorkonferenz} enthalten.} wurde als unerhörte Ausnahme behandelt. Das heißt, es kann in der Erkenntnis\II{\erkenntnis} eigentlich nur mitarbeiten, wer sonst ein Einkommen hat -- Auffassung der besitzenden Klasse seit Plato\IN{\platon}, der ja sogar die Gehälter der Universitätsprofessoren ablehnte. Ein anständiger Mensch hat eben sonst Einnahmen zu haben, ein Gütchen, ein paar bessere Sklaven, eine Rente oder sonstwas, z.\,B. Subventionen für Liebesbeziehungen zu reiferen Philosophen \ldots\ Also im Ernst. Ich weiß nicht, ob die Stebbing\IN{\stebbing} über Ogden\IN{\ogden} in diesem Punkt nicht aus der Lebensluft einer Bürgerin urteilt, die nicht weiß, daß es Menschen gibt, die für ihre geistige Arbeit nicht bezahlt werden! Es sei denn, sie wird ständig verhökert. Im übrigen hoffe ich, ihre Gretchenfrisur und Masse einmal bewundern zu können. Ja, mit Ogden\IN{\ogden} spricht es sich langspurig und skurril. Er hat doch einen richtigen Spleen. Von Ogden\IN{\ogden} erwarte ich auch manche teilnehmende Förderung, freilich ist er sehr auf seine eigenen Gedankengänge eingestellt. Vielen Dank für den Bericht. Vergiß nicht, daß Du immerhin ein wenig freie Zeit hast, während ich mehr zer-lastet bin. Und gleichzeitig wissenschaftlich vorwärts kommen \gesperrt{und} Geld beschaffen und sich mit widerlichen Sachen herumärgern ist schlimm. Aber ich werde noch einige Berichtworte anfügen. Warum willst Du nicht den Titel des Vortrags\IC{\vortragkongressprag} in der Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag} beibehalten?\fnSE{Der Titel von Carnaps Vortrag bei der \textit{Vorkonferenz} lautete ,,Gegenstand unserer Forschung -- Wissenschaftslogik``, publiziert als Carnap, ,,Formalwissenschaft und Realwissenschaft``.} Die Gelegenheit, in der Scientia\II{\scientia} wieder einmal über uns zu berichten, solltest Du, wenn irgend möglich, so verwenden, daß Du an die Artikel irgendwie anknüpfst, die Frank\IN{\frankphilipp}\IW{\frankcharakter}, ich glaube auch Schlick\IN{\schlick}\IW{\schlickmoderne}, Hahn\IN{\hahnhans} und ich\IW{\neurathscientia} dort publizierten.\fnE{In \textit{Scientia} erschien 1936 Carnap, ,,Existe-t-il des prémisses de la science qui soient incontrôlables?\grqq. Von Hahn ist dort keine Arbeit erscheinen, ab 1929 dort zu finden: Schlick, ,,Erkenntnistheorie und moderne Physik``; Frank, ,,Der Charakter der heutigen physikalischen Theorien``; Neurath, ,,Physikalismus``.}\fnSE{Von Hahn ist dort keine Arbeit erscheinen, ab 1929 dort zu finden: Schlick, ,,Erkenntnistheorie und moderne Physik``; Frank, ,,Der Charakter der heutigen physikalischen Theorien``; Neurath, ,,Physikalismus``.} Die Scientia\II{\scientia} ist eine so uneinheitliche Sache und man soll, wenn es irgend geht, als geschlossener Körper auftreten. Prag\II{\vorbesprechunginprag}\II{\kongressphilosophieprag} hat in dieser Richtung uns \gesperrt{ungeheuer} genützt. Und da Du \neueseite{}\zzz diese verdienstliche Sache dort gegenüber Rádl\IN{\radl} durchgesetzt hast,\fnE{Zu Carnaps Einfluss auf die Programmgestaltung des \textit{8.~Internationalen Kongresses für Philosophie} siehe oben, Brief Nr.~\refcn{1934-06-27-Carnap-an-Neurath} und \refcn{1934-08-17-Carnap-an-Neurath}.} wäre es wohl denkbar, daß Du das in der Scientia\II{\scientia} fortsetzen könntest. Also erst Kopenhagen. 5 Vorträge.\fnE{5 Vorträge ???} Bemerkenswert der Psychologe Rubin\IN{\rubin} -- da er sich für optische Probleme interessiert, liegt ihm auch unsere Bildpädagogik sehr -- er schreibt gerade eine prinzipielle Reflexion über Geschmack und Geruch und über das Problem, wie man ,,Sinne`` gegeneinander ,,abgrenzt``. Es liegt in absolut empiristischer Richtung, wenn er auch mancherlei metaphysische Wendungen ausscheiden muß, um zum vollen Behagen zu gelangen. Ich redete ihm zu, da er uns liebt, mir den Artikel zu senden, ich würde ihn Dir dann zugehen lassen, mit der Bitte, ihn in der Erkenntnis\II{\erkenntnis} zu bringen. Er wäre auch bereit, eventuell in Paris zu sprechen. Da unser Lager in Psychologen schlecht assortiert ist, würde ich das sehr begrüßen. J\o{}rgensen\IN{\joergensen} kennst Du ja. Bemerkenswert die energische kritische, atheistische, sexualreformerische usw. Note in seinem Wirken. Ich glaube, er treibts von uns allen im einzelnen am schlimmsten als Kritiker unseres Zeitalters. Im übrigen aber ist er skeptisch gegenüber der material\ekl{istischen} Geschichtsauffassung und der Prognose. Er meint, daß er sich darnach richte, für wie töricht er etwas halte -- dann bekämpfe er es, wenn er es vermöge. Übrigens auch ein Standpunkt \ldots\ Sehr nett. Ditto Frau und Kind. Bohr\IN{\bohr}. Eigenartig. Intensiver Mensch. Kam zu zwei Vorträgen und diskutierte mit vollem Eifer. Und zwar Rede und Gegenrede. Es interessierte alle sehr -- außerdem diskutierte man des Nachts weiter. Grundzug: Er möchte \gesperrt{nicht} als Metaphysiker eingeschätzt werden. Und er kann, wenn er vorsichtig ist, sich relativ metaphysikfrei ausdrücken. Aber offensichtlich liegt in der \gesperrt{Auswahl} der Probleme, soweit die Frage des Lebens usw. erörtert wird, und der\fnA{\original{die}} Betonung der Unbestimmtheit eine \gesperrt{Tendenz}. Überdies sind die gedruckten Ausführungen voll derber Metaphysik. Aber er hat gewisse Grundeinstellungen, die sich mit meinen berühren, z.\,B. daß man nicht alles gleichzeitig wissenschaftlich aufhellen könne, sondern, daß die einzelnen wissenschaftlich-logischen Aktionen sozusagen einen Preis zahlen müssen. Eine ,,Kompensations``-Vorstellung, die jetzt natürlich bei ihm tendiert, sich mit der Unschärferelation zu verbinden. Offenbar bemüht, mit uns in Einklang zu kommen. Aber da sein Zirkel ihn in seiner etwas unbestimmten Art sich zu äußern bestärkt, müßte man ihn lang bearbeiten können, wozu er sich bereit finden würde. Lund. Tegen\IN{\tegen}. Kennst Du ja, er und andere sind knapp daran, glaube ich, sich zu uns hinzubewegen, wie überhaupt der Einfluß von Upsala her, der ja auch bei Alf Ross\IN{\ross} zu merken ist (Besprechung\IW{\neurathrezross} folgt bald),\fnEE{Neurath, ,,[Rezension von:] A. Ross, Kritik der sogenannten praktischen Erkenntnis``.} unserem begegnet. Göteborg. Jacobsson\fnA{\original{Jacobson}}\IN{\jakobsonmalte} -- jetzt Gouverneur geworden, mit Zimmer für den König in seiner Wohnung -- und Petzäll\IN{\petzaell} natürlich immer bemüht, mit uns in Kontakt zu sein, da ihnen ja vor der Originalverpackung, die den Titel Metaphysik trägt, graust. Aber es Cassirert\IN{\cassirerernst} natürlich milde in den Gängen und Gestellen.\fnEE{1935 bis 1941 wirkte Ernst Cassirer als Professor in Göteborg.} Es gab angeregte Erörterung nach dem Vortrag. Jedenfalls ein Land, wo man uns kennt und eine nette Schizophrenin in munterer Unbefangenheit über Frege\IN{\frege} mühelos sprach und uralte logische Arbeiten von mir zitierte, um zu erfahren, wie ich mich jetzt zur symbolischen Gleichheit und Definitionsgleichheit stelle usw.\fnE{Vgl. Neurath, ,,Definitionsgleichheit und symbolische Gleichheit``.} Und dabei haben sie an der Göteborger Universität\II{\goeteborguni} nicht mal eine naturwiss\ekl{enschaftlich-}mathem\ekl{atische} Abteilung und müssen sich mit Technikern als Aushilfe begnügen. Oslo. Studentenverein. Keine Diskussion. Aufenthalt sehr interessant und schön. Wikingerschiffe in natura gesehn. Und eine ganze Partei, die mal in der III. Internationale war.\fnEE{Gemeint ist die norwegische Arbeiterpartei (,,Arbeiderpartiet``), von 1919--1923 Mitglied der \textit{Dritten~Internationalen} (,,Komintern``).} Philosophisch scheint man dort uns eher freundlich gesinnt, aber mehr philosophiearm zu leben. In Eile und unter Druck, viele Grüße von Haus zu Haus.} \grussformel{Herzlichst\\ON} \cutcn{\briefanhang{\anrede{Für Carnap (zur Kenntnis, im Interesse der Mitarbeit auch an Hempel\IN{\hempel})\\14.~Nov.~1934} \noindent In weiterer Ausführung der schon dargelegten kompositorischen Phantasien ergibt sich nun folgender Plan für die zwei Hefte. Die 3 Tage müssen auf 2 Hefte verteilt werden. Soweit sich bis jetzt abschätzen läßt, ergibt sich folgende Zusammenstellung.\fnE{Die folgende Aufstellung entspricht weitgehend der Veröffentlichung in \textit{Erkenntnis} 5, 1935, S.\,1--204 (Heft 1 und Doppelheft 2/3); Anmerkungen zu dieser Aufstellung erfolgen nur, wenn entsprechende Texte nicht dort erschienen sind.}\medskip \noindent HEFT I. \begin{enumerate} \item Einleitender Bericht\IW{\vorkonfbericht} über die Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag} und den Pariser Kongreß\II{\pariserkongress} (letzteres vielleicht besser am Schluß, damit in beiden Heften von dem Kongreß die Rede ist und damit beim Zusammenbinden Anfang und Schluß einander finden, wie in manchen Theaterstücken (Grillparzer, Der Traum ein Leben usw. usw.)) \item Franks\IN{\frankphilipp} Einleitung mit Nachruf auf Hahn\IN{\hahnhans}\fnE{Frank, ,,Hans Hahn †``, erschien noch in \textit{Erkenntnis} 4, 1934.} \item Morris\IN{\morris} Vortrag\IW{\morrisprag} \item Weise Worte Carnaps\incarnap{}, die sich an das Gemüt aller wenden, damit Einigkeit entstehe und man nicht der Terminologien wegen sich zanke. Anschließend die auszugsweise Verdeutschung des Morrisvortrag\IW{\morrisprag} -- wie vorgelesen in Prag\II{\kongressphilosophieprag}, vielleicht etwas kürzer.\fnE{Eine Einleitung Carnaps zu dem Vortrag von Morris ist nicht erschienen, eine deutsche Inhaltsangabe des Morris-Aufsatzes hat schließlich Hempel verfasst; vgl. unten, Brief Nr.~\refcn{1935-03-13-Carnap-an-Neurath}.} \item Neurath\inneurath{} Vortrag \item Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz} Vortrag \item Carnap\incarnap{} Vortrag \item \gesperrt{Vielleicht} Tarski\IN{\tarski} \item \gesperrt{Vielleicht} Induktionsdiskussion im Anschluß an den Vortrag Neurath\inneurath{}, unter dem Titel ,,Ergänzende Bemerkungen`` (es soll nicht der Schein entstehen, es sei eine wirkliche Diskussion). Diskussionsreferat: Reichenbach (Sonntag) \begin{enumerate} \item Popper\IN{\popper} \item Carnap\incarnap{}\fnE{Einschlägige Diskussionsbemerkungen Carnaps wurden nicht publiziert; vgl. dazu unten, Brief Nr.~\refcn{1935-03-13-Carnap-an-Neurath}.} \item Neurath\inneurath{} \item Grelling\IN{\grelling} usw. \end{enumerate} \item \gesperrt{Vielleicht} Schlick\IN{\grelling} über Ganzheit\IW{\schlickganzheit} vom Hauptkongreß\II{\kongressphilosophieprag}, eigener Bericht über den \gesperrt{gesprochenen} Text. \item Vielleicht sonst was vom Hauptkongreß\II{\kongressphilosophieprag}. \end{enumerate} HEFT II. \begin{enumerate} \item Vortrag \L{}ukasiewicz\IN{\lukasiewicz} \item Vortrag Rougier\IN{\rougier} \item Vortrag J\o{}rgensen\IN{\joergensen} \item Vortrag Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz} (über die poln\ekl{ischen} Positivisten) \item Vortrag Frank\IN{\frankphilipp} \item Vortrag Reichenbach\IN{\reichenbach} \item Vortrag Zilsel\IN{\zilsel} \item Verschiedene Diskussionen zu ,,Ergänzenden Bemerkungen`` verarbeitet, z.\,B. \begin{enumerate} \item Schlick\IN{\schlick} zu Jordan\IN{\jordanp} (liegt bereits vorbildlich nett vor\IW{\schlickjordan}) \item Reichenbach\IN{\reichenbach} (ach der Jordan\IN{\jordanp} ist nicht so schlimm) \item Neurath\inneurath{} (noch viel schlimmer, mit den Zitaten) \item Frank\IN{\frankphilipp} \end{enumerate} usw. \item Vortragsbericht Nagel\IN{\nagel} vom Hauptkongreß\II{\kongressphilosophieprag} (für uns bereits besonders hergerichtet). \item Bibliographie und Biographie (beides kurz) der oben auftretenden Akteure -- ohne Bild und ohne eigenhändige Unterschrift. \item Ergänzende Informationen über sonstige bibliographische Themen, die für jedermann lesenswert sind. (Ich möchte nochmals betonen, daß \gesperrt{überall}, wohin ich komme, große Nachfrage nach bibliographischer Orientierung ist. Ich finde die Brochure ,,Wiener Kreis``\IW{\wissweltauffassung} in jeder Richtung grenzenlos überholt -- abgesehen davon ist sie jetzt gänzlich von der hohen Polizei beschlagnahmt worden\fnE{Vermutlich handelt es sich um die Beschlagnahmung von Restexemplaren im Zuge der behördlichen Auflösung des \textit{Vereins Ernst Mach}; vgl. dazu Stadler, \textit{Studien zum Wiener Kreis}, S.\,384f.} --, aber auch die Prager Bibliographie von 1929\IW{\berichttagung}\fnE{Gemeint ist die Bibliographie im Bericht über die \textit{1.~Tagung für Erkenntnislehre der exakten Wissenschaften} in \textit{Erkenntnis} 1, 1930/31, S.\,315--339.} heute schon mangelhaft. Abgesehen davon, daß kaum jemand, der diesen Vorkonferenzbericht\IW{\vorkonfbericht} mit Eifer studiert, sagen wir in Baltimore oder in Aberdeen oder in Madrid, von Bombay zu schweigen, sich diesen -- überdies vergriffenen Bericht\IW{} -- mühsam verschaffen wird. Man will das Lunchbrot gleich beigepackt bekommen.) \end{enumerate} \noindent Weiter: Ich fand es für uns \gesperrt{sehr} wichtig, daß Meiner\IN{\meinerfelix} dieses Buch\IW{}, aufgebaut aus den beiden Heften (also zusammen 8 Bogen), bringen will und ich finde, man solle diese Gelegenheit benutzen, solange sie noch glüht. Wer weiß, wann wir wieder eine Bibliographie einem verehrlichen Publico werden vorlegen können. Bis Paris\II{\pariserkongress} \neueseite{}\zzz fließt viel Wasser vom Berg. Schon die Ermordung Barthous\IN{\barthou}\fnE{Der französische Außenminister Louis Barthou wurde beim Attentat auf den jugoslawischen König am 9.~Oktober 1934 in Marseille erschossen.} hat zur Folge, daß wir zunächst die versprochenen 1000 Frcs nicht haben, weil der Mann, mit dem Rougier\IN{\rougier} sprach, nicht mehr an seinem Posten ist -- oder ists die sonstige Umgestaltung des Kabinetts \ldots\ Rougier\IN{\rougier} stößt auch ein zierliches ,,Hélas``\fnE{Französisch für ,,Ach`` oder auch ,,Oh Weh``.} aus -- unsereins sagt bereits ,,Donner und Doria`` oder ,,Dreckzeug, diese Welt`` oder so was. Oder aber wir kriegen vielleicht wirklich \gesperrt{viel} Geld für eine Publikation, dann wirds nicht eine kleine bibliographische Brücke, was wir nach oder vor Paris\II{\pariserkongress} verfertigen, sondern ein Mammuthtrajektgebäude für Oberbonzen und Millionäre und ohne die charmante und weise Prager Vorkonferenzluft\II{\vorbesprechunginprag}. Es gibt Leute, die bereits ihre Reisepläne an die Kriegsprognosen anpassen wie andere Leute ihre Skipartien. Also seien wir froh, daß Meiner\IN{\meinerfelix} das macht. Und weiter, ich hab das schon mal gesagt, Meiner\IN{\meinerfelix} hielt den Vorschlag, die Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag} ,,aufzufüllen``, \gesperrt{auch} für kommerziell aussichtsreich. Die Menschen werden sich freuen, für ihr teures Geld auch etwas Schlick\IN{\schlick}, und sogar in zwei Zubereitungen, serviert zu bekommen, von dem pikanten Nagel\IN{\nagel} und vielem anderen noch zu schweigen, das noch in der Küchenlade wartet. Ich glaube absolut, daß alle erwähnten Ergänzungen nur erfreulich sind. Ich würde es z.\,B. bedauern, wenn Schlick\IN{\schlick}, dem ich doch in vielem kritisch gegenüberstünde, in unserem Kranze fehlte. Da er jetzt mehr als früher, wie es scheint, bereit ist, mit uns in Kontakt zu bleiben -- umso wichtiger, solche Gelegenheit zu nutzen. Nagel\IN{\nagel} ist umso mehr eine Aquisition, als er nicht nur klug und uns gewogen ist, sondern überdies englische Artikel schreibt, wonach Reichenbach\IN{\reichenbach} und Meiner\IN{\meinerfelix} geradezu gieren, da sie ja aus der Erkenntnis\II{\erkenntnis} gern eine internationale Zeitschrift machen möchten. Also ich wäre froh, wenn diese Kompositionsphantasien freundlich gefördert würden, auch durch Übermittlung frei aufsteigender Erinnerungsvorstellungen, die dies oder jenes komplettieren helfen. Es wird kein Wort gedruckt, das nicht der Betreffende selbst geartikelt hat. Aber manchmal hat man vergessen, wen man noch auffordern muß, etwas zu liefern, und manchmal wäre es gut, dem Betreffenden liebevoll anzudeuten, was gut wäre, wenn er sich erinnern wollte, gesagt zu haben, oder wenn er sich entschließen wollte, jetzt es zu behaupten.}} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/828569}{RC 029-10-10 (Dsl. ON 219)}; Briefkopf: gedr. \original{Munda"-neum Institute The Hague} mit näheren Angaben; msl. \original{Prof. R. Carnap\,/\,Prag} und \original{14. Nov.~1934}.\\Beilage: Dsl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/828569}{RC 029-10-11 (weiterer Dsl. ON 219)}.}