\brief{Abraham Fraenkel an Rudolf Carnap, 9. September 1934}{September 1934} %Abschrift, die Carnap offenbar Fraenkel zur Verfügung gestellt hat, liegt dem Brief bei %Jerusalem, 9.9.34 \anrede{Lieber Herr Carnap,} \haupttext{ich schrieb Ihnen erst kürzlich, muß es aber heute wieder tun. Ich habe nämlich in den letzten Tagen Ihre log[ische] Syntax\IC{\logischesyntax} gelesen, oder wenigstens so weit durchgeschaut (zu dem gründl[ichen] Studium, das nötig wäre komme ich viell[eicht] im Rahmen eines Seminars), als es meine Zeit jetzt erlaubt. Da muß ich Ihnen, u. der Wissenschaft überhaupt, herzlichst gratulieren. Es ist in meinen Augen eines der (ganz wenigen) bahnbrechenden Werke aus den letzten 20 Jahren, und alle Interessierten werden lange daran zu tun haben, die Bereicherung, die Ihr Buch\IC{\logischesyntax} der Wissenschaft bringt, geistig zu verarbeiten. Es ist ganz erstaunlich, wie Sie so ungeheuren Stoff u. so viele originale Gedanken, die die Frucht vieler Jahre sein müssen, ansammeln u. auf so gedrängtem Raum verarbeiten konnten. Natürlich gibt es Punkte, in denen ich glaube Ihnen nicht zustimmen zu können (z.\,B. bei den nichtprädikativen Verfahren); aber im ganzen beherrscht mich jetzt ein Gefühl der Bangigkeit, wie ich das \neueseite{} Viele, das ich aus Ihrem Buch\IC{\logischesyntax} \uline{neu} lernen u. \uline{um}lernen muß, geistig und gedächtnismäßig werde bewältigen können. In der englischen Ausgabe (wenn nichts Neues dazwischenkommt!) meiner Mengenlehre\IW{} werde ich, da der Text im wesentlichen fertig ist, die Gesamtwirkung des Buches\IC{\logischesyntax} nicht mehr zur Geltung bringen können, wohl aber zu einer größeren Anzahl von Stellen (mehr als ein Dutzend) es bei speziellen Problemen (und der Gesamttendenz nach) zitieren. Betr. Rezension kam mir folgende Idee: Schreiben vielleicht Sie (oder der Verleger) an die Redaktion der ,,Scripta Mathematica`` (New York), in deren Redakt[ions]-Ausschuß ich bin, daß ich mich bereit erklärt hätte eine Rezension des Buches\IC{\logischesyntax} für die Scr[ipta] M[athematica]\II{} zu schreiben und ob es recht wäre, daß zur Vermeidung des Hin- und Hertransports des Rezensionsex. direkt an mich gesandt würde. Die Adr. ist: Scr[ipta] Math[ematica], Editor I. Ginsburg, c/o Jeshiva College, Amsterdam Ave. and 186th Str., New York Ich würde dort wohl einigerm[aßen] ausführlich schreiben können. Mit besten Grüßen} \grussformel{Ihr\\ A. Fraenkel} \briefanhang{Ist das zitierte Buch von Ihnen ,,Die Aufgabe d[er] Wissenschaftslogik``\IC{\aufgabederlogik} schon erschienen? (Den Art[ikel]\IC{\problemederphilosophieaufsatz} in Philos[ophy] of Science\II{\philosophyofscience} habe ich schon gelesen.)} \blockade{ksl. Anmerkungen} \ebericht{Brief, hsl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/871579}{RC 102-41-13}; Briefkopf: \blockade{fac simile} hsl. \original{9.\,9.\,34}.}