\brief{Otto Neurath an Rudolf Carnap, 16. Juli 1934}{Juli 1934} \anrede{Lieber Carnap!} \haupttext{Also ich lade jetzt alle für 31. Aug. 1. Sept. nach Prag ein. Es ist das beste so. Von Frank\IN{\frankphilipp} hatte ich Brief. Er ist in Marienbad postl[agernd] zu erreichen.\fnE{Wie auch aus dem Folgenden klar hervorgeht, hatte Neurath zu diesem Zeitpunkt noch nicht Carnaps Brief vom 14.~Juli erhalten (vgl. auch unten die editorische Bemerkung).} Also alle außer Behmann\IN{\behmann} lade ich ein, wegen Popper\IN{\popper} schreibst Du noch. Er hat, wie ich Dir schon schrieb, so gar keine rechte Fühlung mit uns als Gruppe und ist noch gar nicht publizistisch hervorgetreten. Aber wie Dus nun sagen wirst solls recht sein. Ajdukiewicz\IN{\ajdukiewicz} ist ebenso eingeladen wie Kotarbiński\IN{\kotarbinski}. Wurde übersehn einzutragen. Ich habe überdies noch meinen Vetter Waldemar\IN{\kaempffert}\fnE{Waldemar Kaempffert.} aus USA eingeladen, der sich sehr für unsere Sachen interessiert, Tech[nische] Redakt[ion] bei der New York Times\II{\nyt}, schrieb über Einstein\IN{\einstein} usw. usw. Nun noch: Neider\IN{\neider} möchte zum intern[ationalen] Phil[osophie-]Kongreß\II{\kongressphilosophieprag} eingeladen werden, ich habe ihn zur Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag} eingeladen. Er dürfte kommen. Hahn\IN{\hahnhans} hatte schon abgesagt. Sag, ist der Dr. Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} für die Einheitswiss[enschaft] so weit, daß man ihn zur Vorkonferenz\II{\vorbesprechunginprag} einladen soll? Er ist so nett, daß ichs gern tue. Er ist doch sozusagen ein nobler Gegner von uns Antimetaphysikern. Natürlich muß er nach Paris\II{\pariserkongress} kommen. Aber wenn er diskutiert, so ists fast komisch, daß da jemand kommt, der sicher nicht \gesperrt{gemeinsame} Basis\fnAmargin{Ksl. \original{\textsp{ja}}.} fördern hilft. Was doch wohl von allen anderen in irgendeinem Sinne gilt. Es ist doch eine ZWECK-KONFERENZ, \gesperrt {nicht} ein kleiner Kongreß.\fnAmargin{Ksl. \original{\textsp{doch lieber nicht}}.} Du hast mir noch nicht geschrieben, wie viel Raum ich krieg für die Besprechung\IW{\neurathrezross} des Rechts- und Ethikbuchs\IW{\rosskritik} von meinem dänischen Bekannten\IN{\ross}, der uns nahesteht.\fnE{Alf Ross, \textit{Kritik der sogenannten praktischen Erkenntnis}.} Vielleicht könnte der auch kommen. Ach den Petzäll\IN{\petzaell} kann man einladen, bitte gib mir seine Adresse. Mit Mannoury\IN{\mannoury} sind wir noch nicht im Kontakt. Kommt alles. Vorläufig okkupiert noch das Büro ungeheuer, weil wir am Anfang sind, und später fürchte ich, weil es in Gang kommt. Die 300 K[ronen] Tsch[echisch] bitte heb auf. Teils werde ich sie Frank\IN{\frankphilipp} zurückerstatten, bei dem ich Schulden habe, teils für mich verwenden. Nora\IN{\hahnnora}\fnE{Gemeint ist die Tochter von Hans Hahn, Nora Hahn (bzw. Minor).} ist nicht mehr in Brünn. Es ist von Dir und Ina\IN{\ina}, von der ich immer einen Brief erwarte, wirklich sehr schön, daß Ihr den Heurteurs\IN{\heurteur}\IN{\heurteurfrau} etwas beisteht,\fnE{Vgl. dazu oben die von Marie Reidemeister stammende Bemerkung am Ende von Brief Nr.~\refcn{1934-07-12-Neurath-an-Carnap}.} es ist seelisch so ungeheuer wichtig, daß sie nicht ganz verdrückt werden. Scheußliche Welt. Gute Grüße} \grussformel{Dein\\ON} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/828692}{RC 029-10-51 (Dsl. ON 219)}; Briefkopf: gedr. \original{Munda"-neum Institute The Hague} mit näheren Angaben, msl. \original{Prof. Rudolf Carnap\,/\,Prag} und \original{16.VII.34}; ksl. \original{gekreuzt}.}