Soeben erhalte ich die Korrektur meines Vorworts und zugleich Deinen Brief dazu. Da ich mit der von Dir vorgeschlagenen Änderung Formulierung nicht ganz einverstanden bin, will ich Dir gleich schreiben, damit ich noch Deine Antwort bekomme, bevor ich die Korr[ekturen] an SpringerISpringer Verlag zurückschicke.
Ich selbst habe nicht den Eindruck, daß Wittg[enstein]PWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph die Auffassung vertritt, die ich als Toleranzpr[inzip] bezeichne. Es scheint zwar, daß er eine tolerantere Auffassung vertritt als er (und wir alle) es früher taten. Aber seine Auffassungen scheinen mir nach dem, was ich von Dir (bes. auch aus der letzten Abhandl[ung]B) und WaismannPWaismann, Friedrich, 1896–1959, öst.-brit. Philosoph, verh. mit Hermine Waismann erfahre, in diesem Punkt nicht ganz mit meiner Auffassung übereinzustimmen. (Z. B. lehnt er, wenn ich recht unterrichtet bin, nicht-vollst[ändig]-verifizierbare Sätze ab; ferner läßt Du, und ich vermute danach: auch er, als analytische Sätze (Tautologien) nur solche zu, für die man ein Entscheidungsverfahren besitzt.) Über diese Fragen selbst können wir später mal in Ruhe sprechen. Hier kommt nur inbetracht, daß ich nicht glaube, hier mit ihm einig zu sein. Wenn Du also den Satz S. VII „Vielleicht … Toleranzpr[inzip]“ so geändert haben möchtest, daß der Leser nicht mißversteht, Du sagtest dies bloße „vielleicht“, so kann ich ihn doch nicht so ändern, daß der Leser mißversteht, ich sagte das von der Übereinstimmung. Bitte schlage mir eine Formulierung vor, die Dir auf Grund dieser Sachlage geeignet erscheint! Z. B. könnte man so formulieren, daß der Leser deutlich sieht, daß die Verantwortung für die Bemerkung Dir und nicht mir zukommt: „SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick meint hiernach, … “. Oder umgekehrt so, daß die Verantw[ortung] deutlich mir zukommt: „Ich nehme hiernach an, daß sich auch seine Auffassung … entwickelt“.
Ich hatte NeurathPNeurath, Otto, 1882–1945, öst. Philosoph und Sozialwiss., heiratete 1912 Olga Neurath und 1941 Marie Neurath geschrieben, daß Du in der Korr[ekturfahne] Deines Aufsatzes (die er kannte) einige Änderungen beabsichtigst. Er bittet mich nun, Dir zu schreiben, daß Du das meiste über seine Auffassung in der Broschüre „Einheitswiss[enschaft] u. Psychol[ogie]“BNeurath, Otto!1932@„Einheitswissenschaft und Psychologie“ (= Bericht zu dem Vortrag am 14.X.1932 im Verein Ernst Mach), Erkenntnis 3, 1932/33, 233-234 fändest. Ich vermute allerdings, daß es inzwischen schon zu spät für weitere Änderungen ist. Er lehnt es auch entschieden ab, als Vertreter einer Kohärenztheorie angesehen zu werden.
Über LewisPLewis, Clarence Irving, 1883–1964, am. Philosoph schreibst Du mir wohl noch, ob und was Du erwidern wirst. Ich werde dann warten, bis Dein MSB vorliegt, und dann ergänzend von meinem Gesichtspunkt aus etwas sagen. Auch MorrisPMorris, Charles W., 1901–1979, am. Philosoph, bis 1951 verh. mit Trude Morris, danach mit Ellen Ruth Morris schickte mir ein MSB, das er wohl auch Dir geschickt hat. Vielleicht kann man gleichzeitig darauf Bezug nehmen.
Mit SpringerPSpringer, Julius der Jüngere, 1880–1968, dt. Verleger bin ich inzwischen endlich zu einer Einigung gekommen. Vielleicht ist das auf eine Intervention von Dir zurückzuführen? Dann herzlichen Dank. Ich habe ihm zugestanden, daß die engl. AusgabeB1937@The Logical Syntax of Language, London, 1937 nicht vor 1. Apr. 1935 erscheint.
Mit herzlichen Grüßen