\brief[Carnap an Neurath, Prag, 18.~Mai 1934]% {Rudolf Carnap an Otto Neurath, 18. Mai 1934}{Mai 1934} \anrede{Lieber Neurath,} \haupttext{besten Dank für Deine Briefe vom 10. und 14.~Mai. Inzwischen ist wohl Olga\IN{\neuratholga} bei Dir eingetroffen; schreib mal, wie sie die Reise überstanden hat und wie sie die Eingewöhnung übersteht. Ich habe auch für das \uline{Vorwort}\IC{\logischesyntax} verschiedene Deiner Änderungsvorschläge akzeptiert.\fnE{Carnap, \textit{Logische Syntax der Sprache}, Vorwort.} Leider ging nicht alles. Die Literaturhinweise und Autorennennungen konnte ich nicht mehr in den Anhang schieben. Ich habe also den ,,schönen`` Teil des Vorwortes von diesem nüchternen durch einen Strich getrennt; das Vorwort besteht also jetzt aus 2 Teilen. Über den logischen Aufbau\IC{\konstitutionstheorie} habe ich nicht gesprochen; die Synta\IC{\logischesyntax}x ist nicht eine Ergänzung oder Verbesserung des Aufbaus\IC{\konstitutionstheorie}, sondern ein ganz anderes Problem. Der Aufbau\IC{\konstitutionstheorie} war Analyse der Realwissenschaft, die Syntax\IC{\logischesyntax} ist Analyse der ,,Philosophie``\fnA{Anführungszeichen hsl. eingefügt.}. Ich scheue mich nicht, als Repräsentant des Physikalismus usw. aufzutreten; aber von diesen umstrittenen und auch bei uns selbst noch nicht hinreichend klaren Dingen will ich die klaren logischen Probleme (Syntax) trennen. \uline{Schlick}\IN{\schlick} will einiges in seinem Aufsatz\IW{\schlickfrau} ändern.\fnE{Schlick, ,,Über das Fundament der Erkenntnis``.} Er schrieb, daß er diesen Aufsatz\IW{\schlickfundament} in den Ferien geschrieben habe, wo er keine Literatur zur Hand gehabt habe; jetzt erscheine ihm selber die Differenz gar nicht groß, er habe auch einiges falsch zitiert usw.\fnE{Schlick an Carnap, 13.~Mai 1934, (RC 029-28-15).} Ich habe ihm geschrieben, ich warte mit dem Schreiben meiner Erwiderung auf die Mitteilung der Änderungen oder auch auf den Umbruch. Sein Aufsatz\IW{\schlickfundament} kommt in IV/2; mit dem Umbruch dieses Heftes \textkritik{}\fnA{Hsl. Streichung von \original{, das als Propagandaheft verschickt werden soll,}.}\zzz hat man schon seit Wochen auf den Schlickaufsatz\IW{\schlickfundament} gewartet. Unsere Erwiderungen können erst in einem späteren Heft kommen. IV/2 und ich glaube auch IV/3 sind schon komplett. Es genügt ja, wenn sie im selben Band stehen. Ich bin nicht dafür, daß wir ausführliche biographische Entwicklung bringen. Überhaupt werde ich mich möglichst kurz fassen und nicht die ganzen Probleme (Popper\IN{\popper} usw.) wieder aufrühren. Ich schlage vor, Du auch nicht, weil alles noch so unklar ist. Es wäre besser gewesen, Du hättest, meinem Wunsch entsprechend, damals nicht schon die Sache aufgerollt, wo doch alles noch unklar ist. Jetzt haben wir den Schaden: alle Leute finden Gelegenheit, unsere, besonders Deine Formulierungen zu kritisieren, und zum Teil mit Recht. Wir sollten lieber erst dann veröffentlichen, wenn uns selbst die Dinge hinreichend klar sind. \cutcn{Die an Frau Pilewski\IN{\pilewski} gesandten 300 Kč sind wieder zurückgekommen, mit dem Bemerken, daß die Adressatin nach Wien abgereist sei. Wenn Du ihr das Geld noch schicken willst, ist vielleicht folgender Weg gangbar. Als ich Hahn\IN{\hahnhans} einen kleinen Betrag schuldete, schlug er vor, ihn an seine Tochter\IN{\hahnnora}\fnE{Nora Hahn bzw. (nach dem Mädchennamen der Mutter) Minor.} in Brünn zu zahlen. Vielleicht ist er bereit, den Gegenwert für Dich in Wien zu zahlen, wenn ich Deine 300 Kč an seine Tochter\IN{\hahnnora} schicke. Bitte mach das mit ihm aus.} Frank\IN{\frankphilipp} liegt seit 5 Wochen im H\^{o}pital Cochin, 27 rue du Faubourg St.~Jacques, Paris 14i\`{e}me. Wird vielleicht nicht mehr nach England fahren. Euch herzliche Grüße von uns beiden,} \grussformel{Dein\\Carnap}\Apagebreak \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/828717}{ON 219 (Dsl. RC 029-10-63)}; Briefkopf: gedr. \original{Prof. Dr. Rudolf Carnap\,/\,Prag XVII.\,/\,Pod Homolkou 146}, msl. \original{den 18.~Mai 1934}.}