\brief{Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 13. Mai 1934}{Mai 1934} %[Wien], 13. Mai [1934] \anrede{Lieber Carnap,} \haupttext{vorgestern erhielt ich die Korrekturen des ,,Erkenntnis``\II{\erkenntnis}-Aufsatzes\IW{}. Ich habe ihn sorgfältig durchgelesen und die Citate verglichen und dabei entdeckt, daß ich an einer Stelle Deine Meinung ganz falsch dargestellt habe (Fahne 6 unten f). Ich hatte in Amalfi natürlich keinerlei Literatur bei mir und habe nur mein Gedächtnis benützt, dies aber war sehr unzuverlässig, zumal die Lektüre Deiner Ausführungen schon fast 1 \textonehalf{} Jahre zurücklag. Ich streiche also jetzt die betr. Sätze meines Aufsatzes\IW{} und ersetze sie vielleicht durch ein paar andre. Überhaupt sehe ich wieder aus dem Vergleich mit Deinen Bemerkungen Erk[enntnis]\II{\erkenntnis}\,III [S.]\,177\,ff\IC{\erwiderung}, daß unsere Auffassungen sich nicht widersprechen; ich könnte höchstens sagen, daß ein mir wichtig scheinender Punkt (die Rolle der eigenen Beobachtungssätze) bei Dir nicht gebührend berücksichtigt erscheint. Dagegen glaube ich mich \neueseite{} zu Neurath\IN{\neurath} (dessen Diskussionsreden wohl auch den Anlaß zu meinem Aufsatz bildeten) in starkem Gegensatz zu befinden; er scheint doch wirklich die coherence theory zu vertreten, auch sonst oft an der Oberfläche zu bleiben. Dies ist alles für heute. Vergiß bitte nicht mir mitzuteilen, ob Du an Lewis\IN{\lewis} oder über seinen Aufsatz\IW{} schreiben willst. Ich höre, daß Frank\IN{\frankphilipp} in England ist; wo befindet er sich denn, und was macht er dort? Herzlichste Grüße Dir und Deiner Frau\IN{\ina}} \grussformel{Dein\\ Schlick} \ebericht{Brief, hsl. 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/870759}{RC 029-28-15}; Briefkopf: gestempelt \original{Prof. Dr. Moritz Schlick \,/\, Wien IV. \,/\, Prinz-Eugen-Str. 68}, hsl. \original{13.\,Mai \blockade{ksl.}}.}