vielen Dank für Deinen Brief, der sich mit dem meinigen kreuzte. Es freut mich, daß Du nach England reisen wirst, und daß Deine SyntaxB1937@The Logical Syntax of Language, London, 1937 übersetzt wird. Es versteht sich von selbst, daß ich auf irgendeine Herausgeber-Entschädigung keinen Anspruch erhebe. Dein Honorar ist ja ohnehin gering, und ich habe ja in der Angelegenheit weiter nichts geleistet.
Ich habe zur Kenntnis genommen, daß Du meinen kleinen AufsatzB an MeinerIVerlag Meiner geschickt hast. Hoffentlich war er nicht zu flüchtig geschrieben: es war, wie Du wohl bemerkt hast, eine erste, völlig unkorrigierte Niederschrift. Den Vortrag über Naturwissenschaft und PhilosophieB1M. Schlick: Erkenntnistheorie und moderne Physik. – In: Scientia 45 (1929). – S. 307 – 316. aus dem Jahre 29 sende ich Dir nächstens. Ich besitze ihn nur in Form von Druckfahnen; da der Satz inzwischen auseinandergenommen und ein MS nicht mehr vorhanden ist, so möchte ich zuerst eine Abschrift herstellen lassen, was ohnehin nötig ist, da einige Änderungen gemacht werden müssen an einigen Stellen, die nur bei der ursprünglich beabsichtigten Publikationsform Sinn gehabt hätten.
WaismannPWaismann, Friedrich, 1896–1959, öst.-brit. Philosoph, verh. mit Hermine Waismann hat Dir wohl über das neuerliche Schicksal seines BuchesBWaismann, Friedrich!1976@Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart, 19762F. Waismann: Logik, Sprache, Philosophie. – Stuttgart, 1976. erzählt: es ist eine unglückselige Angelegenheit, aber man kann wenigstens sagen, daß das BuchBWaismann, Friedrich!1976@Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart, 1976 jetzt entweder im Sommer mit WittgensteinsPWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph Hilfe fertig gemacht wird oder überhaupt ungedruckt bleibt. So wird man auf jeden Fall klar sehen. Wittg[enstein]sPWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph eigenes MSB, von dem ich einen großen Teil in Verwahrung habe, ist höchst genial; es räumt wirklich mit den philosophischen Problemen auf ohne jede formale Vorbereitung und besonderen technischen Hilfsmittel.
Eigentlich tut es mir schon leid, daß ich meine Teilnahme am Prager KongreßIInternationaler Kongress für Philosophie@8. Internationaler Kongress für Philosophie, Prag, 2.-7.IX.1934 zugesagt habe, aber mein Vortrag über den Begriff der „Ganzheit“BSchlick, Moritz!1936@„Über den Begriff der Ganzheit“, Actes du Huitième Congrès International de Philosophie à Prague. 2 – 7 septembre 1934, Prag, 1936, 85-993M. Schlick: Über den Begriff der Ganzheit. – In: Erkenntnis 5 (1934). – S. 52 – 55 (später auch in anderen Ausgaben erschienen). ist nun schon angemeldet, und so muß ich ihn wohl ausarbeiten und auch selbst kommen. MengerPMenger, Karl, 1902–1985, öst.-am. Mathematiker, verh. mit Hilda Menger, der ein originelles jetzt bei SpringerISpringer Verlag erscheinendes kleines Buch zur Grundlegung einer Logik der Sitten (dies ist der Untertitel)BMenger, Karl!1934@Moral, Wille und Weltgestaltung. Grundlegung zur Logik der Sitten, Wien, 19344K. Menger: Moral, Wille und Weltgestaltung. Grundlegung zur Logik der Sitten. – Wien, 1934. geschrieben hat, möchte gern in Prag auf dem KongreßIInternationaler Kongress für Philosophie@8. Internationaler Kongress für Philosophie, Prag, 2.-7.IX.1934aHsl. Einfügung sprechen, wenn er eine besondere Einladung dazu erhält. Ich habe deswegen heute an RádlPRadl@Rádl, Emanuel, 1873–1942, tschech. Biologe und Philosoph geschrieben; vielleicht kannst Du aber auch noch etwas in der Richtung tun.
Mein Aufenthalt in Süditalien war märchenhaft und hat mir auch körperlich unendlich gut getan. Leider hat die Reise jetzt sehr peinliche Nachspiele; die neidische Gesellschaft reagiert ja meist unangenehm, wenn sie merkt, daß man sich über ihre Regeln hinweggesetzt hat. Aber reden wir nicht davon.
Auf Deine Frage betreffend G[eorge] E[dward] MoorePMoore, George Edward, 1873–1958, brit. Philosoph möchte ich doch die Lektüre seiner gesammelten Abhandlungen empfehlen. Ihr Vorteil besteht darin, daß sie in einem grundehrlichen Bemühen geschrieben sind, was leider bei philosophischen Schriftstellern selten ist.
Sicherlich hat C[larence] I[Irving] LewisPLewis, Clarence Irving, 1883–1964, am. Philosoph seinen Aufsatz „Experience and Meaning“B auch Dir geschickt. Falls Du darauf zu antworten wünschest, schreibe es mir bitte gleich; sonst möchte ich es nämlich tun, am besten auch 🕮 in der Philosophical ReviewI.
Ich lese jetzt mit viel Vergnügen ein dreistündiges Kolleg über Philosophie der Kultur und Geschichte, außerdem zweistündig über Gegenwartsfragen der Naturphilosophie. Letzteres macht mir wegen der nötigen physikalischen Studien ziemlich viel Mühe.
Sonst weiß ich nichts Neues. Mit vielen Grüßen für Dich und Deine FrauPCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap, und auch für FranksPFrank, Philipp, 1884–1966, öst.-am. Physiker und Philosoph, verh. mit Hania Frank, Bruder von Josef FrankPFrank, Hania, 1894–1967, geb. Gerson, verh. mit Philipp Frank‚