Ich bestätige den Empfang des ManuskriptsB1934@„Die Aufgabe der Wissenschaftslogik“, Einheitswissenschaft Heft 3, 1934aKsl. „Aufgabe der Wissenschaftslogik“.‚ das an Dich zurückgeht. Wenn Du es mir nochmals geändert senden willst, kommt es ebenso rasch wieder.
Ich habe im Meritorischen gar nichts an Änderungen vorgeschlagen. Jeder Autor trägt für sich die Verantwortung. Aber sonst wäre ich für ein paar Veränderungen. Ich glaube, es wird eine sehr zeitgerechte Publikation sein. Sie könnte vielleicht etwas gesprächiger verfaßt sein.
Gut wären mehr Beispiele. Du kannst doch so gut Beispiele machen. Denk, daß das Menschen lesen sollen, die über Mittelschulbildung verfügend sich für Allgemeineres interessieren, aber keine Spezialkenntnisse haben.
Andererseits sprichst Du von formaler Logik in Symbolsprache so, als ob das die Menschen kennen müßten wie Arithmetik oder Geometrie. Du mußt ein paar Beispiele bringen, eventuell eine kleine Sache im Anhang, 1⁄2 oder 3⁄4 Seite genügt. Ein paar Formeln, eine Ableitung. Etwas, das in Wortsprache ausdrückbar und doch zeigen könnte, daß Zeichensprache einfacher.
Einige schwierigere Ausführungen z. B. über die Grundlagen der Mathematik nimm ruhig in den Anhang. Dann könnte alles bleiben. Aber, wer nicht sich damit ein wenig beschäftigt hat, versteht nichts. Aber der Spezialist soll das im Anhang finden.
Ich bin mit so einem Anhang ohne Anmerkungen sehr einverstanden. Den „Fall WittgensteinPWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph“ würde ich als Ganzes behandeln. Vorn ihn allein nennen, paßt nicht. Wer kennt ihn außer einem engen Kreis. Und daß Du historisch bedingter Zellhaufen abreagierst, ist mehr eine Privatangelegenheit. Hingegen finde ich im Anhang so einen Absatz mit den Zitaten vorzüglich, bitte füge nur bei, wo man die kritischen Äußerungen von Carnap, Neurath usw. dazu nachlesen kann.
Dank für Brief, von RougierPRougier, Louis, 1889–1982, fr. Philosoph kam eine etwas umständliche Antwort, Du bekommst bald Durchschlag meiner ErwiderungaErwiederung.
Ad ArbeitBRand, Rose!Eine äußerst komprimierte Positionsbestimmung zentraler Zirkelmitglieder samt Tabellarischer Übersicht über deren historische Entwicklung, in Stadler, Studien zum Wiener Kreis, Kap. 7.1.1.4 und 7.1.1.5. RandPRand, Rose, auch Randin, 1903–1980, öst.-am. Philosophin. Es handelte sich darum, ihr irgendein kleines Einkommen zu geben. Ich habe so viel anderes zu tun, daß ich sie bis auf die Grundidee der Tabelle nicht weiter viel störte. Ich behandle so etwas als gute Anregung, da man an vieles erinnert wird. Ich würde nie auf Grund so einer Übersicht etwas behaupten, sondern vorher das nachprüfen, was aber sehr erleichtert ist, da sie aus dem ZirkelISchlick-Zirkel, Wiener Kreis viel zitiert. Daß sie nicht sehr einfühlsam referiert und nicht sehr zu so etwas verwendbar ist, weiß ich leider seit langem, sonst würde ich ja auch längst daran gedacht haben, sie ständig zu beschäftigen. Sie ist nicht etwa ein HempelPHempel, Carl Gustav, 1905–1997, dt.-am. Philosoph, verh. mit Eva Hempel im kleinen, sondern ein schwieriger Mensch und ein ärmster Teufel, dem man schwer helfen kann. Was Du von Fragebogen sagst, ist selbstverständlich richtig. Das wird aber alles erst gemacht, bis das InstitutI im Gang ist. Dann aber nicht durch RandPRand, Rose, auch Randin, 1903–1980, öst.-am. Philosophin, sondern durch jemanden, der auch sinnvoll interviewen kann. Denn wie schriftlich beantwortete – oder nicht beantwortete Fragebogen aussehn, darüber wollen wir lieber nicht reden. Es ist nicht leicht, so eine Sache endgiltig gut zu machen.
Ich dachte auch einen Moment an HollitscherPHollitscher, Walter, 1911–1986, öst.-dt. Philosoph wegen PragIVorkonferenz der internationalen Kongresse für Einheit der Wissenschaft, Prag, 31.VIII.-2.IX.1934, PopperPPopper, Karl Raimund, 1902–1994, öst.-brit. Philosoph, verh. mit Josefine Popper kenne ich ja nicht, aber insbesondere nach dem Brief von RougierPRougier, Louis, 1889–1982, fr. Philosoph kommt das gar nicht in Frage. Es soll – so war es aber in gewissem Sinne geplant – eine interne Aussprache sein. „Konferenz“IVorkonferenz der internationalen Kongresse für Einheit der Wissenschaft, Prag, 31.VIII.-2.IX.1934 scheint mir ganz gut. RougierPRougier, Louis, 1889–1982, fr. Philosoph denkt an etwa 20 Leute, ich meine, es können ein paar mehr sein, aber jedenfalls nicht zu viele. Studenten ohne Publikationen wohl nicht. Vielleicht werden wir im Rundschreiben sagen, daß die Eingeladenen publizistisch hervorgetretene Freunde oder Assistenten von Instituten namhaft machen können. Oder ähnlich.
Auf WaismannsPWaismann, Friedrich, 1896–1959, öst.-brit. Philosoph, verh. mit Hermine Waismann BuchBWaismann, Friedrich!1976@Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart, 1976 bin ich gespannt. Sag, denkst Du auch so: entweder ists gut, dann ists uns sehr ähnlich, oder es ist gegensätzlich, dann ists nicht gut. Rechnest Du mit Vorschlägen, die wir in größerem Umfang später akzeptieren werden? Diese Methode Bücher zu schreiben fände ich nicht so schlecht, wenn sie klassischen Charakter hätten, aber da WittgensteinPWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph zu einer romantischen Schreibe neigt, fürchte ich, kommt nach langem Schwanken doch wieder eine TractatusBWittgenstein, Ludwig!1921@Logisch-philosophische Abhandlung, Leipzig, 1921-Fanfare heraus, die zum zweiten Mal ihre Endgiltigkeit proklamiert.1Vgl. Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Vorwort. Aber hoffentlich anregend und für die Bewegung keine Belastung. Schade, daß wir mit der „Ich-Gruppe“ so außer Kontakt kommen. SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick ist ganz verwittgensteint. Er hat im Logischen Kritik, nicht im übrigen, seine Lebenssachen, Ethik usw. sind ja ein Jammer.
Ich glaube, Brünn wird eine Dauerposition werden.
BockPBock, Philipp, tschech. Gymnasialprofessor habe ich auch schon viel gesagt und werde es weiter tun.
Der Hollandtermin ist wenig gut. 🕮{}Aber ich werde zusehn.
Jetzt wird gerade unser holländisches MundaneuminstitutIMundaneum Institut Den Haag unter Dach gebracht. Das Statut ist so gefaßt, daß die EinheitswissenschaftI„Institut für Einheitswissenschaft“, Abteilung im Mundaneum. Herausgeber der Reihe „Einheitswissenschaft“ mit dreingeht. Große Verlagspläne sind am Horizont, auch sonst allerlei. Ich finde vorläufig weniger Schwierigkeiten, als ich manchmal in Wien gehabt habe. Daß Du MorrisPMorris, Charles W., 1901–1979, am. Philosoph, verh. mit Trude Morris eingeladen hast, ist gut, aber bitte nicht jemanden zu einem Referat auf der VorkonferenzIVorkonferenz der internationalen Kongresse für Einheit der Wissenschaft, Prag, 31.VIII.-2.IX.1934 einladen, wir kommen sonst in Schwierigkeiten. Dazu haben wir ja unser kleines Komitee. RougierPRougier, Louis, 1889–1982, fr. Philosoph findet jetzt schon, daß wir zu viel Referate haben. Wir haben so gut wie niemanden eingeladen. Ich tippte vorsichtig bei ŁukasiewiczPLukasiewicz, Jan@Łukasiewicz, Jan, 1878–1956, poln. Philosoph, TarskiPTarski, Alfred, 1901–1983, poln.-am. Mathematiker und Logiker und JørgensenPJörgensen, Jörgen@Jørgensen, Jørgen, 1894–1969, dän. Philosoph an, aber so, daß man noch immer zurück kann.
Bitte sieh Dir meinen AufsatzBNeurath, Otto!„Definitionsgleichheit und symbolische Gleichheit“, in: Archiv für Philosophie, 2. Abteilung: Archiv für systematische Philosophie über symbolische und definitorische Gleichheit in der Vierteljahrsschrift für systematische PhilosophieIZeitschrift „Archiv für Philosophie“ an, Deine Meinung wäre mir wichtig.
Bitte sende die 300 K an Architektin Lula PilewskiPPilewski =? Pilewski-Karlsson, Leonie, 1897–1992, öst.-schwed. Architektin, Kaltwassersanatorium Gräfenberg. Hoffentlich kommt das an. Einen Brief von mir kriegte sie mit dieser Adresse. Sei nicht böse über diese Inanspruchnahme.
Ich danke InaPCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap sehr für Betreuung des SohnesPNeurath, Paul, 1911–2001, öst.-am. Soziologe, Sohn von Anna Schapire-Neurath (1877–1911) und Otto Neurath. Ich würde gerne hören, wie er sich bei Euch entfaltet hat, auch über HeurteursPHeurteur, Richard, Drucker im Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum in WienPHeurteur, Frau von Richard Heurteur, vielleicht schreibt InaPCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap mal, wenn die Logik, die Küche und der Mann ihr Zeit lassenbläßt.
Ich hoffe das nächste Mal ausführlicher zu schreiben. Jetzt bin ich mit Wohnungseinrichtung und derlei belastet, Verhandlungen usw. Es erweist sich als großes Glück, daß wir seit einiger Zeit hier unsere internationale StelleIMundaneum Institut Den Haag haben, eine „Stichting“ nach holländischem Recht, öffentlich eingetragen usw. usw.
Wenn ich nun das MundaneumIMundaneum Institut Den Haag noch in Ordnung habe, dascdaß die Werkstätten, die wissenschaftlichen Abteilungen usw. einrichtet, dann kanns mal wieder weiter gehn. Aus Palästina kommen lockende Schofarklänge …2Der Schofar (bzw. das Schofarhorn) ist ein aus Naturhorn gefertigtes rituelles Musikinstrument im Judentum. Vielleicht fahr ich bald auf einen Vortrag mit Konsultation usw. hin … Sonst ist die Gesamtlage so traurig wie möglich, ich persönlich lebe einigermaßen ruhig dahin. PeterlPNeurath, Olga, 1882–1937, geb. Hahn, auch Neuräthin und Peterl, öst. Philosophin und Mathematikerin, verh. mit Otto Neurath, Schwester von Hans Hahn und Louise Fraenkel-Hahn kommt bald.
Mit guten Grüßen an Euch beide