\brief{Rudolf Carnap an Karl Menger, 23. Februar 1934}{Februar 1934} %Prag, den 23.Februar 1934. \anrede{Lieber Herr \textit{Menger}!} \haupttext{Nun hat die Rockefeller-Stiftung\II{\rockefellerstiftung} mir die endgültige Absage geschickt (ohne Angabe einer Begründung). Das war vorauszusehen, aber es wäre mir natürlich lieber gewesen, wenn sie das schon vor einem Jahr getan hätten, sodaß ich inzwischen andere Möglichkeiten hätte suchen können, hinüberzukommen. Es liegt mir sehr viel daran, möglichst bald für ein halbes oder ganzes Jahr hinzukommen. Nun möchte ich Sie um Ihren Rat bitten, weil Sie drüben an mehreren Universitäten waren und die Verhältnisse kennen. Ich höre von Amerikanern, die hier durchkommen und auch brieflich, daß drüben großes Interesse für meine Arbeit besteht. Halten Sie es für möglich, von einer Universität eine Einladung zu Vorlesungen zu bekommen? Kann ich mich selber darum bewerben oder ist es besser, wenn das ein andrer für mich tut? Wenn Sie das letztere bejahen, wären Sie bereit, mich nach drüben zu empfehlen? Ich würde dann auch Schlick\IN{\schlick} und ev[entuell] Bühler\IN{\buehlerkarl} darum bitten. Ich bin eifrig an der Verbesserung meines Englisch und glaube, bis zum Herbst sehr gut englische Vorlesungen halten zu können. Wenn Sie die Liste meiner Veröffentlichungen dazu brauchen können, um sich für mich irgendwo zu verwenden, bitte ich Sie, sie zu behalten. Ich könnte Vorlesungen halten über: formale Logik, logische Grundlagen der Wissenschaften (exakte Philosophie), oder speziell: logische Grundlagen der Mathematik. Ich habe bei von Neumann\IN{\neumannvon} angefragt, ob er etwas für mich weiß. Er schrieb sehr freundlich zurück, daß er gerne bereit sei, sich für mich zu verwenden, daß er aber augenblicklich von keiner Gelegenheit wisse. Er ist der Einzige, den ich drüben persönlich kenne. Wissen Sie, ob Gödel\IN{\goedel} drüben bleibt? Ich hoffe sehr, Sie zu sehen, wenn ich nach Wien komme. Ich bin voraussichtlich vom 26.\,3.-3.\,4. in Wien. Oder gehen Sie zu dieser Zeit skifahren? Über die jetzigen Ereignisse sprechen wir dann wohl auch besser mündlich. Ich wäre Ihnen sehr dankbar für baldige Zusendung Ihrer Bemerkungen zu meinem MS\IC{\logischesyntax}. Mit herzlichem Gruß} \grussformel{Ihr\\ \blockade{ksl.}} \ebericht{Brief, msl. Dsl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/870292}{RC 029-01-11 (Original KM)}; Briefkopf: gestempelt \original{Prof. Dr. Rudolf Carnap \,/\, Prag XVII. \,/\, N. Motol, Pod Homolkou}, msl. \original{Prag, den 23.\,Febr. 1934}.}