\brief{Rudolf Carnap an W.V.O. Quine, 09. Oktober 1933}{Oktober 1933} %Prof. Dr. Rudolf Carnap %Prag XVII %N. Motol, Pod Homolkou %Prag, den 9.Oktober 1933. \anrede{Lieber Herr Dr. Quine!} \haupttext{Meinen Brief vom 4.\,Juni haben Sie hoffentlich noch in Hamburg bekommen. Inzwischen werden Sie sich wieder ganz in Amerika eingelebt haben. Hoffentlich sind die in Europa bekommenen Anregungen fruchtbar für Ihre weitere Arbeit. Meine Angelegenheit mit der Rockefeller Foundation\II{\rockefellerstiftung} ist noch nicht weiter gekommen. Doch habe ich jetzt direkte Nachrichten durch Dr. Felix Kaufmann\IN{\kaufmannfelix} aus Wien (vielleicht erinnern Sie sich an ihn aus dem Zirkel\II{\schlickzirkel}), der in Paris gewesen ist und mit Dr. Miller\IN{\millerdr} gesprochen hat. Dieser wird wahrscheinlich noch im Lauf des Jahres 1933 nach Prag kommen. Inzwischen soll ich erwirken, daß Urteile namhafter Gelehrter über mich an die R.F.\II{\rockefellerstiftung} geschrieben werden. Ich habe soeben deswegen auch an Lewis\IN{\lewis} geschrieben, und ihn gebeten, zu veranlassen, das auch Sheffer\IN{\sheffer}, Huntington\IN{\huntington} und vielleicht auch Whitehead\IN{\whitehead} Urteile über mich schreiben. Es ist schade, daß mein Buch\IC{\logischesyntax} noch nicht fertig ist, um diese Urteile darauf stützen zu können. Vielleicht können aber Sie Lewis\IN{\lewis} Einiges über meine ,,Syntax``\IC{\logischesyntax} berichten. Ich habe mein Buch\IC{\logischesyntax} in diesem Jahr vollständig umgearbeitet. Jetzt bin ich beinahe fertig damit. Ich denke, daß es in einigen Wochen in Druck gehen wird. Wie steht es mit Ihrem Buch\IW{quinebuch}? Was für Probleme wollen Sie jetzt weiter bearbeiten? Besten Dank für die beiden Sonderdrucke\IW{} \IW{}, die ich im Juni bekommen habe! Für die neue Zeitschrift ,,Philosophy of Science``\II{\philosophyofscience} habe ich einen kurzen Aufsatz\IC{\problemederphilosophieaufsatz} geschrieben, den Blumberg\IN{\blumberg} übersetzt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß ich das Stipendium (falls ich es bekomme) im Februar 1934 antreten kann; andernfalls hoffe ich auf Herbst 1934. Der Beginn im Februar wäre aber nur dann möglich, wenn ich angeben kann, ob und wie ich die Sommermonate drüben nutzbringend verbringen könnte. Was macht man in Harvard\II{\harvard} im Sommer? Ist da niemand dort? Und ist es dann sehr heiß dort? Wir waren im Juli für einige Tage in Wien. Da habe ich einige Male im Zirkel\II{\schlickzirkel} referiert und auch etwas diskutiert. Aber leider war die Zeit nur sehr knapp. Aber mit Gödel\IN{\goedel}, der jetzt eben (durch v. Neumann\IN{\neumannvon}) an das Institute for Advanced Study\II{\flexnerinstitut} in Princeton\II{\princeton} zur Grundlagenforschung der Mathematik gerufen wurde (für 10 Monate), habe ich mehrmals ausführlich gesprochen. Wenn ich das Stipendium bekomme, will ich auch einige Zeit nach Pr[inceton]\II{\princeton} gehen, um dort mit Gödel\IN{\goedel} und v. Neumann\IN{\neumannvon} zusammenzuarbeiten. Anschließend an die Wiener Tage waren wir noch 2 Wochen in Steiermark. Und nun sind wir seit Anfang August wieder hier, ich arbeite mein MS\IC{\logischesyntax} nochmals durch, meine Frau\IN{\ina} tippt es für den Druck ins Reine. In einigen Tagen beginnt das Semester wieder. Es tut mir leid, Sie nicht mehr unter meinen Hörern zu haben. Bitte grüßen Sie auch Ihre Frau\IN{\quinefrau} herzlich von uns beiden. Haben Sie den Sommer gut verbracht? Mit besten Grüßen} \grussformel{Ihr\\ R. Carnap} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/854796}{WQ}: gestempelt \original{Prof. Dr. Rudolf Carnap \,/\, Prag XVII. \,/\, N. Motol, Pod Homolkou}, msl. \original{Prag, den 9.\,Oktober 1933}.}