Rudolf Carnap an Bertrand Russell, 28. September 1933 September 1933

Sehr verehrter Herr Russell!

Die „Gesellschaft für empirische wissensch[aftliche] Philosophie“IGesellschaft für wiss. Philosophie, Berlin in Berlin (die zusammen mit dem Wiener Verein „Ernst Mach“IVerein Ernst Mach) die Ihnen wahrscheinlich bekannte Zeitschrift „Erkenntnis“IErkenntnis, Zeitschrift herausgibt) will für ihren Vorstand auswärtige Mitglieder gewinnen. Das hängt damit zusammen, daß der jetzige Vorsitzende, Prof. ReichenbachPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach, infolge der jetzigen Verhältnisse in Deutschland, einen Ruf nach IstanbulIUniversität Istanbul angenommen hat. Die GesellschaftIGesellschaft für wiss. Philosophie, Berlin hatte bis jetzt nur Vorstandsmitglieder in Deutschland. Auf Grund der Bestrebungen, auswärtige Vorstandsmitglieder zu gewinnen, bin ich jetzt auch beigetreten und bitte Sie im Namen des Vorstandes um Ihre Mitgliedschaft im Vorstand. Irgendwelche Verpflichtungen würden Ihnen dadurch nicht erwachsen; wir würden nur die werbende Kraft Ihres Namens für unsere Ziele nutzbar machen.

Ich habe mich in den letzten Jahren mit der Arbeit über die logische Syntax der SpracheB1934@Logische Syntax der Sprache, Wien, 1934 befaßt. Ich versuche darin, nicht nur die Formeln der Logik und Mathematik, sondern auch die, was man bisher in Textworten ausdrückte (Metamathematik) exakt zu formulieren. Voraussichtlich geht das Buch im Oktober in Druck. Ich werde Ihnen nach Vollendung ein Exemplar zusenden.

Ich würde mich sehr freuen, wenn unsere Bitte Ihre Zustimmung fände.

Mit vorzüglicher Hochachtung
ksl.

Brief, msl. Dsl., 1 Seite, RC 102-68-17; Briefkopf: msl. den 28. September 1933  /  Herrn Bertrand Russell  /  Beacon Hill School  /  Harting, Petersfield (England).


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