Bernhard Merten an Rudolf Carnap, 8. September 1933 September 1933

Lieber Rudi‚

Deine Karte hat mich sehr gefreut!

Uns geht es gut. Die VolkshochschuleIVHS Jena hat im vergangenen WS das best besuchte Halbjahr gehabt (1200 Schüler) und war qualitativ auf dem Gipfel. Darnach war es fertig damit. Ein Sommersemester konnten wir nicht mehr eröffnen. Ich freue mich, daß ich wenigstens auf ihrem Höhepunkte von ihr scheiden durfte. Jetzt wird eine neue Volkshochschule von anderer Seite aufgetan werden.

Ich selbst war dann simpler Assessor am Gymnasium und komme nun an die Mädchenreal🕮schule am Hindenburg Platz (früherer Holzmarktplatz). KasperPMerten, Kaspar, *1917, Sohn von Bernhard und Emma Merten ist seit Ostern in Obersekunda in der Rotteckoberrealschule. PeterPMerten, Peter, *1916, Sohn von Bernhard und Emma Merten ist in der Lehre: Elektrofeinmechanik am radiologischen Institut hier. Der SusiPMerten, Margarete, *1885, geb. Maurer, auch Susi, heiratete 1925 Bernhard Merten und den KindernPMerten, Kaspar, *1917, Sohn von Bernhard und Emma MertenPMerten, Peter, *1916, Sohn von Bernhard und Emma Merten geht es gut. Wir wohnen jetzt wieder in einem kleinen Einfamilienhaus mit Garten, auch in ?lach in der ältesten Straße der Siedlung, besser und billiger, als vorher.

An Pfingsten habe ich meine mathem[atischen] Studien wieder aufgenommen. Ich möchte die Kombinatorik einheitlich auf neuer Grundlage behandeln. Bis jetzt steht die Arbeit nicht schlecht. Sollte sie etwas werden, so würde ich versuchen auf die Hochschule überzugehen.

Und zwar würde ich dann mit dieser Arbeit als Dr.-Arbeit anzukommen versuchen und eine Habilitationsschrift über „die operative Grundlegung“ 🕮 der Mathematik zu verfassen. Immerhin ist alles noch sehr zweifelhaft!! Erstens weiß ich nicht, wie weit der Krips reicht; zweitens ist auch die Zeit knapp, da mir der Schulunterricht viel Kraft wegnimmt. Schön wär’s ja, wenn’s gelänge. Ich möchte mich lieber wissenschaftlich als nur pädagogisch beschäftigen. Dann könnte es auch leichter geschehen, daß wir einmal wieder in Arbeitsverbindung miteinander kämen.

Schreib‘ mir gelegentlich mal wieder und sei inzwischen herzlich von uns allen gegrüßt und insbesondere von

Deinem
Bem

Brief, hsl., 3 Seiten, RC 029-02-02; Briefkopf: hsl. Freiburg B. den 8. Sept. 1933  /  Körnerstr. 21.


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