\brief{Heinrich Schmidt an Rudolf Carnap, 23. März 1933}{März 1933} %Jena, 23. März 1933 %Herrn Prof. Dr. Rudolf Carnap %Prag XVII %N. Motol, Pod Homolkou \anrede{Sehr verehrter Herr Kollege!} \haupttext{ich bin aufrichtig erfreut darüber, daß Sie mir einen Aufsatz\IC{\theoretischefragen} für die ,,Stimme``\II{\stimmevernunft} schreiben wollen, in dem Sinn, den Sie in Ihrem Brief vom 20.\,März andeuten. Über die Auffassung meines Mitarbeiters ,,Lossa``\IN{\linkepaul} (Pseudonym!)\fnE{Carnap schreibt am Rand: \original{P. Linke}} war ich seinerzeit selbst etwas erstaunt; aber da er immerhin ein tüchtiger Philosoph ist und in seinem Aufsatz\IW{} zeigt, wie die Stellung des ,,Wiener Kreises``\II{\schlickzirkel} aufgefaßt werden \uline{kann}, trug ich kein Bedenken, den Aufsatz\IW{} aufzunehmen. Vor allem aber leitete mich dabei der Gedanke, daß durch den Aufsatz\IW{} eine fruchtbare Diskussion angeregt werden könnte, wie ich denn immer auch Aufsätze aufnehme, mit denen ich mich selbst keineswegs identifiziere, von denen ich aber annehme, daß sie etwas ,,Leben in die Bude`` bringen können. Durch Ihren Aufsatz\IC{\theoretischefragen} würde ja dann auch die Übereinstimmung in unserem Bestreben deutlich werden; die Diskussion der Differenzen möchte ich dabei nicht unterdrücken, da ich der Meinung bin, daß sie nur dazu dienen kann, unsere Grundüberzeugungen zu klären und zu stärken. Wenn Sie mir Ihr Manuskript bis zum 12.\,April schicken, kann ich Ihren Aufsatz\IC{\theoretischefragen} im Maiheft bringen. Ich stelle Ihnen 5 Seiten dazu zur Verfügung. (An Honorar bezahlen wir -- vorläufig noch! -- 7 Mark pro Seite.) Hoffen wir, daß wir im April noch erscheinen können! Mit hochachtungsvollem Gruß} \grussformel{Ihr ergebener\\ Heinrich Schmidt} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/807865}{RC 029-03-03}; Briefkopf: \blockade{fac simile} msl. \original{Jena, 23.\,März 1933 \,/\, Herrn Prof. Dr. Rudolf Carnap \,/\, Prag XVII \,/\, N. Motol, Pod Homolkou}.}