Carnap an Olga Neurath, Prag, 14. Februar 1933 Rudolf Carnap an Olga Neurath, 14. Februar 1933 Februar 1932

Liebe Olga!

Du wirst erfahren haben, daß es mir gut geht. Der Wiener ProfessorPSchlesinger, Wilhelm, 1869–1947, öst.-schweiz. Mediziner hat wirklich die Sache zu schwarz angesehen.1Zu Carnaps Erkrankung und Spitalsaufenthalt während seines Aufenthaltes in Wien vgl. TB 15.12. bis 28. 12. 1932. Aber jetzt, da Ferien sind, wollen wir doch für eine Woche (bis 22.) ins Erzgebirge fahren, um frische Luft zu schnappen.

Vor kurzem haben wir uns trauen lassen. Ich verachte zwar, wie Du weißt, derartige bürgerliche Zeremonien, aber es ist besser, um äußere Schwierigkeiten zu vermeiden. Du kannst es bei Gelegenheit weiter erzählen, damit es schon eine bekannte und abgetane Sache ist, wenn ich oder wir mal nach Wien kommen.

Was macht Neurath? FrankPFrank, Philipp, 1884–1966, öst.-am. Physiker und Philosoph, verh. mit Hania Frank, Bruder von Josef Frank und ich haben außer Ansichtskarten vom Dampfer nichts erfahren. Wir hoffen, er kommt mal und erzählt von Amerika.2Zu dieser recht kurzen Reise Neuraths (Dezember 1932/Jänner 1933) siehe die verstreuten Bemerkungen in den Folgebriefen. Könntest Du vielleicht ihm oder jemandem im MuseumIGesellschafts- und Wirtschaftsmuseum Wien, zuerst Museum für Siedlungs- und Städtebau, der seine Korrespondenzen verwaltet, übermitteln, daß ich gern bald das ihm geliehene Manuskript (Schlußkapitel des BuchesB1934@Logische Syntax der Sprache, Wien, 19341Carnap, Logische Syntax der Sprache, Kap. V. es ist das, was SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick im ZirkelISchlick-Zirkel, Wiener Kreis vorgelesen hat)3Carnap, Logische Syntax der Sprache, Kap. V; vgl. oben, Brief Nr. . zurückhätte, etwa bis Ende Februar.

Heute kam ein Brief von SpringerPSpringer, Julius der Jüngere, 1880–1968, dt. Verleger, der sich bitter beklagt, daß laut einer Verlagsankündigung von GeroldIVerlag Gerold ich bei einer Konkurrenzsammlung mitarbeiten wolle!

Dir und Neurath, falls er nicht schon wieder in Moskau ist, herzliche Grüße, auch von InaPCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap

Dein
C.

Brief, Dsl., 1 Seite, RC 029-03-05; Briefkopf: msl. Prag, den 14. Febr. 1933.


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