Rudolf Carnap an Felix Kaufmann, 8. Februar 1933 Februar 1933

Lieber Herr Kaufmann!

Haben Sie herzlichen Dank für Ihre freundliche und erfolgreiche Intervention beim Wiener MagistratIWiener Magistrat! und für Ihren Brief v. 18. Jan. Heute hat die Trauung schon stattgefunden.

Dr. ReinerPReiner, Doktor, Rechtsanwalt in Prag schrieb mir, Sie hätten 12‚80 Kč Auslagen gehabt. Ich vermute, es soll 12‚80 S heißen; ich rechne diesen Betrag zu meiner andern Schuld.

Es ist mir sehr unangenehm, daß ich Ihnen meine Schuld immer noch nicht habe zurückzahlen können. Wenn ich Ihnen die Rückzahlung schon für Anfang Jan. in Aussicht stellte, so war das nicht eine leichtfertige Voraussage von mir, sondern ich stütze mich dabei auf die Zusicherung der hiesigen Behörden in bezug auf die Auszahlung, von der ich Ihnen schon schrieb. Ich war bald nach meiner Rückkehr auf dem MinisteriumI; dort erfuhr ich, daß das Min[isterium]I schon am 12. Dez. der LandesbehördeI den Auftrag erteilt hatte, den Betrag an mich zu zahlen. Ich ging dann zur LandesbehördeI. Hier beglückwünschte man mich, daß die Sache schon (! ich wartete seit Okt. 1931) erledigt sei; die LBISigle! habe am 3. Jan. den Zahlungsauftrag erteilt. Nun erwartete ich natürlich täglich das Geld; dies auch der Grund, warum ich Ihnen auf Ihren letzten Brief bisher nicht schrieb. Endlich stellte sich heraus, daß auf dem Rechnungsdepartement, das die Auszahlung vollziehen soll, der Akt nicht eingetroffen und nicht zu finden war! Endlich habe ich heute das Versprechen bekommen, daß die Auszahlung noch diese Woche erfolgen soll.

Trotzdem ich schon hundertmal hereingefallen bin, glaube ich jeder neuen Zusicherung immer wieder. Wenns aber diesmal nicht stimmt, werde ich meine SchwesterPKaufmann, Agnes, 1890–1976, geb. Carnap, Schwester von Rudolf Carnap, heiratete 1912 Reinhard Kaufmann in Deutschland bitten, Ihnen den Betrag zu überweisen. Ich selbst habe gar keine flüssige Reserve mehr.

Ich hoffe aber noch auf Prag. Auch, damit ich doch noch für eine Woche wegfahren kann.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr
R. Carnap

Brief, msl., 1 Seite, FK 008162 (Dsl. RC 028-22-19); Briefkopf: gestempelt Prof. Dr. Rudolf Carnap  /  Prag XVII.  /  N. Motol, Pod Homolkou, msl. Prag, den 8. Febr. 1932.


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