\brief{Otto Neurath an Rudolf Carnap, 5. November 1932}{November 1932} \anrede{Lieber Carnap!} \haupttext{Bitte lies dieses Heft I\IW{\neuratheinheitswissenschaftbuch} unserer Sammlung\II{\einheitswissenschaftschriftenreihe} \textkritik{mit Frank\IN{\frankphilipp}}\fnA{Msl. Einschub.} sofort durch,\fnEE{Gemeint ist erneut Neurath, \textit{Einheitswissenschaft und Psychologie}.} da ich es am 9.~Nov. mit Dir durchsprechen will. Ich komme, wie ich Dir schon schrieb, um 14 Uhr 30. Bitte komm womöglich mit Frank auf die Bahn, oder holt mich ab und richtet irgendwo eine stille Zusammenkunft ein, wo wir ausgiebig Lärm machen können. (Messer wegnehmen!) Ich fahre ca. 23 Uhr und noch was in der Nacht weiter. Ich sende dann das Manuskript\IW{\neuratheinheitswissenschaftbuch} sofort nach Wien, wo es noch vom ,,Institut``\II{\einheitswissenschaftinstitut} hergerichtet wird. Es sind noch ein paar bibliographische Sachen in Ordnung zu bringen. Dann geht es in Druck. Mitte Dezember bin ich in Wien, lese die Korrektur, und im Januar kommt die Sache heraus. Dann kommt gleich Hahn\IN{\hahnhans} dran mit Logik und Wirklichkeit\IW{\hahnlmn}.\fnEE{Hahn, \textit{Logik, Mathematik und Naturerkennen}.} Lieb wäre mir, wenn Frank\IN{\frankphilipp}, Carnap\IN{\carnap} sich anschlößen, damit die vier Herausgeber mit der Sammlung\II{\einheitswissenschaftschriftenreihe} beginnen. Ich hoffe, wir werden es so machen, daß wir Dir die Reise nach Wien zahlen, damit Du uns eine Woche lang im ,,Institut``\II{\einheitswissenschaftinstitut}\fnSE{Das ,,Institut für Einheitswissenschaft``, Teil des Mundaneums.}\fnE{Gemeint ist das ,,Institut für Einheitswissenschaft``, eigentlich eine Abteilung innerhalb des Mundaneums; vgl. oben, Brief Nr.~\refcn{1932-11-02-Neurath-an-Carnap-Frank-Hahn}.} Weisheit verzapfest. Ich rechne auch damit, daß wir jetzt über die Mittel und die gedankliche Basis verfügen werden, um den von Hahn\IN{\hahnhans} so sehr gewünschten Kongreß für Einheitswissenschaft\II{\pariserkongress} erfolgreich abzuführen.\fnEE{Der \textit{1.~Kongress für Einheit der Wissenschaft} fand schließlich erst 1935 in Paris statt.} Du glaubst nicht, wie wohl mir ist, daß ich nicht immer daran denken muß, wie ich den Reichenbach\IN{\reichenbach} zu so was bringen kann. In diesen Dingen bist wieder Du, der bei mir so empfindliche, weniger empfindlich. Ich finde, es ist an der Zeit, daß wir eine Möglichkeit haben, \gesperrt{ohne} die Berliner jede Form der Arbeit zu gestalten. Wenn wir einmal da sind, werden wir auch Mittel bekommen. Daß wir ohne \neueseite{} Notgemeinschaft\II{\notgemeinschaft} die Sammlung\II{\einheitswissenschaftschriftenreihe} beginnen können, ist erfreulich. Sie ist sehr notwendig. Weder kann der Durchschnittsmensch auf Bibliotheken die ,,Erkenntnis``\II{\erkenntnis} lesen, noch kann er sich die Schriften zur Wissenschaftlichen Weltauffassung\II{\schriftenwisswelt} kaufen. Der Arthur Wolf\II{\wolfverlag} hat sich um die Machhefte\II{\veroeffmach} nicht gekümmert.\fnEE{\labelcn{1932-11-05-Erscheinungsverlauf}In der Reihe \textit{Veröffentlichungen des Vereins Ernst Mach} erschien nach dem Manifest (Verein Ernst Mach,\textit{ Wissenschaftliche Weltauffassung}) nur noch Hahn, \textit{Überflüssige Wesenheiten}.} Er ist übrigens eines sehr feudalen Todes gestorben, Sturz vom Pferde im Prater. So gut geht es den Verlegern. Neider\IN{\neider} wird sich sehr unserer Sache annehmen. Ich bin sehr gespannt, wie zunächst meine\IW{\neuratheinheitswissenschaftbuch} und Hahns\IN{\hahnhans} Arbeit\IW{\hahnlmn} gehen werden. Ihr \gesperrt{müßt gleich dran kommen}. Bitte! Bitte! Übrigens müssen wir über Arbeiten sprechen, die Ihr in Prag jüngeren Leuten geben könntet, so daß alles zusammen ein Gefüge bildet. Ich bin sehr hoffnungsfroh. Also besten Gruß. Von 14 Uhr 30 bis 23 und was am 9. November. Grüß Frank\IN{\frankphilipp} und Hanja\fnE{Hanja Frank, Frau von Philipp Frank.}\IN{} und organisiere das Treffen. Grüß mir Ina\IN{\ina}! Herzlichst} \grussformel{Dein\\ON} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/825407}{RC 029-12-10}; Briefkopf: msl. \original{Wien. XII. Arndtstraße 1. Stiege 17.} und \original{5.~Nov.}, ksl. \original{(bekommen 9.11. Als Brief! 4,60 S, nicht eingeschrieben)}.}