Rudolf Carnap an Karl Popper, 18. Oktober 1932 Oktober 1932

Lieber Herr Dr. Popper!

Es freut mich, von Ihnen zu hören, es tut mir aber leid, daß die Frage Ihres BuchesBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 noch nicht weiter gediehen ist. Ich will nun an HahnPHahn, Hans, 1879–1934, öst. Mathematiker, Bruder von Olga Neurath, verh. mit Eleonore Hahn schreiben, ob er bereit ist, ein Gesuch um Druckkostenbeitrag zu unterstützen, und ob er es für aussichtsreich hält. Ich werde ihm sagen, daß ich ein baldiges Erscheinen für sehr wünschenswert halte. Falls er dann die Sache machen will, möchte ich Sie bitten, mir ein Ex. zu schicken, damit ich ein Gutachten schreiben kann. Wir werden auf jeden Fall schon irgendeinen Weg finden.

Ihre Bemerkungen zu dem von mir vermuteten Effekt interessieren mich lebhaft. Selbstverständlich habe ich nichts dagegen, daß UrbachPUrbach, Franz, 1902–1969, öst.-am. Physiker und ThirringPThirring, Hans, 1888–1976, öst. Physiker meine Idee beliebig verwerten, theoretisch oder experimentell. Aber es erscheint mir als ganz sicher, daß der Betrag bei dem von Ihnen vorgeschlagenen Versuch weit unter der Bobachtungsgrenze liegt, und zwar ganz ungeheuer weit (sofern Sie sich nicht eine Gummikugel von Mondgröße machen). Der Effekt wächst mit einer sehr hohen Potenz des Radius (nach den schätzungsweisen Berechnungen, die ich vor Jahren aufgrund gewißer nicht-realisierter Voraussetzungen gemacht habe, wenn ich mich recht entsinne, 6. Potenz); wenn er also günstigenfalls bei astronomischen Körpergrößen feststellbar wäre, so bei Laboratoriumskörpern ganz sicher nicht, trotz der hohen Feldstärke bei der Zentrifuge.

Ich sende Ihnen gleichzeitig ein MS „Über Protokollsätze“B1932@„Über Protokollsätze“, Erkenntnis 3, 1932/33, 215–228, das soeben fertig geworden ist und bald in Druck gehen soll. Ich wäre Ihnen dankbar für baldige Rücksendung, evt. mit einigen Bemerkungen, bes. ob Sie mit den Stellen, die auf Sie hinweisen, formal und inhaltlich einverstanden sind. Andernfalls bitte um deutliche Vorschläge anderer Formulierung. Aus dem Zusammenhang meines Aufsatzes werden Sie verstehen, warum mir eine baldige Veröffentlichung Ihres BuchesBPopper, Karl R.!1935@Logik der Forschung, Wien, 1935 und dann Ihre weitere Mitarbeit an den gegenwärtigen Problemen für die weitere Entwicklung und Klärung so wichtig erscheint.

Ihnen und Ihrer FrauPPopper, Josefine, 1906–1985, verh. mit Karl Popper beste Grüße‚

Ihr
ksl.

Brief, msl. Dsl., 1 Seite, RC 102-59-69; Briefkopf: msl. Prag, den 18. Okt. 1932.


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