\brief[Carnap an Neurath, Prag, 7.~Oktober 1932]% {Rudolf Carnap an Otto Neurath, 7. Oktober 1932}{Oktober 1932}\labelcn{1932-10-07-Carnap-an-Neurath} \anrede{Lieber Neurath!} \haupttext{Erfreulich, daß Ihr in Wien wieder schöne Sachen veranstaltet. Wer ist Pappen\-heim\IN{\pappenheim}? Machvereinsbericht\II{\machverein}\IW{} ist ja inzwischen in III/1 erschienen. Aber Reichen\-b\ekl{ach}\IN{\reichenbach} hat verbummelt, Schlicks\IN{\schlick} Vortrag\IW{} zu streichen, obwohl Du ihm geschrieben hattest und ich ihn im Juli in Berlin persönlich darauf aufmerksam gemacht habe.\fnSE{Vgl. \textit{Erkenntnis} 3, 1932/33, 105, wo der abgesagte Vortrag Schlicks ,,Philosophische Strömungen in den U.\,S.\,A.`` als am 27.~Mai 1932 abgehalten verzeichnet ist.}\fnE{Vgl. \textit{Erkenntnis} 3, 1932/33, S.\,105, wo der abgesagte Vortrag Schlicks ,,Philosophische Strömungen in den U.\,S.\,A.`` als am 27.~Mai 1932 abgehalten verzeichnet ist; vgl. oben, Brief Nr.~\refcn{1932-07-02-Carnap-an-Neurath}.} An Psychol\ekl{ogie}-Aufsatz hatte ich gar nicht gedacht\IC{\psychologiesprache},\fnE{Carnap, ,,Psychologie in physikalischer Sprache``.} weil ich glaubte, meine Umarbeitung für den Druck läge viel weiter zurück. Ich sehe jetzt, daß der Abstand sehr klein ist, daß mich aber zum Glück 7 Tage Differenz vor dem Verdacht des Plagiats retten: meine Umarbeitung ist am 9.~Mai zum Druck abgegangen, Dein erster Entwurf über ,,Prot\ekl{okoll}aussagen``\IW{\neurathprotokoll} am 16.~Mai eingetroffen.\fnE{Neurath, ,,Protokollsätze``.} Ich habe eben noch mal hineingeschaut: in meinem Aufsatz\IC{\protokollsaetze} ist die alte Auffassung vertreten, gegen die Du Dich jetzt wendest. Also alles in Ordnung. Nebenbei, da Du Dir gern als zurückgesetzt vorkommst: ursprünglich sollte mein Psych\ekl{ologie}-Aufsatz\IC{\psychologiesprache} mit Deinem Soziol\ekl{ogie}-Aufsatz\IW{\neurathsoziologie} zusammen erscheinen.\fnE{Zum Plan der gemeinsamen Publikation von Carnap, ,,Psychologie in physikalischer Sprache``, und Neurath, ,,Soziologie im Physikalismus``, vgl. oben, Brief Nr.~\refcn{1930-07-22-Neurath-an-Carnap} (Anm. \refcn{1930-07-Neurath-an-Carnap-Gemeinsames-Heft}) und \refcn{1932-03-02-Carnap-an-Neurath}.} Schau Dir jetzt meine Zurücksetzung an: mein Aufsatz\IC{\psychologiesprache} ist noch immer nicht erschienen! Und Deiner\IW{\neurathsoziologie} schon im vorletzten Heft. Wenn Deine neue Arbeit in III/3 erscheint, so bist Du mit größerer Bevorzugung und Beschleunigung behandelt als alle andern Autoren mit Ausnahme von Schlick\IN{\schlick}. Bitte bedenke dies immer, zur Milderung Deiner Affekte. Trotzdem darfst Du auf R\ekl{eichenbach}\IN{\reichenbach} schimpfen; denn er hätte Deine Arbeit\IW{\neurathprotokoll} längst in Druck geben können, zumal ich darauf warte, um die Antwort zu schreiben. Telephon würde hier draußen 5000 K\v{c} Baubeitrag kosten! Ich hätte es sonst gleich beim Einzug machen lassen. Ich helfe gern, Dir bei der Jugend die verdiente Achtung zu verschaffen. Daß Du Dich aber zu den ,,armen gerupften Hühnern`` zählst, entspricht gar nicht den Tatsachen. Sollte da nicht vielleicht ein Nichtachtungskomplex vorliegen? Mit den ,,Werdenden`` hier ist einstweilen nicht besonders viel los. Ich schicke Dir Entwurf einer Rez\ekl{ension}\IC{\rezensionfrank} über Frank\IN{\frankphilipp} (für Kantstudien\II{\kantstudien}).\fnEE{Carnap, ,,[Rezension von:] Philipp Frank, \textit{Das Kausalgesetz und seine Grenzen}``.} Bitte mit Randbem\ekl{erkungen} oder Änderungsvorschlägen zurück! Bald! Herzliche Grüße Dir und Olga\IN{\neuratholga}, auch von Ina\IN{\ina},} \grussformel{Dein\\R.\,C.} \ebericht{Brief, Dsl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/828456}{RC 029-12-26}; Briefkopf: msl. \original{Prag, den 7.~Okt. 1932}; Signatur msl.}