\brief{Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 24. September 1932}{September 1932} %Pensione Maier %Costalovara, Ren\`{o}n24. Sept. [1932] %Bolzano, %Italien \anrede{Lieber Carnap,} \haupttext{schönen Dank für Deinen Brief. Die Bestätigung unterschreibe ich natürlich gern, und sende Dir die beiden Exemplare heute zurück. Von Springer\IN{\springerjulius} erhielt ich ein langes Schreiben, in dem er sich über den großen Umfang Deines Manuscriptes\IC{\logischesyntax} beklagt. Es scheint tatsächlich unter den gegenwärtigen Umständen eine Verkleinerung des Buches sehr notwendig zu sein. Ich fürchte allerdings, daß eine bloße Konzentration auf Kosten der Verständlichkeit geschehen würde. Kannst Du vielleicht einen Teil des Buches selbständig machen und gesondert erscheinen lassen (z.\,B. als Beiheft der Erkenntnis\II{\erkenntnis})? Ich kann gar nicht beurteilen, ob das möglich ist, aber vielleicht ist es ein Weg. Springer\II{\springerverlag} möchte auch die Honorarzahlungen im Verhältnis zu dem tatsächlichen Gewinn leisten. Damit würdest Du gewiß einverstanden sein. Daß es Dir und Feigl\IN{\feigl} und den beiden Damen\IN{\ina} \IN{\kasper} im Ötztal so gut gefallen [hat], hat mich sehr gefreut zu hören. Auch ich habe mich in Kärnten fabelhaft erholt, und es ist mir da erst zum Bewußtsein gekommen, wie \neueseite{} elend mir doch im Sommer in Wien zumute war. Es tut mir besonders leid, daß ich so wenig mit Feigls\IN{\kasper} IN{\feigl} zusammen sein konnte, aber ich war so ziemlich gesprächsunfähig. Jetzt sind alle akuten Symptome der Sepsis vollkommen verschwunden, nur eine starke Erregbarkeit des Herzens und der Nerven ist zurückgeblieben, die aber auch abzuklingen scheint, freilich sehr allmählich; vorläufig läßt mein Schlaf noch sehr zu wünschen übrig. Hier ist es herrlich angesichts der Dolomiten, köstliche Stille und reine Luft. Lisa Plattner\IN{\lila} mit ihrem Söhnchen\IN{\plattnerandreas} ist auch hier. Ich bin immer noch damit beschäftigt, meine Vorträge\IW{}, die im November in London stattfinden sollen, gleich so auszuarbeiten, daß ich sie in England dem Verleger als fertiges Druckmanuscript übergeben kann. Außerdem habe ich einen längeren Aufsatz ,,Natur, Kultur, Kunst``\IW{} angefangen, der mir viel Freude macht. Hoffentlich finde ich bald die Muße, ihn zu vollenden. Frl. Rand\IN{\rand} tut mir sehr leid. Ich werde natürlich tun, was ich kann, um ihr zu helfen. Allerdings ist Waismann\IN{\waismann} schon eine schwere Last, und ich weiß nicht, was schließlich mit ihm werden soll. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen gute Gesundheit und Arbeitsfreudigkeit und hoffe Dich noch in diesem Jahr wiederzusehen. Ich bleibe bis zum 7.\,X. hier. Allerbeste Grüße für Dich und Frl. Stoeger\IN{\ina}! Dein} \grussformel{Dein\\ M. Schlick} \ebericht{Brief, hsl. 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/870814}{RC 029-29-05}; Briefkopf: hsl. \original{Pensione Maier \,/\, Costalovara, Ren\`{o}n \,/\, Bolzano \,/\, Italien} und \original{24.\,Sept. 1932}.}