\brief{Rudolf Carnap an Hans Reichenbach, 27. Juli 1932}{Juli 1932} %Burgstein, Post Längenfeld, 27.7.32 %(Ötztal, Tirol) \anrede{Lieber Reichenbach,} \haupttext{wir sind in Burgstein gelandet. Erinnern Sie sich noch an unsern Besuch bei Schlick\IN{\schlick} in Längenf[eld], 1924? Hier in B[urgstein] ists aber bedeutend schöner. Am 31. kommen Feigls\IN{\feigl} \IN{\kasper} (bis etwa 20.\,8.). Es wäre sehr schön, wenn Sie uns hier besuchen würden. Am 22. habe ich Ihnen die MSe\IW{} \IW{} Bon\IN{\bonfred} u. Weinschenk\IN{} zurückgeschickt. Bei \uline{Weinschenk}\IN{} bin ich nicht für Annahme. Gewiß gibt er sich Mühe, aber die Fragestellung u. Gesichtspunkte sind doch wohl veraltet. \uline{Bon}\IN{\bonfred} dagegen ist nicht eindeutig abzulehnen. Eigenbrötler, ziemlich alt, hat Buch über Zahlen\IW{} geschrieben. Er macht sich selbständige Gedanken, u. oft vernünftige. Leider sehr eigenwillig; Kümmert sich nicht viel um das, was andre machen. Das vorliegende MS\IW{} ist nicht schlecht, übrigens inhaltlich gar nicht so durchaus entgegengesetzt meiner Auffassung. Wenn er dazuzubringen wäre, sich mit unsern erk[enntnis]th[eoreti]schen Auffassungen auseinanderzusetzen (hier also, wo es sich um das Psychische handelt, wohl in erster Linie: meine Broschüre ,,Scheinprobl[eme]``\IC{\scheinprobleme} u. m[eine] Aufsätze ,,Phys[ikalische] Sprache``\IC{\physikalischesprache} u. ,,Psychologie``\IC{\psychologiesprache}, ferner Behaviorismus: Watson\IN{\watsonjohn} usw.), so könnten seine Darlegungen unsre \neueseite{} Leser viell[eicht] interessieren. (Die Auseinandersetzung braucht natürlich nicht positiv sein, er kann auch widersprechen). Wenn Sie ihn dazu bringen könnten, habe ich nichts gegen die Annahme. Fraglich, ob das bei dem alten, eigenwilligen Herrn erreichbar. Es würde wohl \uline{nicht} genügen, wenn er 2 Zeilen anfügt, was er über unsre Sachen denkt; sondern er müßte seine Auffassung so darstellen, daß dem Leser klar wäre, wo er mit uns od. d[em] Behav[iorismus] übereinstimmt, u. wo er andrer Meinung ist. Eben schickte mir Meiner\II{\meinerverlag} Umbruch von III/1\II{\erkenntnis}. Ich denke, daß sich in den nächsten Tagen Korr[ekturbogen] von meiner ,,Psychol[ogie]``\IC{\psychologiesprache} u. vom Drucker bekomme (die MSe\IC{} sind ca. 12.\,7 zu Meiner\II{\meinerverlag} abgegangen). Dann werde ich sofort die Erwiderung auf D.\blockade{Ergänzung?} schreiben u. Ihnen schicken. \uline{Bitte Ihre Adresse!} Auf \uline{Zilsel}\IN{\zilsel} möchte ich noch kurz erwidern, bisher habe ich noch keine Antwort von ihm. \uline{Neurath}\IN{\neurath} hat mir MS (13\,S.) über Protokollsätze\IW{\neurathprotokoll} geschickt. Er möchte es bald veröff[entlicht] haben. Da es mir aber noch unklar erscheint, korresp[ondiere] ich noch mit ihm über Umformulierungen, werde auch mit Feigl\IN{\feigl} darüber sprechen. Mit besten Grüßen, auch von Hempel\IN{\hempel} (er reist am 2.\,8. wieder ab)} \grussformel{Ihr\\ R. Carnap} \briefanhang{Wenn Dubisl[avs]\IN{\dubislav} Forsch[ungs]-Bericht\IW{} erschienen ist, bitte um Zusendung zum Rezensieren!} \ebericht{Brief, hsl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/848572}{HR 013-41-33}; Briefkopf: gestempelt \original{Prof. Dr. Rudolf Carnap \,/\, Prag XVII. \,/\, N. Motol, Pod Homolkou}, hsl. \original{Burgstein, Post Längenfeld, 27.\,7.\,32 \,/\, (Ötztal, Tirol)}.}