Hans Reichenbach an Rudolf Carnap, 21. Juni 1932 Juni 1932

Lieber Carnap‚

Ihr Ms. für den RundfunkB gefällt mir sehr gut. Ich habe nur eine kleine Änderung vorzuschlagen: die Worte positiv und negativ sind wohl zu sehr inhaltlich belastet, sodaß der Hörer dabei an anderes denkt und im Verständnis gestört wird. Ich würde vorschlagen: selbstanwendbar und selbstunanwendbar. Oder haben Sie sonst etwas besseres? Es sollte aber ein deutsches Wort sein, damit der Hörer beim Hören des Wortes seinen Sinn ungefähr rekonstruieren kann: also die sonst üblichen Bezeichnungen autologisch bezw. prädikabel sind auch nicht geeignet.

Am Schluß dürften Sie gern etwas sagen, daß solche sinnlosen Wortverbindungen auch sonst auftreten und zu philosophischen Scheinproblemen geführt haben, und daß der Begriff der Sinnlosigkeit für die Beurteilung der philosophischen Probleme aus diesem Grunde sehr wichtig sei!

Haben Sie die Länge geprüft? Sie probieren am besten wieviel Sie für eine Seite brauchen. Im ganzen haben Sie 25 Minuten.

Ich schicke Ihr Ms.B gleich an die Deutsche WelleIDeutsche Welle, deutscher Radiosender weiter, sodaß Sie keines direkt hinzuschicken brauchen. Ich nehme an, daß Sie noch ein anderes Exemplar für Ihren Vortrag selbst besitzen, da dieses zu den Akten kommt.

Ich habe jetzt von Dun[c]kerPDuncker, Karl, 1903–1940, dt.-am. Psychologe sein Ms.B nebst Ihrem zurück bekommen und schicke es gleich an Sie weiter. Ich denke, Sie schreiben wohl noch ein Nachwort; bitte schicken Sie dann die drei Sachen gleich an MeinerIVerlag Meiner zum Satz.

Herzliche Grüße

Ihr
[Hans Reichenbach]

Brief, msl. Dsl., 1 Seite, HR 013-41-35; Briefkopf: msl. 21. 6. [19]32.


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