Hans Reichenbach an Rudolf Carnap, 18. Juni 1932 Juni 1932

Lieber Carnap‚

ich schreibe Ihnen heute nur rasch mit Bezug auf Ihre Berliner Reise; das andere können wir ja bald in Berlin mündlich besprechen.

Ihr VortragB in unserer Gesellschaft für wissenschaftliche PhilosophieIGesellschaft für wiss. Philosophie, Berlin ist also am Dienstag, 5. Juli 8 Uhr c. t.; vorher sprechen Sie im Rundfunk. Nun hatten wir ja s.Zt.wie ergänzen? noch einen Vortrag von IhnenB in dem kleinen Kreise meines KolloquiumsIReichenbachs Kolloquiums ins Auge gefaßt. Sollen wir den auf Montag oder Mittwoch nachmittag legen? GrellingPGrelling, Kurt, 1886–1942, dt. Philosoph läßt Sie bitten, den Montag zu nehmen, da er am Mittwoch schon verreisen möchte und schon einige Tage seiner Ferien opfert, um Sie hier noch zu sprechen. Welches Thema soll ich für diesen KolloquiumsvortragB anzeigen? Etwa „Semantik“? Aber das Wort ist wohl noch zu unbekannt: Metalogik ist eher verständlich. Übrigens hält uns HempelPHempel, Carl Gustav, 1905–1997, dt.-am. Philosoph, verh. mit Eva Hempel, ab 1947 mit Diane Hempel jetzt schon einige Einführungsvorträge über Ihre Gedanken, sodaß Sie eingearbeitetes Publikum voraussetzen können.

Darf ich fragen, ob Sie sich schon entschieden haben, wo Sie in Berlin wohnen werden? Ich hatte Sie damals eingeladen, bei mir zu wohnen, aber das wird vermutlich schlecht gehen, da meine FamiliePReichenbach, Elisabeth, 1890–1967, geb. Lingener, seit 1921 verh. mit Hans Reichenbach samt Dienstmädchen voraussichtlich dann verreist sein wird. Jedoch hat sich schon HerzbergPHerzberg, Alexander, 1887–1944, dt.-brit. Mediziner und Philosoph freundlicherweise zur Verfügung gestellt und läßt Sie bitten, bei ihm zu wohnen, (Nähe Bayrischer Platz) falls Sie nicht wieder bei Ihren Verwandten in Zehlendorf wohnen wollen.

Wir freuen uns schon alle sehr über Ihren Besuch. Herzliche Grüße

Ihr
[Hans Reichenbach]

wenden! 🕮

Bitte veranlassen Sie doch, daß ich aus Wien möglichst bald den Bericht für die ChronikB bekomme, ebenso auch etwaige Notizen für die Rundschau. Wo ist eigentlich FeiglPFeigl, Herbert, 1902–1988, öst.-am. Philosoph, seit 1931 verh. mit Maria Feigl gegenwärtig? Kann man vielleicht über ihn was melden.

D.U.

Brief, msl. Dsl., 2 Seiten, HR 013-41-36; Briefkopf: msl. 18. Juni [19]32  /  Herrn Prof. Dr. Rudolf Carnap  / Prag.


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