Felix Kaufmann an Rudolf Carnap, 25. Mai 1932 Mai 1932

Lieber Herr Carnap!

Da Sie meine Auffassung teilen, daß die Sätze der reinen Metalogik, auf die es ja in erster Linie ankommt, nicht Sätze über Sätze sind, so wird es sich gewiß empfehlen, daß Sie dies in Ihrer Arbeit noch deutlicher zum Ausdruck bringen; insbesondere im ersten einleitenden Abschnitt.

Ob es andrerseits glücklich formuliert ist zu sagen, daß die Sätze der deskriptiven Metalogik Sätze über Sätze sind, wobei die Sätze über die gesprochen wird, rein figural betrachtet werden sollen, erscheint mir sehr zweifelhaft. Denn im Figuralen selbst ist ja kein Moment enthalten, welches die Bezeichnung „Satz“ rechtfertigen würde. Diese Rechtfertigung liegt nur im Zeichencharakter der Figuren, d. h. in ihrem symptomatischen Bezug auf Gedachtes, d. i. auf „Sinn“.

Bitte überlegen Sie sich dies insbesondere auch in Hinblick auf die Grenzen der Analogie zwischen dem Verhältnis Metamathematische Geometrie – Physikalische Geometrie einerseits, Reine Metalogik – Deskriptive Metalogik andrerseits.

Ich freue mich sehr, daß Sie schon so weit mit dem zweiten Teil des Ms.B1934@Logische Syntax der Sprache, Wien, 1934 sind, daß Sie hoffen, in den nächsten Monaten damit fertig zu werden. Ich bin schon sehr gespannt darauf.

Das mir überlassene Ms.B1934@Logische Syntax der Sprache, Wien, 1934 habe ich heute an Herrn HempelPHempel, Carl Gustav, 1905–1997, dt.-am. Philosoph, verh. mit Eva Hempel, ab 1947 mit Diane Hempel gesandt. –

Meine Frau und ich grüßen Sie sehr herzlich

Ihr
Felix Kaufmann

Brief, msl., 1 Seite, RC 028-23-17 (Dsl. FK 008122-008123); Briefkopf: msl. Dr. Felix Kaufmann  /  Wien, XIX.  /  Döblinger Hauptstrasse 90  /  Wien, 25. Mai 1932  /  Herrn  /  Professor  /  Dr. Rudolf Carnap  /  Prag.


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