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Lieber Herr Carnap!
Da Sie meine Auffassung teilen, daß die Sätze der reinen Metalogik, auf die es ja in erster Linie ankommt, nicht Sätze über Sätze sind, so wird es sich gewiß empfehlen, daß Sie dies in Ihrer Arbeit noch deutlicher zum Ausdruck bringen; insbesondere im ersten einleitenden Abschnitt.
Ob es andrerseits glücklich formuliert ist zu sagen, daß die Sätze der deskriptiven Metalogik Sätze über Sätze sind, wobei die Sätze über die gesprochen wird, rein figural betrachtet werden sollen, erscheint mir sehr zweifelhaft. Denn im Figuralen selbst ist ja kein Moment enthalten, welches die Bezeichnung „Satz“ rechtfertigen würde. Diese Rechtfertigung liegt nur im Zeichencharakter der Figuren, d. h. in ihrem symptomatischen Bezug auf Gedachtes, d. i. auf „Sinn“.
Bitte überlegen Sie sich dies insbesondere auch in Hinblick auf die Grenzen der Analogie zwischen dem Verhältnis Metamathematische Geometrie – Physikalische Geometrie einerseits, Reine Metalogik – Deskriptive Metalogik andrerseits.
Ich freue mich sehr, daß Sie schon so weit mit dem zweiten Teil des Ms.
Das mir überlassene Ms.
Meine Frau und ich grüßen Sie sehr herzlich
Ihr
Felix Kaufmann
Brief, msl., 1 Seite, RC 028-23-17 (Dsl. FK 008122-008123); Briefkopf: msl. Dr. Felix Kaufmann  /  Wien, XIX.  /  Döblinger Hauptstrasse 90  /  Wien, 25. Mai 1932  /  Herrn  /  Professor  /  Dr. Rudolf Carnap  /  Prag.