\brief{Felix Kaufmann an Rudolf Carnap, 7. Jänner 1932}{Jänner 1932} %Privatdozent %Dr.Felix Kaufmann, %Wien,XIX., %\uline{Döblinger Hauptstr.90.} %Wien, 7. Januar 1932. %Herrn %Professor %Dr.Rudolf \textit{Carnap}, %\uline{\textit{Prag}, XVII.,} %N.Motol, Pod Homolkou \anrede{Lieber Herr Carnap!} \haupttext{Vielen Dank für Ihren freundlichen Brief auch im Namen meiner Frau\IN{\kaufmannfrau}. Bei uns geht alles gut, nur ist noch ein ziemlicher Rummel. Ihre Einladung zu einem Vortrag im Österreichischen Club\II{\oesterreichischerklub} ist durch Hofrat Drucker\IN{\drucker} (einen Schwager Kelsens\IN{\kelsen}), der dort das Vortragsressort leitet, erfolgt. Er möchte Sie zu einem Vortrag im Laufe des März oder April bitten; das Vortragshonorar wäre ö.S 250.-- . Das Publikum im Österreichischen Club\II{\oesterreichischerklub} ist sicher nicht nach Ihrem Ideal, aber als Auditorium für einen Vortrag über Scheinprobleme der Philosophie\IC{\scheinproblemevortrag} nicht ungeeignet. Sehr erfreut war ich zu hören, daß Sie Ihre Arbeit über ,,Metalogik``\IC{\logischesyntax} ausgearbeitet haben. Auch Herr Behmann\IN{\behmann} hat mir geschrieben, daß er Ihr Ms.\IC{\logischesyntax} gelesen hat und darin einen sehr wichtigen Fortschritt erblickt. Ich hoffe in ca. 2 Monaten, nachdem ich die Ausarbeitung der 2. Auflage von ,,Logik und Rechtswissenschaft``\IW{} fertiggestellt und einige überfällige Besprechungen erledigt habe, wieder zu den logisch-mathematischen Grundlagenfragen zurückkehren zu können, um vor allem mein \neueseite{} Ms.\IW{} für das Husserl-Jahrbuch\II{} zu überarbeiten. Wenn Sie mir dann Ihre Arbeit über ,,Metalogik``\IC{\logischesyntax} zu lesen geben wollen, werde ich mich sehr freuen. Es tut mir sehr leid, daß die Devisenvorschriften immer weiter verschärft werden, wodurch Ihre Verfügungsmöglichkeit über Ihre hier befindlichen Schillinge immer geringer wird. Leider wird es auch von Tag zu Tag schwerer Bewilligungen zur Schilling-Ausfuhr von der Nationalbank\II{\oenb} zu erhalten. Aber vielleicht werde ich Ihnen doch dort die Wege ein bißchen ebnen können, wenn sie im März oder April nach Wien kommen. Von Herrn Hempel\IN{\hempel} habe ich leider schon einige Monate nichts gehört, trotzdem ich ihm erst jüngst geschrieben habe. Ich fürchte, daß er durch die mißlichen Verhältnisse sehr in seiner wissenschaftlichen Arbeit gestört ist, denn er wollte mir seine Dissertation über Wahrscheinlichkeitstheorie\IW{\hempeldiss} nach deren Vollendung einschicken, aber sie ist bis heute nicht bei mir eingelangt. Ich wäre aufrichtig betrübt, wenn ihn die wirtschaftliche Not zwänge, seine wissenschaftlichen Bestrebungen ganz in den Hintergrund zu stellen. -- Viele herzliche Grüße} \grussformel{Ihr\\ Felix Kaufmann} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/870147}{RC 028-23-24}; Briefkopf: msl. \original{Privatdozent \,/\, Dr. Felix Kaufmann, \,/\, Wien, XIX., Döblinger Hauptstr.90 \,/\, Wien, 7.\,Januar 1932 \,/\, Herrn \,/\, Professor \,/\, Dr. Rudolf Carnap, \,/\, Prag, XVII., \,/\, N. Motol, Pod Homolkou}.}