\brief{Walter Dubislav an Rudolf Carnap, 14. Juli 1931}{Juli 1931} %14.7.31. %Herrn Professor Dr.Rudolf Carnap %\uline{Defreggen (Tirol)} %St. Jakob \anrede{Lieber Carnap!} \haupttext{Obwohl auch mir die Abfassung eines derartigen Berichtes nicht sonderlich zusagt, will ich die Arbeit \sout{trotzdem} übernehmen, da ich glaube, daß wir durch einen solchen Bericht für uns werben können. Was die Haltung der Zeitschrift ,,Erkenntnis``\II{\erkenntnis} betrifft, so bin ich mit dem Schlick'schen\IN{\schlick} Einigungsvorschlag (wenn ich ihn so nennen darf) einverstanden. Und das umsomehr, als ich der Überzeugung bin, daß es verlorene Mühe ist, Mystiker und Metaphysiker durch logische Analyse der von ihnen vertretenen sinnlosen Sätze zu entlarven. Ich halte vielmehr dafür, daß man die Pseudolehren dieser Menschen allein dadurch wirkungsvoll bekämpfen kann, daß man \sout{sie} ihre Verfasser mit Stumpf und Stiel \sout{sofern man die Macht dazu hat} ausrottet. In allen in weltanschaulicher Hinsicht wichtigen Angelegenheiten läßt es sich nämlich gar nicht vermeiden, daß der Streit um die Sache zu einem Vernichtungskampf der gegenteilig interessierten Personen wird. Und diesen Kampf soll man, meine ich, mit Intoleranz führen! Aber das Kampffeld ist die politische Arena \neueseite{} und nicht eine Zeitschrift. Darum bin ich für den Schlick'schen\IN{\schlick} Vorschlag. Was die von Reichenbach\IN{\reichenbach} inaugurierte wissenschaftspolitische Aktion anbelangt, so soll sie doch wohl nur den Zweck haben, unserem Kreise angehörigen Forschern, also Ihnen, Gödel\IN{\goedel}, Feigl\IN{\feigl}, Reichenbach\IN{\reichenbach}, mir und anderen, wenn möglich Ordinariate zu verschaffen. Und dies nicht etwa darum, damit wir dann als zufriedene oder unzufriedene Kapitalistenschweinchen in den Tag hinein leben, sondern damit wir dann in der Lage sind, wirksam auch praktisch für unsere Sache einzutreten. An sich also halte ich die Aktion für begrüßenswert. Ob sie Erfolg haben wird, möchte ich nicht mit Entschiedenheit behaupten, bin aber der Überzeugung, daß sie keinen nennenswerten Schaden anrichten kann. Mit herzlichem Gruß bin ich} \grussformel{Ihr\\ Walter Dubislav} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/869928}{RC 028-13-01}; Briefkopf: \blockade{fac simile}, msl. \original{14.\,7.\,31 \,/\, Herrn Professor Dr. Rudolf Carnap \,/\, Defreggen (Tirol) \,/\, St. Jakob}.}