\brief{Rudolf Carnap an John von Neumann, 11. Juli 1931}{Juli 1931} %, den 11. Juli 1931. %Wien, den 11. Juli 1931. \anrede{Lieber Herr von Neumann!} \haupttext{Die Bedenken, die Sie gegen \blockade{die} Publikation Ihres Königsberger Vortrages\IW{\neumannvonkoenigsberg} hatten, verstehe ich sehr wohl. Ähnliche Bedenken hatte ich nicht nur gegen die Veröffentlichung, sondern auch schon gegen die Abhaltung meines Vortrages. Ich habe mich dann aber auf den Standpunkt gestellt, daß es sich hier nicht darum handelt, eine endgültige Lösung darzustellen, oder meine persönliche Auffassung zu den verschiedenen Punkten darzulegen, sondern über die Grundgedanken zu berichten, von denen der Logizismus ausgeht und über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten für seine Durchführung, soweit sie sich heute überblicken lassen. Meine eigene Auffassung ist nicht die Russellsche\IN{\russell}, sondern beruht auf einer Verbindung Russellscher\IN{\russell} und Hilbertischer\IN{\hilbert} Gedanken; sie wird daher durch die Gödelschen\IN{\goedel} Resultate auch sehr stark betroffen. Für die Veröffentlichung hat die Schilderung der Problemsituation im Königsberger Stadium sicherlich doch einen Wert, wenigstens solange die Konsequenzen, die sich aus den neuen Resultaten für die verschiedenen Auffassungen ergeben, noch nicht klar zu überblicken sind. Die Literaturangaben bei Weyl\IN{\weyl} sind doch ziemlich spärlich. Wäre es nicht vielleicht doch zweckmäßig, statt dessen oder außerdem, auf Fraenkels\IN{\fraenkelabraham} Mengenlehre\IW{\fraenkelmengen} (3.A[uflage]) zu verweisen, der ja sehr reichhaltige Literaturangaben bis 1928 macht. Mit besten Grüßen} \grussformel{Ihr\\ R.C.} \ebericht{Brief, msl. Dsl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/870556}{RC 029-08-02}; Briefkopf: gestempelt \original{Prof. Dr. Rudolf Carnap \,/\, Wien XIII/5 \,/\, Stauffergasse 4}, msl. \original{Wien, den 11.\,Juli 1931}.}