Rudolf Carnap an Meiner Verlag, 27. Jänner 1931 Jänner 1931

Der Verleger zweier meiner Schriften, Dr. Wilhelm BenaryPBenary, Wilhelm, 1888-1955, dt. Psychologe und Verleger, Erfurt, Brühlerstr. 39c, hat die Absicht, seinen VerlagIWeltkreis Verlag allmählich aufzulösen. Er hat mich deshalb gebeten, mich nach einem Verleger umzusehn, der bereit wäre, die Restauflagen der beiden Schriften in seinen Verlag zu übernehmen. Ich möchte Sie nun Fragen, ob Sie hierzu bereit wären. Mir selbst wäre es am liebsten, wenn die Schriften in Ihren VerlagIVerlag Meiner übergehen würden. Ich habe ja, wie Sie sich entsinnen werden, s. Z. auch schon über das MS des BuchesB1928@Der logische Aufbau der Welt, Berlin-Schlachtensee, 1928 mit Ihnen verhandelt; doch schien Ihnen damals die Sache aus wirtschaftlichen Gründen zu schwierig. Jetzt würde es mir bei der nahen Beziehung, die ich durch die Zeitschrift „Erkenntnis“IErkenntnis, Zeitschrift zu Ihrem VerlageIVerlag Meiner habe, als besonders wünschenswert erscheinen, wenn meine beiden SchriftenB1928@Der logische Aufbau der Welt, Berlin-Schlachtensee, 1928B1928@Scheinprobleme in der Philosophie. Das Fremdpsychische und der Realismusstreit, Berlin-Schlachtensee, 1928 denselben Verlag wie die Zeitschrift haben würden.

Es handelt sich um folgende Schriften:

1) Der logische Aufbau der Welt.B1928@Der logische Aufbau der Welt, Berlin-Schlachtensee, 1928 1928. XI u.290 S. Ladenpreis 10‚50, gebd (Ganzleinen) 12‚75.

2) Scheinprobleme in der Philosophie. Das Fremdpsychische und der Realismusstreit.B1928@Scheinprobleme in der Philosophie. Das Fremdpsychische und der Realismusstreit, Berlin-Schlachtensee, 1928 1928. 46 S. 1‚80 M.

Inbezug auf (1) habe ich auf Grund des Verlagsvertrages folgende Rechte. Da ich den Druck bezahlt habe, erhalte ich von jedem verkauften Ex. die Hälfte des Buchhändlerpreises (gewöhnlich 7‚-M, also 3‚50 M). Ich habe das Recht, brosch. Ex. zu 3‚50, gebd. zu 5‚- jederzeit zu beziehen. Entsprechend bei (2): ich erhalte von jedem Ex. 0‚70 M, kann zu 1‚20 M beziehen. Die Kosten für Vertrieb und Propaganda trägt der Verlag.

Im Interesse der Verbreitung insbesondere des Buches (1)B1928@Der logische Aufbau der Welt, Berlin-Schlachtensee, 1928 habe ich auf ein Honorar (direkt oder indirekt durch höheren Ladenpreis) verzichtet, im Gegenteil, mich bemüht, den Preis recht niedrig anzusetzen. Auch jetzt möchte ich keine weiteren Ansprüche stellen und nur die Aufrechterhaltung der genannten Rechte verlangen, obwohl sich durch den Absatz und die Beachtung, die das Buch gefunden hat, inzwischen herausgestellt hat, daß der Verleger kein Risiko trägt. Die weiteren Bedingungen vereinbaren Sie wohl, falls Sie auf die Sache eingehen wollen, auf Grund direkter Verhandlungen mit BenaryPBenary, Wilhelm, 1888-1955, dt. Psychologe und Verleger, der Ihnen auch die genauen Absatzzahlen mitteilen wird.

Beiliegend übersende ich Ihnen eine Reihe von Rezensionen. Eine BesprechungB durch ReichenbachPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach liegt bei den KantstudienIKant-Studien, Zeitschrift, noch nicht gedruckt. Mehr noch als die Rezensionen haben die vielen Hinweise auf den „Aufbau“B1928@Der logische Aufbau der Welt, Berlin-Schlachtensee, 1928 in Abhandlungen und Büchern gewirkt. Aus den Briefen, die ich über das BuchB1928@Der logische Aufbau der Welt, Berlin-Schlachtensee, 1928 erhalten habe, darf ich vielleicht den von DrieschPDriesch, Hans, 1867–1941, dt. Biologe und Philosoph (28. III. 29) zitieren:

„Endlich einmal wieder ein philosophisches Werk, das mehr ist als bedrucktes Papier, eines jener ganz wenigen – (sind es 2 % oder noch weniger von allen) – die man mit wahrem Gewinn liest! Haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre wertvolle Gabe!“ 🕮

Herr BenaryPBenary, Wilhelm, 1888-1955, dt. Psychologe und Verleger bittet mich, Sie gleichzeitig zu fragen, ob Sie vielleicht mit meinen Schriften auch übernehmen möchten: RussellPRussell, Bertrand, 1872–1970, brit. Philosoph, in zweiter Ehe verh. mit Dora Russell, ab 1936 verh. mit Patricia Russell, Die Probleme der PhilosophieB.

Über Ihren Vorschlag v. 21. Jan. (gegenseitiges Inserieren in Schlick-SammlungI Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung, Buchreihe und ErkenntnisIErkenntnis, Zeitschrift), der mir sehr zweckmäßig erscheint, werde ich mit SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick sprechen und ihn bitten, den Vorschlag bei SpringerISpringer Verlag zu befürworten.

Auf Ihre frühere Frage: ich habe je etwa 5-10 der Verpflichtungsscheine geschickt an: ScholzPScholz, Heinrich, 1884–1956, dt. Philosoph-Münster, KailaPKaila, Eino, 1890–1958, finn. Philosoph-Helsingfors, TarskiPTarski, Alfred, 1901–1983, poln.-am. Mathematiker und Logiker-Warschau, SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick, DürrPDürr, Karl, 1888–1970, schweiz. Philosoph-Zürich.

Hochachtungsvoll
ksl.

Brief, msl. Dsl., 2 Seiten, RC 085-18-02; Briekopf: gestempelt Prof. Dr. Rudolf Carnap  /  Wien XIII/5  /  Stauffergasse 4, msl. Wien, den 27. Jan. 1931  /  Verlag Felix Meiner  /  Leipzig.


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