\brief{Rudolf Carnap an Hugo Dingler, 24. Dezember 1930}{Dezember 1930} %Adresse ab 28. Dez.: Mösern bei Seefeld (Tirol), %bei Frau Heis. %Wien, den 24.Dez.1930. \anrede{Sehr geehrter Herr Kollege!} \haupttext{Besten Dank für Ihren Brief und die freundliche Aufforderung, im Rahmen der Kantgesellschaft\II{\kantgesellschaft} über unsere Erkenntnistheorie zu sprechen. Mein Freund Dr. Roh\IN{\rohfranz} schrieb mir, daß man auf seine Bemerkungen in der Diskussion hin den Wunsch geäußert habe, von mir eine Darstellung unseres Standpunktes zu hören, um eine Diskussion daran anzuschließen. Ich schrieb ihm dann, wie er Ihnen bereits mitgeteilt hat, daß ich prinzipiell gern bereit sei, einer entsprechenden Aufforderung der Kantgesellschaft\II{\kantgesellschaft} nachzukommen. Zur Frage des Termins. Ich halte in der Philos[ophischen] Ges[ellschaft] Zürich\II{\philgeszuerich} einen Vortrag\IC{}, in der Zeit 12.-15.\,Jan. Leider ist der Tag noch nicht genau festgelegt worden. Mir persönlich wäre es nun bedeutend lieber, wenn der Vortrag in München vorher sein könnte. Erstens bin ich vor Zürich ohnehin einige Tage in München, während ich nachher nicht mehr über M[ünchen] kommen würde; und zweitens würde es auch zeitlich besser in meine Pläne passen. Ausschlaggebend soll aber in erster Linie sein, ob für München die Zeit vor Zürich nicht zu früh ist. Ist zu befürchten, daß die meisten Studenten und Akademiker bis 11.\,Jan. verreist sein werden? Oder fangen bei Ihnen die Vorlesungen schon vorher wieder an? Roh\IN{\rohfranz} schrieb mir anfangs, daß beabsichtigt sei, die Diskussion am 7.\,Jan. fortzusetzen (wenn ich recht verstanden habe). Falls wirklich dieser Tag Ihnen nicht zu früh erscheint, würde er mir auch recht sein; lieber wäre mir noch der 8. oder 9. (Sollte der Züricher Vortrag erst am 15. stattfinden, was aber unwahrscheinlich ist, so könnte der Vortrag München auch am 12. sein; sobald ich von Z[ürich] Bestimmtes erfahre, gebe ich Ihnen jedenfalls Nachricht). Erscheint Ihnen mit Rücksicht auf die Ferien die Zeit vor Zürich nicht geeignet, so müßten wir den Termin eben verschieben. In diesem Falle müßte ich zuerst genauere Nachricht aus Z[ürich] abwarten und würde Ihnen dann die in Betracht kommende Zeit angeben. In diesem Falle müßte ich verschiedene Umständlichkeiten auf mich nehmen, die mich Zeit und Geld kosten würden, sodaß ich bitten müßte, mir einen Zuschuß zu den Reisekosten zu geben. Im ersten Falle bin ich dagegen gern bereit, Ihrer Bitte entsprechend, auf Honorar und Unkostendeckung zu verzichten. Ich bitte Sie nun, die Entscheidung über die Zeit zu treffen, da Sie die in Betracht kommenden Gesichtspunkte dort am besten beurteilen können. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn ich von Ihnen oder Herrn Kollegen Wanzl\IN{} eine kurze Mitteilung (3 Zeilen genügen) über die Hauptpunkte seines Referates in einigen Stichworten bekommen könnte. Ebenso wäre mir eine gleichfalls ganz kurze Angabe der Punkte, gegen die sich hauptsächlich die Einwände in der Diskussion gerichtet haben, sehr erwünscht. Als Thema vielleicht, wenn es Ihnen recht ist: ,,Die Philosophie des Wiener Kreises``. Mit ergebenstem Gruß} \grussformel{Ihr\\ R. Carnap} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/871215}{HD (RC 115-04-30)}; Briefkopf: gestempelt \original{Prof. Dr. Rudolf Carnap \,/\, Wien XIII/5 \,/\, Stauffergasse 4}, msl. \original{Adresse ab 28.\,Dez.: Mösern bei Seefeld (Tirol) \,/\, bei Frau Heis \,/\, Wien, den 24.\,Dez. 1930}.}